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Rancid:
Tomorrow Never Comes

Die Ankündigung eines neuen RANCID-Albums hat mich in der Vergangenheit zugegebenermaßen schon mal mehr in Aufregung versetzt. Die letzten beiden Alben Honor Is All You Know und Troublemaker waren beileibe nicht schlecht, in den Reviews dazu fand ich damals fast nur lobende Worte, doch über eine lange Zeit fesseln und begeistern konnten mich trotzdem nur wenige Songs. 

Die im Vorfeld veröffentlichten Singles, unter anderem der Titeltrack, sowie Don't Make Me Do It und Devil in Disguise konnten mich diesmal allesamt abholen und sie gehören, soweit möchte ich jetzt hier schon mal vorgreifen, mit zu den Besten die das Album her gibt. Damit haben sie ihre Funktion als Lockvögel ja vortrefflich erfüllt. 

Möchte man Tomorrow Never Comes mit einem ihrer anderen Alben vergleichen, wäre Honor Is All We Know von 2017 wohl der perfekte Kandidat hierfür. Auch hier ist das Tempo hoch, fast alle Songs sind sehr kurz und aggressiv gehalten und knacken kaum die Marke von zwei Minuten. Ganz wie sie es schon seit Let The Dominoes Fall praktizieren, wird auch hier wieder das gesamte Spektrum ihrer Schaffensphase abgebildet. Als da wären schunkelig, hymnischer Mid-Tempo Punkrock (z.b. New American, Devil In Disguise, The Bloody & Violent History), wie Rancid es seit ihrem Beginn meisterhaft beherrschen. Aber auch sehr flotte bis schon geknüppelte Titel, wie auf ihren ersten beiden Alben oder der s/t von 2000 (z.B. Tomorrow Never Comes, Don't Make Me Do it) sind hier anzutreffen. Der Song Mud, Blood & Gold sticht dabei für mich unter den aggressiven sogar noch etwas heraus, mit seinem metallischen Beginn, der mich zunächst verwirrt. In seinem Verlauf klingt er dann in etwa ein bisschen so, wie die Stücke auf dem letzten vollwertigen TRANSPLANTS Album, auf dem er sich sicherlich auch wohl gefühlt hätte. Einzige Neuerung, und hier werden sicherlich einige von euch aufhorchen, es gibt keine Offbeat-Nummer! Keine Spur von Ska oder Reggae! Ansonsten bewegen sich RANCID wenig aus ihrer Komfortzone heraus und machen nichts anders als bisher. Somit gibt es natürlich auch wieder Titel, die nur von Lars gesungen werden, leider diesmal nur einen einzigen. Und auch Matt röhrt wieder die ein oder andere Strophe, wenn er nicht gerade frickelige Bassläufe spielt, die jedoch auch etwas reduzierter zu finden sind. 

Irgendwo angesiedelt zwischen persönlich und kritisch, pendeln sich mal wieder die Texte ein. Manchmal wäre mir weniger plakativ und austauschbar ganz lieb. Vor allem in den Refrains. Denn was Tim und Lars mir mitteilen wollen, wenn da vom "Drop Dead Inn" oder dem "Hellbound Train" gesungen wird, bleibt mir schleierhaft. Was soll das sein? Wo soll das sein? Phrasendreschen konnten sie aber auch schon immer ganz gut wenn sie wollten. Allgemein scheint sich Tim Armtrong viel mit historischen Ereignissen beschäftigt zu haben. Da gehts dann mal um "Eddie The Butcher", der taucht auch gleich zweimal auf dem Album auf, einmal im Text von New American und einmal wird ihm gleich ein eigener, gleichnamiger Song gewidmet. Laut Recherche ein lang verstorbener Gangster aus New York. Muss man den kennen? In Bloody & Violent History geht um die "Barbary Coast" also den Barbareskenstaat, dieser existierte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Ist zwar hier kein Wunschkonzert, aber etwas tagespolitischere Themen hätten mir schon zugesagt.

(Fast) Alles beim Alten also, RANCID bleiben ihrem langjährigen Credo treu und nehmen wieder mal das selbe Album auf, wie sie es schon zig mal gemacht haben. Das kann man langweilig und uninspiriert finden, das kann einen ärgern oder Ignoranz in einem hervorrufen. Man kann es aber auch einfach annehmen wie es ist und mit den 16 Songs seinen Spaß haben. Ich stand zu Beginn etwas zwischen den Stühlen und schwankte zwischen "geil" und "langweilig", kann mich nun jedoch ganz gut mit dem vorliegenden Werk arrangieren und eine gute Zeit mit ihm haben. Mit Devil in Disguise, Magnificent RougeIt's A Road To Righteousness habe ich auch schon meine ersten kleinen Lieblinge auf der Platte ausgemacht. Und sind wir mal ehrlich, wäre das neue RANCID-Album komplett aus der Art gefallen, wäre das Geschrei mit Sicherheit auch groß gewesen. So bekommen vielleicht viele wenigstens das, was sie erwartet haben. 

Peter 06/2023
Hörprobe:
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Rancid
Musikstil: Streetpunk, Punkrock
Herkunft: Kalifornien, USA
Homepage: www.rancidrancid.com
Rancid - Tomorrow Never Comes

Stil: Punk
VÖ: 02.06.2023, LP, CD, Epitaph, Hellcat


Tracklist:

01. Tomorrow Never Comes
02. Mud, Blood, & Gold
03. Devil In Disguise
04. New American
05. The Bloody & Violent History
06. Don't Make Me Do It
07. It's A Road To Righteousness
08. Live Forever
09. Drop Dead Inn
10. Prisoners Song
11. Magnificent Rogue
12. One Way Ticket
13. Hellbound Train
14. Eddie The Butcher
15. Hear Us Out
16. When The Smoke Clears


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verSemmelt
(verSemmelt)
14.06.2023 20:02
Mir geht übelst der "Drumcomputer" auf den Senkel. Immerzu Takt halten - Takt halten - Ratatatatat - Takt halten Takt halten - Ratatatatat. Hätte ansonsten vielleicht anhörbar werden können.
Zwen
(Zwen)
14.06.2023 20:39
Echt ma! Sie sollten sich wirklich mal nen vernünftigen Drummer suchen, der keinen Takt halten kann.
verSemmelt
(verSemmelt)
14.06.2023 21:03
Ha. Hör mal durch. Es gibt nahezu keine Variation und immer Ratatatatat.
Zwen
(Zwen)
19.06.2023 16:03
Habs versucht. Bin auf der Couch eingeschlafen.
Coco
(Coco)
20.06.2023 00:41
Diese Unterhaltung gefällt mir außerordentlich gut.

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