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Chefdenker:
Ein Kühlschrank voller Ideen

Eigentlich brauche ich ja gar nicht wirklich groß was zum neuen Chefdenker Album schreiben, denn wie sagte mal ein Professor der zudem noch Schlagzeuger und Internettroll ist, über mich bzw. alle Bierschinken-Schreiber:innen:

"Bierschinken sind ein Haufen fettleibiger, vom Leben enttäuschter Plattensammler, die sich was drauf einbilden, mal zu Chefdenker in den Backstagebereich zu dürfen"

Das ist witzig, da es gleichermaßen wahr und unwahr ist. Außerdem ist es beleidigend und ich mag Beleidigungen. Nimmt man diesen Satz nun für bare Münze, dann würde dies bedeuten, dass wir alle die absolut größten Chefdenker-Fans sind und dass eine Rezension ihres neuen Albums somit nur äußerst positiv ausfallen kann. Ich für meinen Teil muss jedoch gestehen, dass mir die letzten beiden Alben der Kölner Band fast durchgegangen wären. Bis zu "Römisch Vier" war ich noch mit glühender Begeisterung an Bord, doch dann knickte diese irgendwie ein. Das Album "Eigenuran" sorgte noch für eine perfekte musikalische Hintergrundbeschallung an einem alkoholgeschwängerten Nachmittag. Der Nachfolger "Asozialdarwinismus" schaffte allerdings nicht einmal einen kompletten Durchlauf und wurde bis heute von mir verschmäht. Irgendwie herrschte Flaute zwischen Claus Lüer und mir. Vor wenigen Tagen ist nun "Ein Kühlschrank voller Ideen" erschienen und ich hoffe durch die intensive Beschäftigung als Vorbereitung für diese Rezension, meine Liebe wieder aufblühen lassen zu können.

Der erste Durchgang ist in der Hinsicht jedoch wenig erfolgreich gewesen. Irgendwie rauscht es so durch. Dabei ist eigentlich alles beim Alten. Es gibt wieder den bekannten und gekonnten Mix aus Rock und Punk mit viel Gitarrensoli. Ausflüge in andere Genres sind natürlich auch dabei, den Reggae-Song "Amnesie & Opportunismus" hätte ich allerdings nicht wirklich gebraucht, aber geschenkt. Selbst das Album-Artwork ist wieder, ganz in Chefdenker-Tradition, potthässlich. Ebenfalls werden wie bisher auf jedem Album 19 Songs geboten. Beachtenswert wie ich finde, ich glaube ich habe schon lange kein aktuelles Album mehr in der Hand gehalten, das mit so vielen Tracks aufwartet. Chefdenker bleiben also doch ein Fels in der Deutschpunk-Brandung! Beim zweiten Durchlauf kristallisieren sich dann auch die ersten Perlen heraus. Gerade lyrisch zeigt Claus Lüer wieder was er für ein herausragender Texter ist. Immer wieder schafft er es, mich mit simplen, kleinen Geschichten zu begeistern, denn sie sprühen vor Witz und Humor ohne aufdringlich Kalauer produzieren zu wollen und haben dabei eine subtile Message die sich aber nicht zu ernst nimmt und dich nicht belehren möchte. Hier zwei Kostproben:  

"Mädchen mit den Schlauchbootlippen, du müsstest nur mal mit den Fingern schnippen und bette dich wolkenweich in meinem Fernsehsessel-Königreich"
(Der bessere Gott)

"Ich habe in meinem Giftschrank Memos. Einen Laptop voll mit Deutschpunk Demos. Bitte grab nicht allzu tief im Akustikmüll Archiv. Lass die Toten ruhen werf den Giftschrankschlüssel weg. Denn wer zu tief im Dreck wühlt der findet noch mehr Dreck. Ich empfehle meinen Erben das Erbe auszuschlagen. Alles was ich hinterlasse ist selbst im Suff nicht zu ertragen."
(Lieder aus der Hölle)

Claus, Heiratsantrag ist raus! Ich finde wir haben es hier mit einem der herausragendsten Texter im Deutschpunkbereich zu tun und dies sollten alle diesem Subgenre anhängigen Menschen bitte gleichermaßen honorieren! Meine Faszination für das Oeuvre der Band Chefdenker ist alleine mit diesen beiden Songs wieder hergestellt. Songs über die Verwendung des Wortes "Bullenschweine" (Lass die Sau raus) oder über Ferkeleien im All (Schweine im Weltall), ein Instant-Hit wie "Schnubbi" oder Songs über Chefdenker-übliche Themen wie Alkohol (Eierlikör) oder Verkehr (Grüner wird's nicht) in dem mal eben auf das Wort "Abendbrot" gereimt wird, tun ihr übriges.

Für mich eines der Highlights in einem, wenn auch noch sehr jungen, aber auch bis jetzt sehr armen Jahr was Veröffentlichungen aus dem Bereich (deutschsprachigem) Punkrock angeht. 

Peter 04/2025
Hörprobe:
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Chefdenker - Ein Kühlschrank voller Ideen

Stil: Punkrock
VÖ: 14.03.2025, LP, Trillerfisch Records


Tracklist:
01. Guten Morgen
02. Lieder aus der Hölle
03. Der bessere Gott
04. Brustbeutel
05. Grüner wird’s nicht
06. Schnubbi
07. Schweine im Weltall
08. Die schwere Kindheit der künstlichen Intelligenz
09. Lieblingslied
10. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
11. Steuer
12. Impfen & Würstchen
13. Kommunikationsquadrat
14. Roy Black
15. Was soll bloß aus dir werden?
16. Eierlikör
17. Amnesie & Opportunismus
18. Lass die Sau raus
19. Geiles Fahrgestell



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