Aus der Reihe "Alles außer Punk!" präsentiere ich Ihnen, werte Leserschaft, KAPA TULT! (Tusch, Vorhang auf).

Wobei KAPA TULT vielleicht mehr "Punk" sind, als so manche, seit Jahren die gleichen Stereotype reproduzierende Szeneband. Außerdem ist "Punk" ja auch, was ihr draus macht, nicht wahr? Wer beim Stichwort "Punk" also nicht direkt an Iros, Nietengürtel und Bier denkt, sondern an Kritik an den herrschenden Zuständen zum Beispiel, vorgetragen mit einer guten Portion Ironie, kann hier gern mal einen Blick über den musikalischen Tellerrand werfen, da gibt es auch sehr viel zu entdecken in diesem verspielten Genremix aus Pop, Indierock, Hip Hop, Electro und Bossa Nova (oder so)!

Zu allererst natürlich den lässigen Opener "Michelle Obama", der pünktlich zum Geburtstag ebenjener am 17.1. als erste Single dieser kleinen, feinen EP veröffentlicht wurde. Geht aber weniger um die ehemalige First Lady als um Schönheitsideale von denen man sich nicht freisprechen kann, obwohl die meisten davon ziemlich doof sind. Über die Jahre hat man die aber so krass internalisiert, dass man lieber sich selbst hasst. Trauriges Thema eigentlich, wird hier aber sehr groovy intoniert. Weiter geht's mit "Schokocreme", da gewinnt schon der Titel und ein Flötensolo gibt es obendrauf. Dann "Priority Lane" mit der großkotzigen Arroganz des arroganten Großkotzes, der Flugmeilen statt Plastik sammelt, sich auf Hawaii die Sonne auf den Bauch scheinen lässt und gegen die nervige Hitze die Air-Con auf Anschlag dreht. Klimaerwärmung egal, schließlich hat man hartverdientes Geld dafür bezahlt! Mit der "Auszeichnung" habt ihr das (Schul-)System besiegt und könnt direkt in der Elite-Loge Platz nehmen, bevor euch mein Favorit, ach eigentlich sind's ja nur Favoriten, "Premiumsingle", charmant zum Ausgang geleitet. Alle, deren Mütter schon öfter mal gefragt haben, wann man denn gedenke, sich einen Partner/eine Partnerin zuzulegen und sesshaft zu werden, werden diesen Song feiern. Alle, die, wie ich, von solch übergriffiger Fragerei verschont geblieben sind (danke, Mama!), auch. Könnte an der catchy Hookline liegen.

"Meinten Sie Katapult?" fängt stark an, hört stark auf und bricht auch in der Mitte nicht ein. Ein eigenständiges, modernes Stück Musik, das nicht auf hundertfach ausgetretenen Pfaden rumlatscht, weder musikalisch, noch thematisch. Ich finde das erfrischend, gerne mehr davon!