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Grade 2:
Grade 2

Es ist schon etwas her, doch nun, wo ich das neue GRADE 2 Album höre, habe ich die folgende Textzeile im Ohr, als wäre es gestern gewesen, dass der RANCID-Frontmann Tim Armstrong sie sang: "There's a ghost band, girl, playing our songs now" (Ghost Band). Denn wenn man sich den Großteil der vorliegenden fünfzehn Songs auf diesem Album anhört, fragt man sich doch ernsthaft, warum sich der Herr Armstrong über Rancid-Klone wundert, wo er diese, wie hier geschehen, doch selbst immer wieder produziert. Ist die frappierende Ähnlichkeit zwischen den noch recht jungen Engländern von der Isle of Wight und den Amerikanern aus der Bay Area wohl kaum bestreitbar und mehr als offensichtlich.

Das beginnt schon, wenn in den ersten Sekunden von Judgement Day der auf diesem Album durchweg prägnant ausfallende Bass angestimmt wird und zieht sich bis zum letzten Song durch. Doch als reine Klone möchte ich sie hier nun auch nicht hinstellen, das würde ihnen gewiss nicht gerecht werden. Anders als auf "Graveyard Island", ihrem dritten Album und Debüt auf Hellcat Records, sind die Oi!-Anteile im Sound hier etwas zurückgefahren und klassischer Punkrock hat auf diesem selbstbetitelten Album wieder an Oberhand gewonnen. Dabei werden die alten Helden und Klassiker des Genres musikalisch geschickt zitiert und so eine Brücke zwischen damals und heute geschlagen. Die Aussage, dass die Band dabei, wie sie selbst sagen, viel LAST RESORT, THE BUSINESS und THE JAM gehört hat, kann man getrost für bare Münze nehmen. Wer noch weiter forscht, findet in den fünfzehn Titeln, was für ein aktuelles Album nebenbei auch schon eine amtliche Schlagzahl ist, sicher noch Einflüsse von STIFF LITTLE FINGERS und natürlich immer wieder RANCID-Referenzen. Man nehme hierzu nur mal die am meisten in Richtung Hardcore-Punk gehenden Songs dieses Albums wie Doing Time oder Gaslight zur Hand, die beide knackig kurz, hart und auch sehr basslastig daher kommen und somit wunderbar auf der 2000er s/t der Ranzigen eingegliedert werden könnten.

Insgesamt ist der Sound der Platte sehr homogen ausgefallen und die Songs weisen für mich zunächst wenig Unterschiede auf, wodurch mir immer wieder etwas der Halt fehlt und die Platte mehrfach durchrauscht, bis sich die ersten Highlights heraus kristallisieren. Da hätten wir zunächst einmal das rockige Fast Pace, bei der die Kuhglocke ans Schlagzeug montiert wurde, das mit Gesang und Rhythmus einen auf zackige THE BRIEFS macht und in dessen letztem Drittel noch kurz eine Hammond-Orgel aufflammt. Dazu gesellen sich dann schnell die vorab veröffentlichten Singles Under the Streetlight, die im Nu für den ersten Ohrwurm der Platte sorgt. Zweimaliges Hören hat gereicht, das sich die Textzeile: "Some people i know don't care if they live or die. We've had our share of these trying times, so tonight we're gonna leave them behind" eingebrannt hat. Hinzu kommen die Streetpunk-Hits Brassic und Midnight Ferry. Dankend nehme ich auch die gerade erwähnten schnelleren und kürzeren Songs an, die gut eingestreut und verteilt, das Gesamtwerk auflockern. Stark sind auch die Upbeat-Oi!-Nackenklatscher Judgement Day und Bottom Shelf.

Inhaltlich bleiben die Briten wieder mehr auf der persönlichen als auf der politischen Ebene und erzählen größtenteils Geschichten aus dem eigenen Kosmos. Da geht es dann schon mal um die letzte Fähre zurück auf die Insel (Midnight Ferry), um Offensichtliches (It's a Mad World Baby) oder um das Hamsterrad, in das man stürzt, wenn man wie die Band in der Pandemie gezwungen war, wieder einem 9 to 5 Job nachzugehen (Doing Time).

Kürzlich supporteten GRADE 2 die tourenden SOCIAL DISTORTION und im Sommer nimmt Ziehvater Tim Armstrong seine Zöglinge mit auf Europa-Tour, wenn er mit seiner Hauptband unterwegs ist. Das überrascht zunächst einmal nicht, war von ihm ja einiges an Schützenhilfe zu erwarten, hat er ja ihre letzten beiden Alben produziert. Doch auch abseits davon ist momentan gut zu beobachten, wie die Band auf den Plakaten der kommenden Festivals einige Reihen im Line-Up von unten nach oben rutscht und ich wage mich so weit aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, dass das Ende der Fahnenstange hier noch längst nicht erreicht ist.

Peter 02/2023
Hörprobe:
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Grade 2
Musikstil: Punkrock, Streetpunk, Oi
Herkunft: Isle Of Wight, UK
Homepage: https://www.facebook.com/grade2iow/
Grade 2 - Grade 2

Stil: Punkrock, Streetpunk, Oi!
VÖ: 17.02.2023, LP, CD, Hellcat


Tracklist:

01. Judgement Day
02. Fast Pace
03. Under the Streetlight
04. Doesn't Matter Much Now
05. Midnight Ferry
06. Brassic
07. Gaslight
08. Don't Stand Alone
09. Streetrat Skallywag
10. Parasite
11. It's a Mad World, Baby
12. Doing Time
13. Celine
14. See You Around
15. Bottom Shelf


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