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Wasted:
Modern Lie

Die finnische Band Wasted gibt es schon eine Ewigkeit, laut dem Internet sogar schon seit den 80ern. In meinen Plattenschrank hat sich trotzdem bisher nur ihr Album Here Comes The Darkness von 2013 eingefunden. Ein Album, was ich eine kurze Zeit lang ganz cool fand, dann aber irgendwie aus den Augen verloren und die Band danach beinah komplett vergessen habe. Nun erreichte mich die Nachricht, dass sie ein neues Album aufgenommen haben. Die erste Single "Break You" packte und begeisterte mich, ließ mich allerdings auch mit großer Verwunderung zurück. Konnte man ihren Stil doch bisher als standardisierten, eher düsteren als allzu fröhlichen Punkrock mit leichter Tendenz zum Streetpunk beschreiben, hatte sich nun ein starker Post-Punk-Einfluss breitgemacht. Eigentlich überhaupt nicht mein Metier. Nicht dass ich dieser Spielart bzw. diesem Genre komplett abgeneigt bin, aber in den letzten Jahren wurde dieses Feld so dermaßen beackert, dass ich beim bloßen Ertönen von Moll-Gitarren oder beim Blick auf den Konzertflyer, auf dem der Sound von Band XY als Post-Punk ausgewiesen wird, nur noch mit den Augen rolle. Immer wenn irgendwas zu sehr Trend wird, kommt halt in mir der kleine dreizehnjährige Anti-Alles-Peter durch und ich reagiere trotzig mit Ablehnung. Schluss damit, ich werde ja hier nicht dafür bezahlt, um einen Rant über Post-Punk loszulassen, sondern um eine Rezension über ein Punk-Album zu schreiben.

Also Track Nummer 1 hatte ich ja schon vorab lieb gewonnen, dieser coole Basslauf, der leicht hallige, etwas entfernt klingende Gesang und das stumpfe Schlagzeug sind schon mal sehr stark. Das Sahnehäubchen oben drauf, ist dann der Klang der Gitarre und die messerscharfen Melodien die sie damit zaubern. Erinnert mich immer wieder an den Gitarrensound und die Riffs auf dem PETER & THE TEST TUBE BABIES Album Mating Sound Of South American Frogs, wenn das hier jemanden etwas sagt. Wem es nichts sagt, der sollte diese Lücke schnellstens schließen! Mit Major Threat und Gentrifucked geht das Spiel erstmal genauso weiter, wie es mit Break You begonnen wurde. Über die textlichen Inhalte der Songs braucht man eigentlich wenig zu sagen, die Songtitel liefern da schon genügend Hinweise. Bei These Streets fließt zum ersten Mal wieder etwas Streetpunk mit in den Sound ein und man muss sagen, dieser lässt sich eigentlich wunderbar mit den postigen Klängen vermischen.

Bekanntlich mach ja die Dosis das Gift und so stellt sich bei Song 5 von 10 langsam die ersten Abnutzungserscheinungen bei mir ein. Langsam fängt die Gitarre, die ich in den Songs zuvor noch so gefeiert habe, an, mich zu nerven und mit den oft plakativen Texten und Parolen besonders in den Refrains geht es mir ähnlich (Hier: "rich mans war, poor mans blood"). Leider geht es aber noch ein paar Songs genauso weiter wie bisher, bis mit Trenches ein krasser Bruch vollzogen wird und jegliche Post-Punk-Einflüsse über Bord geworfen werden. Einerseits atme ich etwas auf, andererseits sorgt dieser Bruch dafür, dass sich die nun kommenden Songs anhören, als wären sie aus einer anderen Schaffensphase bzw. von einem anderen Album. Das lässt sie irgendwie wie Fremdkörper wirken, die dafür verantwortlich sind, dass sich die Songs nun nicht mehr anhören wie aus einem Guss. Wirklich gut, mitreißend und kreativ sind sie zudem auch nicht. Mit Cut the Cord kehrt man dann ganz zum Schluss noch mal kurz zum düsteren halligen Sound vom Anfang der Platte zurück. Mich haben sie aber über die letzten, vergangenen paar Minuten verloren.

Fazit: Ich schwanke zwischen  "Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt". Aber ich will mal nicht zu streng sein, besinne mich auf meine anfängliche Euphorie und drücke beide Augen zu. Daher schicke ich 7 Punkte hoch in den Norden nach Helsinki! 

Peter 06/2022
Hörprobe:
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Wasted - Modern Lie

Stil: Punk, Streetpunk, Post-Punk
VÖ: 08.04.2022, LP, CD, Sabotage Records


Tracklist:

01. Break You
02. Major Threat
03. Gentrifucked
04. These Streets
05. Rich Man's War
06. True Colors
07. Abuser
08. Trenches
09. No Time
10. Cut The Cord


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