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Disgusting News:
Symptoms

Das selbsternannte Major-Punklabel aus Dortmund und Berlin hatte ich in Sachen Releases immer mehr im klassischen, meist deutschsprachigen Punk beziehungsweise im Emo-Punk verortet. Mit der in den letzten Jahren immer mal wieder aufblitzenden Bielefelder Hardcore-Punk-Band DISGUSTING NEWS betreten sie nun das Feld des Hardcore-Punk, auf dessen sie sonst weitestgehend eher nicht so aktiv waren. Mit DISGUSTING NEWS holt man sich dann auch noch direkt einen Hochkaräter ins Boot. Die Band, die zwar mit Symptoms erst ihren vierten Tonträger veröffentlicht, die Demo mitgezählt, hatte jedoch in den vergangenen Jahren immer wieder mit beeindruckenden Shows und eben diesen EP's von sich reden gemacht. Ein kluger Schachzug also, diese durch und durch sympathische Band, man höre sich nur mal die beiden Folgen des Podcasts "Und dann kam Punk" mit Patrick und Sängerin Vanessa an, zu signen.

Auf Symptoms bleibt die Band ihrem bisherigen Style treu, spielt weiterhin Hardcore-Punk, den sie weiter verfeinert haben und der meiner Meinung nach in einer Liga mit vergleichbaren, modernen Hardcore-Punk-Bands wie PUNITIVE DAMAGE oder GEL spielt. Hierbei wird allerdings mehr die klassische Harcore-Punk-Schiene bedient, dabei klingen sie dann wie eine Mischung aus all dem, was in der frühen und mittleren Phase von BLACK FLAG heraus gebracht wurde. Also mal wild, schnell und aggressiv, dann auch mal wieder sich eher langsam aufbauend bzw. steigernd bis hin zu wuchtigem, stampfenden Hardcore-Punk. Vanessa pendelt währenddessen gekonnt zwischen Geschrei zu Gesang und schafft es hiermit, ein Wechselbad an Emotionen zu erschaffen und zu transportieren. Rohe Energie trifft in den Songs immer wieder auf Verspieltheit, die nicht in unnötige Frickelei abdriftet und somit immer "on point" bleibt. Die vom Label angepriesene Kompromisslosigkeit und Wut bleibt immer präsent. Schaut man sich die Trackliste an, fällt dabei auf dass drei der zwölf Titel auf Symptoms einen deutschsprachigen Text verpasst bekommen haben, der Rest ist auf Englisch. Während des Hörens frage ich mich immer wieder was mir besser gefällt, oder ob es ein stimmigeres Gesamtbild ergeben hätte, wenn man bei einer Sprache geblieben wäre. Am Ende komme ich jedoch zu keinem abschließenden Urteil, da mir sowohl die englischen als auch die Titel mit deutschem Text sehr gut gefallen, auch wenn ich dem Deutschen dann doch besser mächtig bin und ich somit aus den Texten ohne weitere Umschweife mehr ziehen kann. Soundtechnisch gefallen mir die Songs am Besten, die sich mit dem von mir so geliebten schnarrendem Bass und der sich ins Gehirn fressenden, dreckigen Gitarre zu Beginn erst etwas entwickeln, bevor sie dann vollends eskalieren. Aber ebenso die geknüppelten und von einem schepperndem Schlagzeug getriebenen Songs, die trotzdem immer gezeichnet sind von einem ausgesprochen gut funktionierenden Zusammenspiel aus Härte und Melodien, lassen das "Repeat" von einer Option zu einer Notwendigkeit werden. Herausragend sind dabei für mich immer wieder der Opener "Wreck", das mehr in Kategorie zwei fällt, das faszinierende und mitreißende "Lost In A Loop", das momentan mein Favorit unter den zwölf Songs ist und die erste Singleauskopplung "Straßen". Alle drei Kandidaten, um schon im Januar in die sich sonst erst am Ende des Jahres füllenden Bestenlisten in Sachen Hardcore/Punk aufgenommen zu werden. Das deutlich langsamere "People Pleaser" spricht mir inhaltlich sehr aus dem Herzen. Während "Sad Boys" mit wenigen Worten und doch treffend Teile meines Umfelds beschreibt, das sich, wie ich selbst wahrscheinlich auch, nicht, oder nicht gänzlich, von toxischer Männlichkeit freisprechen kann. Daneben legen sie ihre Finger in weitere gesellschaftliche Wunden, wie den bestehenden Druck auf Frauen in "Wreck", Machtmissbrauch in Beziehungen ("Bitter"), leere Inklusionsversprechen bei "Talk Of Deviation" oder beleuchten die unschönen Realitäten von psychischen Krankheiten in "Limits" und "Bruised". 

Das Album kommt auf trendigem schwarzen Vinyl in einem hübschen Gatefold-Cover, in dem alle Texte abgedruckt sind. Farbiges ist sowieso nur unnötige Geldmacherei.

Fazit: Starker Einstieg ins Jahr 2025 von einer Band, von denen man im Verlauf des bestehenden Jahres sicher noch einiges hören wird.

Peter 01/2025
Hörprobe:
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Disgusting News - Symptoms

Stil: Hardcore Punk
VÖ: 17.01.2025, LP, Bakraufarfita Records (Link)


Tracklist:
01. Wreck
02. Sad Boys
03. Lost in a loop
04. Talk of deviation
05. People pleaser
06. Straßen
07. Bruised
08. Limits
09. Allein sein
10. Empty reflections
11. Deine Wahrheit
12. Bitter



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