Die sympathischen One Step Ahead bringen mit "Wenn alles einbricht" einen neuen Langspieler heraus und dieser lohnt sich - soviel möchte ich vorweg nehmen - wirklich sehr. Mittlerweile ist die Kombo zu dritt und verfügt zusätzlich zu Schlagzeuger Gunnar und Gitarristen Robert auch über einen festen Bassisten mit Namen Sven. Zwar wurden OSA auch in der Vergangenheit bereits sowohl live, als auch auf Platte von wechselnden Viersaitern begleitet, nun scheint es jedoch endlich etwas Festes zu sein. Ich weiß das sehr zu begrüßen. Alle brauchen schließlich Strukturen, auch diese linksradikalen Anarchos, vielleicht sogar ganz besonders diese!! Kommen wir vom halbironischen Geplänkel mal zur Musik. OSA halten auch hier wieder nicht hinterm Berg mit ihrer authentischen und gesellschafts- sowie szenekritischen Haltung. Besonders gefällt mir hierbei der Track "Punk und Business", wo es um die sehr kommerziellen Grundeinstellungen mancher sogenannter DIY-Bands geht. Okay, das Thema wurde schon oft besungen, dennoch schaffen es OSA, als genaue Beobachter ein pointiertes Bild der Wirklichkeit zu zeichnen. Vor allem beim Part über die zum Teil peinlichen Musikvideos der hier angesprochenen Bands fühle ich mich zu 100% abgeholt. Waren OSA vielleicht mal bei einem Bierschinken-Review-Marathon dabei?

Aber auch sonst zeigt die Band, dass man nicht unbedingt total verkopft sein muss, um ein gutes Polit-Punk-Album abzuliefern. "Red & Black" ist z.B. verdammt eingängig und bietet damit eine ideale Mitsing- und Tanzhymne um den globalen Antifaschismus bzw. links-libertären Aktionismus zu feiern. Neben den Songs mit eher simpel gestrickten Botschaften, gibt es aber auch Tracks, die mehr zum Nachdenken anregen sollen. Hier wäre vor allem der Song "Die Stadtmauer Dein Tellerrand" zu nennen, der das Wegziehen von Aktivist*innen aus dem ländlichen Raum thematisiert. Das hier beschriebene Bild der/des Exil-"Ossis", die/der es sich nun im Szenekiez gemütlich gemacht hat und nicht mehr über den Tellerrand bzw. die Stadtmauer zu blicken wagt, kommt mir aus meinem Umfeld durchaus bekannt vor. Das Lied endet sodann auch ambivalent mit den Versen "Bleiben oder gehen? diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen". OSA unterstreichen hier wieder mal, dass es für vertrackte Probleme eben keine einfachen und kurzen Lösungen gibt. Trotzdem schafft es das Trio, besagte Diskurse kurz und prägnant in wenigen Textzeilen unterzubringen. 

Somit haben OSA es wieder einmal geschafft, ein ausgewogenes Album abzuliefern, welches etwas "punkiger" gemischt ist als die Vorgänger, dabei jedoch auch nicht ein Quäntchen Energie einbüßt. Textlich ist das sowieso alles sehr gut durchdacht und trifft jedes Mal den Nagel auf den Punkt.

Fazit: Der Verfassungsschutz tut es eh schon lange heimlich, ich sage es an dieser Stelle nochmal ganz offen: One Step Ahead sind die vielleicht beste und authentischste Politpunk-Band aus dem deutschsprachigen Raum. 

Anspieltipps: Die Stadtmauer Dein Tellerrand, Punk Und Business