Yør, das sind doch die mit den lustigen "Yør my heart, Yør my soul"-Aufklebern mit Modern Talking in Crustkutten? Die von der Blastbeat-Antifa? Die mit dem Tape, was genau 13:12 Minuten lang ist? Yor, das ist doch der Bergmann aus der Unendlichen Geschichte, der die vergessenen Träume aus der Mine Minroud wieder nach oben holt? Ja, alles ja! Und noch viel mehr als das.
Bei Yør gibt's neben Crustgeballer und Blastbeats noch 'ne schöne Schippe Grind dazu, und alles vollkommen frei von Machogehabe und Prollklischees, die sich in diesen Genres doch gerne mal einfinden. Wer nach dem Easy-Listening-Soundtrack für den Sonntag Nachmittag auf der Couch sucht, ist hier aber vollkommen fehlt am Platze: Nach weniger als 14 Minuten sind die 8 Songs durch die Boxen gerauscht, das reicht nicht ansatzweise, um den Kaffee zum Crust auf ein trinkbares Temperaturniveau abzukühlen. Doch viel wichtiger als die Musik sind die Botschaften, die Yør transportieren und für die sich nicht nur der Blick auf die Lyrics bei Bandcamp (versteht ja sonst auch kein Mensch!) lohnt, sondern vor allem der Kauf des in Eigenregie herausgebrachten Tapes. Dies enthält neben einer zauberhaft schönen goldenen Kassette mit "13:12"-Aufschrift ein fantastisches Beiblatt, auf dem zu jedem auch noch so kurzem Text eine ausführliche inhaltliche Beschreibung beiliegt.
Ohne diese Zusatzbeschreibungen wäre ich auch ziemlich aufgeschmissen gewesen, geht es doch u.a. in "Life overtakes me" um das sogenannte Resignation Syndrom, eine Erkrankung, die vor allem psychisch traumatisierte Kinder und Jugendliche betrifft, die sich inmitten eines anstrengenden und langwierigen Migrationsprozesses befinden. "Dislocation" beschäftigt sich mit dem Thema Drogenkonsum und wieso wir vielleicht lieber darauf hinarbeiten sollten, den Umgang mit Drogen sicherer zu machen, als den Drogenkonsum und die Konsument*innen zu kriminalisieren. In "Weakness in Numbers" wird der noch immer furchtbare Umgang der Linken Szene mit allen Formen von sexualisierter Gewalt angeprangert und die Frage aufgeworfen, wieso wir es immer noch nicht geschafft haben, endlich mal die vielen gesagten Worte in die Tat umzusetzen.
Ein wirklich breites und überaus eloquentes Spektrum an Themen, die ich hier gar nicht wirklich zusammenfassen könnte, ohne wichtige Passagen wegzulassen. Daher holt euch das Tape, setzt euch doch 'ne Runde aufs Sofa und lest in Ruhe die Texte. Dafür solltet ihr euch aber bitte mehr als 792 Sekunden Zeit nehmen und eine Hand frei haben, um euch an die eigene Nase zu fassen. Mache ich jetzt nämlich auch nochmal, kann nie schaden.
Oder anders gesagt:
#AntifaHeisstFrittieren
#BlastbeatsGegenDeutschland
#fuckNSBM
Antifa-Macker fuck off!
So nämlich! DIY or die. Starkes Ding.
01. Circles
02. Weakness In Numbers
03. Nothing
04. Life Overtakes Me
05. Dislocation
06. Uyulála
07. Cor
08. Clandestine