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Get Dead:
Dancing with the Curse

Bislang waren GET DEAD keine der Bands von FAT WRECK CHORDS, mit denen ich mich allzu sehr beschäftigt habe. Nachdem ich vor einigen Wochen die Single vom nun erscheinenden Album Dancing With The Curse gehört hatte, bereute ich dies allerdings etwas und beschloss, die Band aus dem momentan unter einer dicken Rauchglocke liegenden San Francisco, mal einer genaueren Prüfung zu unterziehen.

Mir scheint es, als wären GET DEAD nie eine Band gewesen, die eine wirklich klare Linie in ihrem Sound hatten. In der Vergangenheit gab es neben dem zu erwartenden Cailfornia-Punk auch schon einige Stücke, die rein akustisch eingespielt wurden und mehr in die Richtung Folk oder gar Country gingen. Das ist diesmal nicht wirklich anders, wobei die Anzahl der folkigen und akustisch aufgenommenen Songs geringer ausgefallen ist und anstatt dessen der Skapunk-Anteil hoch geschraubt wurde und zudem nicht ganz so stark zwischen den Genres hin und her gesprungen wird. Das zeigt sich direkt von Beginn des Albums an, das nach einer gerappten Spoken-Word-Einlage von Sänger Sam King mit Wucht aus den Startlöchern sprintet und danach in ein wundervoll drückendes Reggae/Ska-Stück mit dem markanten, kratzigen und rauchigen Gesang von Sam und fett pumpenden, buppernden Bass übergeht. Neben den anderen Bandmitgliedern, die an den Mikros unterstützen, einzelnen Gangshouts und Chören, ist es auch dieser grad schon erwähnte Gesang von Sam King, der ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal bildet. An manchen Stellen singt er, wenn er in den Sprechgesang wechselt, so schnell, dass er sich fast zu überschlagen scheint und immer wieder Referenzen zum Hip Hop aufweist, dem er wohl neben seiner Tätigkeit in dieser Band fröhnt. Im Verlauf der Platte finden sich immer wieder einige Skapunk-Stücke, ohne Einsatz von Trompeten, sondern nur mit Offbeat und vereinzelt auftretender Orgel (Hard Times, 8 Track, Take It), ein paar reine und knallende Punkrock Nummern (Nickel Plated, Stickup, Confrontation, Confidence Game) bei denen mehr Gas gegeben wird und mit Pepperspray und Glitch auch wieder zwei fast komplett akustische Nummern. Gänzlich neu hingegen sind kleine elektronische Spielereien, die in manchen Songs kurz aufblitzen (Disruption, Glitch, Confrontation und Take It). 

Obwohl die Arbeiten an diesem Album bereits vor zwei Jahren begonnen haben, scheint es seiner Zeit, gerade was den Inhalt der Texte betrifft, voraus zu sein. Finden sich doch immer wieder politische und gesellschaftskritische Themen in ihnen. Allen voran Pepperspray, das sich den immer noch stattfindenden Protesten gegen die grassierende Polizeigewalt in den USA widmet, noch bevor diese, beginnend durch den Tod von George Floyd, ausgebrochen waren. Es ist ein Aufruf an alle Protestierenden, weiter zu machen, weil sie das Richtige tun. Auch bei weiteren Texten, wie zum Beispiel bei Confrontation, lohnt es sich genauer hinzu hören und/oder mal einen Blick auf die Lyrics zu werfen. Hier wird die Zerrissenheit der amerikanischen Gesellschaft thematisiert. 8 Track (Kokain) und Green Girl (Alkohol) behandeln hingegen den Substanz-Missbrauch. 

Dancing With The Curse verdient sich meine Aufmerksamkeit, und auch sicherlich die des geneigten Hörers, schnell und mit einer unverschämten Leichtigkeit und bleibt dabei über die komplette Spielzeit von 32 Minuten ausnahmslos und ausgesprochen fabelhaft. Das hat mitunter wohl auch mit dem versierten Produzenten-Team, das sich D-Composers schimpft und aus Fat Mike (NOFX), Johnny Carey (OLD MAN MARKLEY), Baz Bastien, Yotam Ben Horin (USELESS ID) and Chris Dugan (GREEN DAY) besteht, zu tun. Zum anderen ist es auch dem Fakt geschuldet, dass die Band auf ihrem nun dritten Longplayer sichtlich gereift ist und ihre Qualitäten weiter ausbauen konnte und es sich nicht nehmen lässt, ihrem Portfolio weitere Fähigkeiten hinzu zu fügen. Hier wird munter, frisch, und experimentierfreudig drauf los gebacken und dabei knackige Leckereien gezaubert, anstatt sich mit aufgewärmten Brötchen ins gemachte Nest zu setzen. Songs wie Disruption, Take It und 8 Track haben es eigentlich verdient, von den Festival-Bühnen der Welt in Richtung einer tanzenden Meute posaunt zu werden, was aber wohl dieses Jahr nicht mehr der Fall sein wird. Bleibt zu hoffen, dass sie dies im nächsten Jahr nachholen können. Brandheiß dürften die Songs dann wohl noch immer sein!

Fazit:

Get Dead sind nicht totzukriegen (Tusch)!

Peter 10/2020
Hörprobe:
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Get Dead - Dancing with the Curse

Stil: Punk, Punkrock, Folk Punk, Ska Punk
VÖ: 09.10.2020, LP, CD, Fat Wreck Chords


Tracklist:

01. Disruption
02. Nickel Plated
03. Fire Sale
04. Stickup
05. Glitch
06. Confrontation
07. Hard Times
08. 8 Track
09. Green's Girl
10. Pepperspray
11. Confidence Game
12. Take It




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