Wir befinden uns im Jahre 2000 n. Chr., das ganze östliche Ruhrgebiet ist von Gabber-Glatzen und Onkelz-HörerInnen besetzt ... Das ganze östliche Ruhrgebiet? Nein! Ein von unbeugsamen, aufrührerischen Jugendlichen bevölkertes Dorf namens Unna hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. In einer Zeit, in der sich Skate-Punk eigentlich schon wieder komplett erledigt hatte und der furchtbare Metalcore noch gar nicht aus seinem Ei geschlüpft war, machen sich vier Jugendliche auf, mit furiosem Krach, der sich Thrashcore schimpfen soll, ihren Vorbildern wie zum Beispiel SPAZZ, bei dem sie sich gleich mal den Albumtitel dieser EP klauten oder SCHOLASTIC DETH nachzueifern. Gleichzeitig ließ sich auf diese Weise all der im Bermudadreieck zwischen Schulhof und Skatepark angesammelte Hass auf die kaputte Welt um einen herum heraus brüllen.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich damals als kleiner Punker, dem seine Lederjacke noch so passte, dass er sie schließen konnte und bei dem noch genug Haupthaar vorhanden war, um dieses in irgendeiner Weise zu stylen, die Band SIDETRACKED gesehen habe. Meistens wohl bei einer Show im JKC Kamen, dem JZ Yellowstone in Bergkamen oder dem JZ Sunshine in Selm, die letzten beiden sind wohl als ehemaliger Hauptsitz von HORROR BUSINESS RECORDS anzusehen. Übrigens in unserer Gegend und in der damaligen Zeit auch so ein Gallier unter all den kulturellen Römern. Jedes Mal überrollten mich die vier mit ihrem Hochgeschwindigkeitskrach. Ganz verstanden, was da gerade passiert, warum dies so schnell sein muss, so wenig eingängig ist und weder viel Melodie noch irgendwelche gut gesetzten Breaks hat, habe ich damals wohl nicht und vielleicht verstehe ich es heute noch nicht in seiner Gänze. Trotzdem fand ich es damals wie heute einfach nur megageil, vor allem live. Man wurde ja geradezu von diesem heftigen Gebrüll und Geschepper überrollt. Dann zwanzig Minuten durch gewühlt, als hätte man nicht nur seine schmutzige Wäsche, sondern gleich sich selbst mit in die Waschmaschine gesteckt, die Tür hinter sich geschlossen und den Schleudergang eingelegt. Ob das nun Punk, Hardcore oder Thrashcore war, war mir größtenteils egal, denn was heute wie damals glasklar war, das, was hier praktiziert wurde, war und ist ein musikalischer Schlag in die Magengrube. Besser und treffender kann man meiner Meinung nach Wut, Hass und Frustration nicht in Klänge verpacken. Ich liebe es.
Mit "Crush, Kill, Destroy" wird nun auf Spastic Fantastic dem Label, das ganz nach dem Credo: "Vom Volk fürs Volk" arbeitet, die ehemalig 2004 auf Kassette veröffentlichte EP auf Vinyl rausgehauen. Damals siedelte die Kassette zwischen dem ersten auf Good Boy Records erschienen Album und der Split EP mit SOME CAME RUNNING. Von ebenjener Split befinden sich auch einige Songs auf dieser weißen, einseitig bespielten LP. Für mich am wichtigsten ist dabei wohl der Song "Unnahältzusamm", den ich schon auf ein Mixtape und in einige Playlists geschmuggelt habe. Alle Songs haben hier einen noch viel raueren Charme, alles wirkt mir noch schneller, roher und der Gesang noch unverständlicher als auf den später folgenden Platten! Kurzum: Ein Traum!
Wenn ihr schnell wart, lag eine der auf 100 limitierten weißen Vinyl Scheiben pünktlich zum Releasetag, dem 24.12. bei euch unterm Baum bereit, um aufgelegt zu werden und dann jegliche harmonische Weihnachtsstimmung in unter zwanzig Minuten aus dem Raum zu fegen. Wenn nicht, haltet euch ran!
1. Destroy The Syndicate
2. 200 Scheisse
3. Friendship
4. Clockwork Works
5. Fuck You
6. Krankenschein
7. Sell Guevara
8. Guideline
9. Busted
10. Unnahältzusamm
11. Rock You Fuckhead
12. Sidetracked For Life
13. The Contest