Aus meinem Seminar und Workshop “Ist das noch Punk?“, heute Folge 96: Turbonegro Must Be Destroyed – A Turbonegro Tribute Album. Turbonegro haben sich musikalisch weit vom Punk entfernt, wenn gleich auch der Geist ungebrochen ist. Genau wie der Geist der Bands und Fans, die sich vom OEuvre und Humor der Norweger inspiriert fühlen. Nach „Alpha Motherfuckers” (2001, Bitzcore), “Omega Motherfuckers” (2013, Self Destructo Records) erscheint nun mit “Turbonegro Must Be Destroyed” das dritte, selbstverlegte Tribute-Album. Ursprünglich von Turbojugend- und Bitzcore-Veteran El Presidente geplant, dann aus Gründen, über die getrost spekuliert werden darf, nicht realisiert und nun mit viel Liebe und Engagement federführend von Max Motherfucker auf die Beine gestellt. Max ist bekannt als Sänger von Christmas, Reagan Youth, Solokünstler und nicht zuletzt auch als prominenter Turbojugend-Aktivist. Details über die Entstehung lassen sich HIER nachhören.

Zum Sampler: Bewerber gab es wohl genug und die Liste der tatsächlich beitragenden Bands ist eine schöne Mischung aus bekannteren und unbekannteren Gruppen, jedoch alle mit Bezug zur Band oder zum Fanclub. Spannende, mitreißende Interpretationen - fast unmöglich einzelne Versionen hervorzuheben. Die ersten beiden Titel („I Got A Knife“ von Christmas und „Just Flesh“ von den Scumbag Millioaires) lassen mich allerdings sofort hibbelig werden und lösen Gefühle von Agitation bis Nostalgie aus. Auch wer bei „Prince Of The Rodeo“ von Syff nicht sofort tanzen will, ist defekt. Es wird sich durch alle Phasen der großen Vorbilder gearbeitet – aber gefühlt kribbeln auch wie beim Original die älteren Krawallstücke mehr. Die gewagteste Interpretation ist „Sailor Man“ von Schreng Schreng und Lala. Gänzlich skelettiert fangen der Esel und sein Anwalt auch ohne Punkgitarre die Vibration des Stückes ein, bis Gänsehaut kommt. Eine ehrgeizige Veröffentlichung, limitiert auf 1000 LPs und das ohne Plattenfirma im Rücken – DIY funktioniert auch 2023 noch. Hut ab vor diesem Liebes-Projekt!