Liu Cixin zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellern der Science Fiction. 2015 wurde der erste Band seiner Trisolaris-Trilogie mit dem Hugo Award ausgezeichnet. Er ist damit der erste chinesische Autor, dem der renommierten Genre-Preis verliehen wurde. Netflix hat sich die Rechte an der Reihe bereits gesichert und die „Game Of Thrones“-Macher David Benioff und D.B. Weiss mit der Umsetzung beauftragt.
Neben seinen visionären Werken sorgten in der Vergangenheit jedoch auch einige politische Äußerungen des Autors für Aufsehen, die ihn sonderbar reaktionär wirken lassen. So rechtfertigte er in Interviews die Unterdrückung der Uiguren und die Zensur des Internets durch die chinesische Regierung. Auch in „Meer der Träume“ glaubt man diese Staatstreue vereinzelt durchscheinen zu sehen, etwa wenn die chinesische Vertreterin im UN-Sicherheitsrat sich dafür ausspricht, mit einem außerirdischen Wesen in Kontakt zu treten, statt wie die USA auf eine militärische Lösung zu setzen.
Im Wesentlichen jedoch ist „Meer der Träume“ eine sehr fantasievolle Erzählung über Kunst als Sinnstifter aller Existenz. Science Fiction trifft in dieser Geschichte auf philosophische Untertöne, wenn ein außerirdisches Wesen, das sich selbst als Niedertemperaturkünstler bezeichnet, durch das Erschaffen einer gewaltigen Installation den Fortbestand der Menschheit bedroht. Einen Kollegen erkennt das Alien in Yan Dong, einem sehr begabten Freizeitkünstler, der Eisskulpturen erschafft. In zahlreichen Dialogen versucht der Mensch fortan die Motive des außerweltlichen Künstlers nachzuvollziehen und letztlich die Welt zu retten.
Rodolfo Santullo hat die Kurzgeschichte mediengerecht ausgearbeitet, der argentinische Zeichner JOK bebildert sie stimmungsvoll. Ihr Band ist Teil der „Cixin Liu Graphic Novel Collection“, für die Künstlerinnen und Künstler aus China und Europa insgesamt 15 Kurzgeschichten als Comic-Alben adaptieren. Einige der Titel sind bereits bei Splitter erschienen, der nächste mit dem Namen „Der Dorflehrer“ soll im November veröffentlicht werden.
