"Papier-Brot ist ein gutes Brot!" sang in etwas abgewandelter Form mal ein bekannter Künstler. Und auch wenn das Zitat ca. 200 Jahre alt ist, so gilt es auch heute noch für die aktuelle Ausgabe vom Brot, denn auch sie ist ein gutes Brot! Zwar kenne ich leider erst zwei Heftchen, aber auch mit zwei Punkten lassen sich Geradengleichungen und Benchmarksysteme für eine vollständig objektive Bewertung erstellen.
Das waren meine Worte für Ausgabe 06, die ich zwar gelesen, aber dann vergessen habe, zu besprechen. Sorry Yannig! Jetzt sind wir bei drei Messpunkten, welche sich immer noch durch eine Gerade mit positiver Steigung annähern lassen. Keine Polynomscheiße, keine abfallende Exponentialfunktion, reine Steigung. y = mx + b.
Einer der großen Vorteile beim Brot ist, dass es nie altbacken wirkt und sich die Artikel und Interviews auch Monate später noch frisch und herzhaft lesen lassen, daher kauft bitte also das Brot, egal welche Ausgabe. Zur Not friert es ein, toastet es kurz an und fertig ist die handliche Lektüre für den Zug, das Frühstück, das Klo oder das Hipstercafe im gentrifizierten Szeneviertel, in dem ihr euch dann nochmal richtig subkulturell profilieren könnt (sagte der vegane Bartträger mit Brille und Tattoos aus Eimsbüttel...).
Dass ich das Brot so mag und auch diese Ausgabe wieder einiges an Kopfschütteln und Gelächter hervorgerufen hat, ist nicht nur aber auch der Schreibe von Thommy geschuldet. Dieser schafft es immer wieder, Texte durch unnötige Zusätze in kleine absurde Kunstwerke zu verwandeln, die oft wenig Inhalt, aber viel Freude vermitteln. Die Zusätze. Nicht die Texte insgesamt. Dazu punktet dieses Fanzine wie kaum ein anderes durch absolute Subjektivität und spart nicht mit Worten der Abscheu oder der Gleichgültigkeit. Aber nicht denken, dass es nur Negatives oder Belanglosigkeiten im Brot zu lesen gibt, dieser Nimbus haftet Bierschinken auch immer wieder ungerechtfertigt an.
Neben großartigen Interviews, hervorzuheben ist vor allem das unterirdische "Gespräch" mit den besoffenen Ponys auf Pump, sind es vor allem die Kolumnen zum Thema #punktoo, der Pariser Kommune und der Geschichte von POC im Bereich Punk, die auch inhaltlich Einiges zu bieten haben. Bevor ich das alles zusammenfasse und mich dabei nur selbst blamiere, lest euch das alles doch gerne im Heftchen durch. Aber aufmerksam, das lohnt sich nämlich!
Abgerundet wird das Brot nicht nur mit einem Brotmesser, sondern auch mit Reviews zu Plattenläden, vielen Tonträgern, Listen mit Songs über Tiere und der wichtigen Kategorie "Kleinkram, der mich ein bisschen (aber eigentlich auch nicht superschlimm) nervt." Schäme mich jetzt als Träger eines Descendents-Tattoos wieder mal etwas, aber eigentlich auch nicht superdoll. Und wenn das Brot schon fast aufgegessen ist, bleiben noch ein paar Krümel in Form von Konzertreiseberichten übrig.
Hat mich hervorragend durch die Quarantäne zuhause und den Flug zum Manchester Punk Festival gebracht. Auch geil: Es gibt Mucke zum Heft, hört rein unter https://brotfanzine.bandcamp.com