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Hell & Back:
A Constant Buzz

Viel zu viel Zeit ist seit dem letzten Full-Length Album von Hell & Back vergangen - nämlich 7 Jahre, in denen zwar B-Seiten und die tollen Club Lathe Singles rauskamen (waren ja auch insgesamt 8 Songs über gut 2 Jahre), aber ich bekam das Gefühl, dass für ein "richtiges" Album gerade entweder die Zeit oder irgendwas anderes fehlte, um einen ordentlichen Langspieler rauszuhauen. Die Buben sind ja alle inzwischen in einem Alter, in dem Arbeit, Kinder, Familie etc. die Zeit wegfrisst. Umso erfreulicher war dann die Ankündigung zu A Constant Buzz, die dem Darben ein Ende bereitet hat.

Bis auf Waiting for the Bleeding (Cro(w)s Cover) sind alle Club Lathe Songs auf dem Album vertreten (warum fehlt der eigentlich?). Schwups, sind schon 7 Tracks an Bord - das ist doch schwäbische Effizienz. Es handelt sich auch um kein bloßes Recycling, denn soweit ich weiß, wurde alles neu gemischt, gemastert und hier und da nochmal poliert. Zudem waren die Singles physisch nur in 50er Auflagen erhältlich. Die Stücke sind auch viel zu gut, um ausschließlich digital ihr Dasein zu fristen. Denn Dinger wie Rat Race sind fast schon moderne Klassiker und knüpfen genau dann, wo Hell & Back auf Slowlife (2017) aufgehört haben. Melodiöser (Pop?-)Punkrock, beeinflusst von Hot Water Music (aber punkrockiger) und Leatherface (aber mit weniger Stacheldraht in der Zuckerwatte) plus einem guten Schuss aus der Gainesville-Pulle. Nicht nur die Stimme von Sänger Vuki macht einen Hell & Back Song inzwischen schnell erkennbar. Mitreißender Chorus, Eingängigkeit, ohne zu simpel oder auf Dauer belanglos zu sein, Gitarrenriffs zum bei der Hausarbeit mitsingen und ne kleine Prise Emo - in dem Rahmen bewegen wir uns hier. Manchmal lugen auf A Constant Buzz auch Jimmy Eat World um die Ecke, wenn sie mal die Sau rauslassen. Wer das in kürzester Zeit kredenzt bekommen möchte, hört sich Ampersand an - da gibt's das alles auf 57 Sekunden konzentriert. 

Wie sieht's denn mit dem Rest aus? Die Inside und Sea Foam boten schon mal einen guten Vorgeschmack und gleichzeitig zwei Gastbeiträge, nämlich von Colletti (Die Inside) und Norman von den Resolutions (Sea Foam). Beide passen gut zum jeweiligen Stück und tragen Ihre eigene Note bei. Die Inside hat für mich die Nase etwas vorn. Marathon Man ist eher ein Grower und wurde von mir anfangs echt als kleines Lowlight empfunden, weil mir irgendwie der große Moment im Chorus angeteast wurde, der dann nicht kam. Ja fuck, zwei Tage später ertappe ich mich dann beim Summen dieses Songs und er hängt penetrant im Ohr. Irgendwas wurde da doch wohl richtig gemacht. Mein Favorit ist Marathon Man immer noch nicht, aber ich glaube das liegt auch daran, dass er im Vergleich zum Rest leicht aus dem Rahmen fällt.

Wem es genauso geht, kann beruhigt sein, denn mit Monochrome folgt gleich der nächste moderne Klassiker und bringt alles mit was der geneigte H&B Hörer braucht: Keine Sperenzchen und ein Refrain zum Niederknien. Space Jam startet mit fetten Gitarren und packt auch vom Sound her das große Besteck aus. Schöner punkROCK ohne Mucker-Peinlichkeiten. Hat mich an Millencolin zu Home from Home Zeiten erinnert. Hell & Back sind ne Band die super auf kleinen Bühnen funktioniert, ich mir aber auch in größeren Venues gut vorstellen könnte - das ging mir beim Hören durch den Kopf. Bad Luck haut kurz vor Schluss nochmal auf die Kacke, wird live bestimmt stark. I Put The "Pro" In Procrastination ist dann noch die Hymne dieses Reviews und dafür gemacht, ein toller letzter Song eines Albums zu sein. 

Bevor ich mich hier zu jedem Song ergehe (und meinem Arbeitgeber noch mehr Zeit abluchse), wird es Zeit für ein Fazit:
Im Vergleich zu den älteren Sachen ist A Constant Buzz etwas poppiger ausgefallen, ohne an Schlagkraft zu verlieren. Alle Trademarks sind da, in einigen Songs geht man neue Wege. Großes Können besteht darin, schwierige Dinge einfach aussehen zu lassen und das wurde hier geschafft. Die Songs gehen sofort ins Ohr und oft fallen einem beim drölften Durchlauf noch neue Details auf, was einfach super viel Spaß beim Anhören macht. Die Texte beschäftigen sich eher mit Alltagsdingen, als die üblichen Punkthemen durchzuexerzieren und das finde ich hier einfach authentischer, als "aus Szene-Gründen" noch halbherzig irgendwas reinzuzwingen. Außerdem gab und gibt es genügend Äußerungen der Band , die diesen Anspruch erfüllen und klar macht wo sie steht. Produziert wurde die Platte in Eigenregie von Gitarrist Taner und das Ergebnis muss sich nicht hinter den bisherigen Veröffentlichungen verstecken, das Herzblut hat sich gelohnt. Ergebnis ist eine wahnsinnig runde Platte (no pun intended), die unglaublich kurzweilig ist und keine Sekunde Langweile beinhaltet.

Jaja, ihr merkt's - ich bin ein bisschen sehr in love mit dem Album, aber es ist halt großes Kino und Hell & Back agieren hier weiterhin auf internationalem Niveau ohne abzuheben (Deswägä mag die au jeder). 


Hell & Back won't let you down!

Horace 12/2024
Hörprobe:
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Hell & Back - A Constant Buzz

Stil: Punkrock
VÖ: 29.11.2024, Vinyl, Not Sorry Records


Tracklist:
01. Rat Race 
02. Marathon Man 
03. Monochrome 
04. Die Inside (feat. Colletti)
05. Space Jam 
06. Have I Ever Let You Down 
07. Ampersand
08. Sea Foam (feat. Norman) 
09. Gimme X 3 
10. Rise & Grind
11. Bad Luck 
12. I Put The "Pro" In Procrastination

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alexanderdavide
(alexanderdavide)
23.12.2024 16:01
Kann ich gut nachempfinden, was du zu "Marathon Man" sagst, aber irgendwann tanzt du bei der Hausarbeit mit dem Bestenstil dazu. Das ist so einer.

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