Schublade auf und rein damit funktioniert hier nicht. Ein ganzer Schubladenschrank muss her, um das alles zu kategorisieren, was hier von dieser französischen Band aus St. Brieuc in der Bretagne verrührt wird. Da finden sich Elemente von Punk, Hardcore, Garage so wie leichte Ausflüge ins Psychedelische. Das Ergebnis hört sich dann gleichzeitig chaotisch wie mitreißend an. Der Opener All Right! drischt sofort Haken schlagend eine Schneise in deinen Gehörgang, um dann Platz zu machen für Sugar, das starke 12XU (WIRE) Vibes rüberschickt. Weiter geht es mit feinen kurzen Mosh-Ausflügen und viel schrägem Distortion-Noise bei Burning Bilderberg. Manchmal höre ich hier sogar die Kanadier von FUCKED UP raus, wenn auch nur kurz, sehr kurz! Das Ende der Fahnenstange ist damit aber noch lang nicht erreicht, denn mit Watchin You steigern sie sich kurz hinein in ausufernde Hektik, genauso schnell fängt es sich wieder, um sich flink zu einer Jamsession zusammen zu finden und dann im Anschluss daran wieder komplett auszurasten. Über wenige Sekunden gezogene kreischige und hallende Gitarrensounds bilden dann den Titeltrack, der dann nahtlos in den Rausschmeißer Fish übergeht, der noch mal alles bisher Dagewesene vereint. 

Dass hier die leiblichen Eltern im US-amerikanischen Hardcore-Punk der 80er zu suchen sind, wird schnell klar, so klar, dass die Erzeuger:innen bei Konfrontation ihren Nachwuchs schwer verleugnen könnten. Dass auf der Rückseite dieser einseitig bespielten EP, dessen zweite Seite ein anschaulicher Print ziert, der Stempel von Phantom Records prangt, verwundert da schon etwas. Denn was die Weirdness betrifft, so ist hier noch deutlich Luft nach oben. Wenn man mal vom Namen der Band, der seinen Ursprung durchaus in der OKF Debatte haben könnte und dem Titel der EP, der mich sowohl nach Russland wie auch auf die USA schielen lässt, wo solch eigentlich undenkbares tierisches "Kriegsgerät" tatsächlich zu finden ist, absieht. Soll heißen: Das hier ist schon fast zu gut, also zu gut gespielt und zu gut produziert, um zwischen den ganzen anderen Obskuritäten des von größtenteils Weirdo-Synthie-Punk-Krams dominierten Labels Platz zu nehmen. Anderseits ist es auch fernab von "Standard-Punk" und somit vielleicht doch da genau richtig, wo es nun gelandet ist. 

Reinhören lohnt definitiv!