Entdeckt habe ich Vlimmer durch die überraschend interessante Coverversion von „Smells Like Teen Spirit“, zu hören auf der Compilation „Nevermind Reworks“. Kurze Zeit später erreichte mich die Nachricht, dass es mit „Nebenkörper“ auch ein aktuelles Album der Band gibt. Aber Moment mal, ist das überhaupt eine Band?
Alexander Donat ist der Kopf hinter Vlimmer, und wie es scheint, steckt jener voller toller, sonderbarer und manchmal wohl auch beängstigender Ideen. Auf der Bandcamp-Seite seines Labels Blackjack Illuminist Records finden sich neben Vlimmer weitere interessante Acts aus dem düsteren Wave-Spektrum. Verneblung sollte man sich beispielsweise mal anhören.
Vor „Nebenkörper“ hat Donat eine EP-Reihe mit 18 Teilen veröffentlicht. Es gibt also allerhand nachzuholen, sofern man denn Gefallen an den herausfordernden Stücken von Vlimmer findet. Denn soviel ist klar: dieses Album lässt man nicht beim gemütlichen Abendessen im Hintergrund laufen. Hier sind Aufmerksamkeit und auch ein Mindestmaß an Geduld und Leidensfähigkeit gefordert.
Kantiger Shoegaze trifft auf opulenten Dark Wave und stampfende Industrial-Klänge. In den eingängigeren Momenten wie „Minusgesicht“ oder „Kartenwarten“ mag man Depeche Mode als Referenz erkennen. Auch The Cure können erwähnt werden, zielt doch Donats Art zu Singen und zu Klagen in ihrem Pathos recht deutlich in Richtung Robert Smith. Allerdings mit einem feinen Unterschied, denn hier wird deutsch gesungen. „Die bittere Frucht quillt hinaus / Sie rinnt über den Hals“, heißt es da etwa in „I.P.A.“, das von einem Drum’n’Bass Beat getragen wird. So trippy kann man über Bier singen. Als Begleitung zu diesem Album empfehlen sich jedoch vermutlich andere Rauschmittel.
01 Farbenmüde
02 Fensteraus
03 Mutem
04 Restfall
05 Meter
06 Minusgesicht
07 I.P.A.
08 Ad Astra
09 Wagendruck
10 Kartenwarten
11 Kron
12 Nebenbei