Zum Glück wurde das erste Album von TUT DAS NOT in den frühen 2000ern für sehr gut bezahlbare 2,99€ im Nix-Gut-Katalog angeboten, denn so war noch genug Taschengeld für einen Blindkauf übrig, der schnell liebgewonnen immer wieder gerne aufgelegt wurde. 25 Jahre später kommt die Empfehlung vom Algorithmus. Die App dieses einen Streaminganbieter aus Schweden, zeigt Anfang Februar ein mir unbekanntes Albumcover der Band aus Backnang. Aufgrund berechtigter Kritik will ich das Trump unterstützende Streaming-Unternehmen eigentlich gar nicht erwähnen, nur freue ich mich natürlich dieses Album entdeckt zu haben (werden Mailorderkataloge überhaupt noch gedruckt?). Als Karma-Ausgleich hole ich mir meinen Punkrock dann auch direkt beim Erzeuger.

Als ein paar Tage später die CD aus dem düster gestalteten Digipack mit dem vertrauten Bandlogo in der Anlage rotiert, fühlen sich die ersten Akkorde an, wie nach Hause kommen. 16 Jahre sind seit dem letzten Album vergangen und noch immer spielen alle Instrumente für sich schöne Melodien, die zusammengesetzt sperrig und hymnisch walten. TUT DAS NOT erinnern auf „flutentreiber“ wieder mehr an den Klang ihres ersten Albums „Fremdwelt“. Guter Basssound, schön scheppernde Beckenarbeit. Mahnend zerrende Gitarren entladen die in den Strophen aufgebaute dissonante Anspannung in den Refrains wie ein Faustschlag. Der Sound ist nicht so scharf sägend wie beim Vorgänger, eher softer aber druckvoller. Die Offbeat-Elemente sind nicht so hektisch wie beim Vorgänger „tiefenrauschen“ von 2009 und bieten so mehr Raum für die melancholische Atmosphäre. Insgesamt ist das fünfte Album düsterer, nach innen gekehrter. Der Gesang ähnelt im Textvortrag Bands bei PROPAGANDHI oder LÜTTEN/KOTZEN, nur erschließen sie sich hier zunächst nicht so eindeutig, sind teilweise leicht verklausuliert und ähneln eher einem Bewusstseinsstrom als dem Vorlesungscharakter textzettelauslegender Bands. Klar sind die Songs von „flutentreiber“ aber im Gefühl, das kommuniziert wird.

Ich freue mich noch immer sehr über dieses Lebenszeichen von von TUT DAS NOT und mit jedem Hören erschließt sich mir inhaltlich ein bisschen mehr der zehn Stücke. Emotional haben sie mich eh schon. „dann noch einmal tanzen bis die Zeit zerstört der Moment der bleibt“ (aus Stillbruch).