Get Jealous habe ich in diesem Sommer auf dem Hütte Rockt gesehen und dort sofort ins Herz geschlossen. Hier beginnt die Revolution von unten oder im Nachmittagsprogramm der Festivals. Kennengelernt haben sich Marike (Bass), Marek (Drums) und Otto (Hauptgesang/Gitarre) in den Niederlanden, wohnen aber mittlerweile in Hamburg. Kernthema des Albums ist das 16-jährige Ich Ottos bzw. their struggles mit Gender-Identität. Hierbei erzählen die Songs eigene kleine Geschichten, in der Regel mit ihren zugehörigen Protagonist*innen, nach denen sie auch benannt sind.
An dieser Stelle möchte ich direkt die große Stärke des Album hervorheben: Die Titel werden von Get Jealous so locker-leicht und ansprechend vorgetragen, dass sie beim Hören einfach nur Spaß machen. Auch wenn die Songs manchmal ernstere oder gar melancholische Themen beinhalten, hat sich die Band entschieden, musikalisch einen grundsätzlich eher positiven Ton anzuschlagen, der Lust auf den nächsten Song macht. Ein kleiner Ausreißer ist das gefühlvolle, aber auch leicht traurige "Julia", welches in einem sehr schönen Duett vorgetragen wird. Ansonsten gibt es aber auch viele Geschichten, die mich zum Schmunzeln bringen, wie dass sich mal bei einem Date beim Spazierengehen verlaufen wurde, oder dass die eigene Wohnung so unaufgeräumt und eklig ist, dass ein Rummachen auf der Couch außer Frage steht ("I'm Sorry Michelle"). Die kleinen Geschichten sind hierbei so einfach, simpel und relatable, dass ich entweder mich selbst oder Bekannte in ihnen wiedererkenne.
Der Hinweis darauf, dass ein vermeintlich unverbindliches (Tinder-)Match, was mit einem Klick (oder weniger) sowohl vertieft als auch beendet werden, aber im realen Leben der Menschen tiefe Risse hinterlassen kann, ist sicherlich ein wichtiger. Womit wir schon wieder bei der Selbstreflexion sind, die ich euch an dieser Stelle aber ersparen möchte.
So, noch kurz ein paar wenige Worte zur Musik an sich und dann mach ich die Laube hier zu: "Casually Causing Heartbreaks" macht wie gesagt ziemlich viel Spaß und ist so im Midtempo-Pop anzusiedeln. Die Instrumente sind hierbei stark abgemischt und nehmen ziemlich viel Raum ein. Vereinzelt nehmen sie vielleicht sogar etwas zu viel Raum ein, was das Album an einigen Stellen ein wenig unkoordiniert wirken lässt. Das tut dem Hörvergnügen insgesamt aber absolut keinen Abbruch.
Fazit: Treibende Powerpop-Explosion und Achterbahnfahrt durch Genderstruggles, Herzschmerz und sowas wie Erwachsenwerden.
Anspieltipp: Marie
01. 16
02. Sally
03. I'm Sorry Michelle
04. Marie
05. Alg. P.
06. Louise
07. Bauwke
08. Sophie
09. Indy
10. Julia
11. C-C-C-Call Me
12. Casually Causing heartbreaks
13. Otto