Team O/Die Team O'Tolkmitt Erfahrung ist die Solo-Spielwiese von Timo Tolkmitt, unter der der umtriebige Berliner (u.a. DxBxSx, Blutige Knie und mehr) in unregelmäßigen Abständen neues Zeug in Eigenregie unters Volk bringt. In der uns alle ankotzenden Coronazeit scheint Team O ein willkommenes Ventil zu sein. Wohin auch mit Kreativität und Bock, wenn Konzerte flachfallen und auch Proben und Aufnehmen erschwert ist. "Tales from the Lockdown" ist nämlich momentan der zweite von drei Releases während der Pandemie - ganz aktuell gibts die "Peavy Classic 400 Blues" Single und vor "Tales from the Lockdown" erblickten letztes Jahr die "Corona Sessions I" das Licht der Welt. Man hat den Eindruck, dass hier was raus muss, und dieser verstärkt sich auch beim Hören des hier nun zu besprechenden Albums.
Was Team O und DxBxSx in ihrer DNA gemeinsam haben, ist die Affinität zu Garage und Stoner mit leichter 70s Schlagseite. Aber diese ist hier deutlich stärker ausgeprägt mit einem guten Schuss dreckigem Blues. Die Songs haben mehr Luft zum Atmen und fühlen sich deutlich progressiver an. Der Sound ist beeindruckend und brachial, gleichzeitig eingängig und auch wenn es hier weniger straight zugeht, ist verdammt viel Druck drauf. Man merkt in jeder Sekunde, dass hier jemand von der aktuellen Situation ziemlich angepisst ist. Das drückt sich in der Musik wie auch in den Texten gleichermaßen aus, welche die komplette Bandbreite von Wut über Politikmist, Schwurblerkacke und Großstadtstress abdecken. Manche Parts erinnern an die härteren Songs der Scherben, dann steht man wieder in der kalifornischen Wüste. Verlieren sich andere Genre-Kollegen gerne in schwachen Momenten in verkiffter Belanglosigkeit, gefällt mir hier das Hibbelige, Drängende richtig gut. Man kriegt immer wieder die Kurve zu sich aufbauenden Soundwänden und Solo-Parts ohne lahmes Gitarrengewichse. Das Album klingt auch richtig gut; ist passend roh produziert und hat nen schönen Live-Charakter.
Ich kannte Timo Tolkmitts Solosachen bisher nicht, hab aber hier echt nen Glücksgriff in die Reviewkiste getätigt. Bin ein Freund von Kyuss, Fu Manchu und Co.und habe mich gleich zu Hause gefühlt.
"Wir wollen doch einfach nur Konzerte geben" singt er in "Michel, Karen, Ken". Ich bitte darum.
01. Egotrip
02. Zum Glück gibts Armut
03. Corona Gewinnler
04. Michel, Karen, Ken
05. Hup mich nich an
06. Guten Morgen
07. Verschwörungsindustrie
08. Fleisch ist kein Menschenrecht
09. Spätschichtkoller
10. Trinkerplätze
11. TxMxCxDx
12. Die Vernunft