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Mackermassaker:
Hysterie

"Und ich weiß sie singen nicht für mich/ Ich weiß, und trotzdem glaube ich/ dass ich sie verstehen kann/ obwohl ich bin ein Mann..."

Diese Zeilen von Tocotronic kommen mir sofort in den Sinn, aber sie stimmen hier gar nicht richtig, denn das Potsdamer Duo richtet sich mit der bei black cat tapes und Lion Crew Records veröffentlichten Kassette schon an alle. Männlich sozialisierte Menschen dürfen getrost mal hören, wie Realitäten von Frauen aussehen können (Wo war ich: heimlich fotografiert am Strand. Wo war ich: gedrängt zu Sex im Uniklo Wo war ich: zugedrönt angefasst im Club. Wo war ich: zu hart gepresst gegen die Wand/ Ganz weit weg) und dass ihr Verhalten einen großen Teil des Problems ausmacht (YOU are the problem/getting angry).

Intersektionaler Feminismus (natürlich transinklusiv), Unangepasstheit und gegen weibliche Normvorstellungen gerichtete Auseinandersetzungen (Angry bitches wie wir sind euch unangenehm. Wollt uns beruhigen, sagt wir sollen gehen. Hört auf uns zu beschämen und fickt euch ins Knie! Wir brauchen mehr Raum für Hysterie!) aber auch die Vielfalt von Gefühlswelten sind weitere behandelte Liedinhalte.

8 Songs lang wird gebrüllt, gesungen, geschrien und geschrammelt, es werden Wut und Emotion relativ ungefiltert rausgehauen und diese Herangehensweise zollt mir größten Respekt ab, denn so zeigen sie sich die Musiker*innen von Mackermassaker auch sehr persönlich und machen sich angreifbar. Ich möchte nicht wissen, wie oft irgendwelche Dudes Tipps zum Songwriting, Gitarren/Schlagzeugspiel etc. ungefragt verlautbaren ließen…

Das Cover zeigt ein Frau, die ich als wütend bezeichnen würde. Passt somit hervorragend. Ein Textblatt liegt den 150 pinken Kassetten bei und ein paar Worte der Band sind ebenfalls zu lesen. Finde ich immer super, wenn an sowas gedacht wird.

Insgesamt verbreitet das Tape aber erstmal eine Art Unbehagen in mir, welches mir den Zugang anfangs erschwert. Also vom Kopf her möchte ich es toll finden und politisch finde ich das klasse, aber irgendwas ist da, was mich vorsichtig auf Abstand hält. Vielleicht wehre ich auch ab? Und so sitze ich hier und bin hin und her gerissen. Willkommen beim Aushalten von Ambivalenzen. Und da ich der festen Überzeugung bin, dass dies eine der wichtigsten zu lernenden Dinge im Leben ist, haben wir es hier mit einem Topexemplar zum Üben dieser wichtigen Fähigkeit zu tun.

Vielleicht ist es eine Frage des Geschmacks? (Schon wieder eine Tocotronic Zeile, keine Ahnung wo das heute herkommt)

Kann sein, denn die Ich-Perspektive bei 7 von 8 Liedern erdrückt mich. Zudem bin ich vom Grunge oder Garagepunk mit Stakkatoteilen überreizt. Gleichzeitig denke ich: surprise, surprise - das soll so sein! Dieses Tape will nicht um jeden Preis gefallen. Wir hören hier den Ist-Zustand von Mackermassaker zum Zeitpunkt der analogen Aufnahme (April 2024- gemischt und gemastert mit Smail Shock Produktion), deal with it! Also auch du, lieber Bierschinkenmusikschreiberfuzzi. Es gibt an dieser Stelle keine koketten Anbiederungen an Vorstellungen von Gefallen und Erwartungen. Und das finde ich ja eigentlich toll und bewundernswert. Ich bin noch mehr verwirrt….

Fazit: Danke Mackermassaker, danke black cat tapes, danke Lion Crew Records, dass ihr mich ratlos zurück lasst und mich dazu gebracht habt, ein wenig den Denkapparat anzukurbeln und über mich und Erwartungen an Musik nachzugrübeln sowie Uneindeutigkeiten zuzulassen und auszuhalten. Macht bitte so weiter!

Hörprobe:
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Mackermassaker - Hysterie

Stil: Garage, Punk
VÖ: 13.09.2024, Tape, Black Cat Tapes, Lion Crew Records


Tracklist:
01. Feminismus
02. Hysterie
03. Bumm
04. Ganz weit weg
05. Walking away
06. I don`t wanna
07. Getting angry
08. Tamagotchi

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