Wer um die Jahrtausendwende in irgendeiner Form etwas mit Hardcore-Punk zu tun hatte, dem sollten Bubonix aus dem beschaulichen Limburg an der Lahn eigentlich ein Begriff sein. Irgendwann verschwanden sie dann von der Bildschirmoberfläche, nach dem 2008 mit "Capsaicin" ihr letztes Album erschienen ist. Dieses konnte mich damals genauso fesseln, wie es schon der Vorgänger "Please Devil Send Me Golden Hair" schaffte. In der langen Zeit der Abwesenheit betätigen sich die ehemaligen Mitglieder:innen bei Bands wie TOXOPLASMA, LYVTEN, gründeten das Elektro-Duo EAU-DC oder gingen wie Sarah de Castro, die leider nicht mehr dabei ist, zum Theater. Jetzt sind sie wieder da und ich merke schon beim ersten Hören, das sie gefehlt haben!
Obwohl mich "Through the Eyes" vom ersten Ton an begeisterte, brauchte ich eine ganze Zeit, um diese Begeisterung nun final in Worte umzusetzen. Denn BUBONIX sind so vielschichtig aufgestellt, dass es mir nicht leicht fällt, mal eben eine umfassende Beschreibung und Bewertung des neuen Albums vorzunehmen. Was sofort auffällt, ist der fantastische Sound, der durchaus etwas fetter, klarer soll heißen ausdifferenzierter ist als auf den Alben vor der "Pause". Mitverantwortlich dafür ist Kurt Ebelhäuser, der in der Szene ja auch schon lange kein Unbekannter mehr ist. Waren sie auch vorher schon ganz klar eine Hardcore-Punkband, war es trotzdem schwer, ihren Sound zu kategorisieren, da sie hierfür viel zu breit aufgestellt waren. Das ist diesmal nicht anders, kunstvoll verwoben, vermischt sich Hardcore-Punk aus allen Dekaden seit seiner Entstehung mit Punk und Rock. Dabei wird immer mal wieder kurz zu den alten und jungen Held:innen, die hier Pate waren, herüber gewunken, um dann wieder konzentriert zum eigenen Werk über zu gehen. Klauen und Kopieren haben sie auch wirklich nicht nötig. Die gerade erwähnten Paten sind dabei mehr als zahlreich. MINOR THREAT, 7 SECONDS, ZEKE, THE BRONX, MISFITS oder heimische Bands wie SMOKE BLOW, HAMMERHEAD oder SPERMBIRDS, alter Thrash Metal, aktueller Metalcore? Sucht euch was aus, es ist alles da!
Auch textlich wird hier ein breites Spektrum abgedeckt, es geht um Ängste, um Bescheidenheit, um den Druck, der auf uns allen liegt, um Zusammenhalt und D.I.Y., um Selbsterkenntnis und Selbstfindung und um flüchtende Menschen und wie mit diesen umgegangen werden soll (die Antwort lautet natürlich: empathisch!).
Vielleicht das wichtigste Album aus dem Bereich Hardcore-Punk des laufenden Jahres!
Schön, dass ihr wieder zurück seid!
01. Approval Of Despair
02. Payed Out With Hate
03. Fear Of Death
04. Through The Eyes
05. Bricks
06. Clarity
07. Beyond Space And Time
08. Affensauna
09. Structures
10. Dedication