Huch, wer sind die denn und wo kommen die denn auf einmal her? Die Antwort darauf liefert ein Blick auf die Titel der ersten beiden Songs. Das Aus der Jugend sind eine noch sehr junge und frische Band, entstanden im Haus der Jugend in Freiburg, dann nach dem Gewinn eines Bandcontests alsbald vom ebenfalls in Freiburg ansässigen Label Flight 13 Records unter Vertrag genommen. Nach einigen Digital- und Tape-Releases legen sie mit "Für immer niemals sein wie ihr..." ihr Debüt vor.
Beginnt das Album des Gen-Z-Dreiers noch ruhig und für ein Punkalbum untypisch mit einem Klavierinstrumental, werden dann bei Song zwei die Gitarren eingestöpselt und breit bespielt. Direkt zu Beginn liefert man so mit Künstler aus Süddeutschland den ersten Volltreffer ab. Danach geht es vorerst grandios weiter. Ich will dein Hundi sein schlägt ganz klar den Bogen zu den STOOGES und irgendwie auch zu TOXOPLASMA und macht dabei mit dem ganzen Gehechel und dem Gebell so viel Spaß, das der Song bei mir direkt in die Wiederholungsschleife geht. Danach wird es politischer und zudem rock'n'rollig, denn bei Die SPD schiebt ab bedient man sich überraschenden Uh-Uhs, die dem Refrain eine lockere Fröhlichkeit verleiht, die somit das ernste Thema konterkariert. Mit Mollis aus Champagnerflaschen verlässt man dann kurz den Punkrock, um es sich irgendwo zwischen DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLMEN und SUPERPUNK gemütlich zu machen. Dabei kreieren sie mit Textzeilen wie "36° C wir rollen bergab, wenn sowieso alles im Arsch ist, warum fackeln wir es nicht ab? Heute brennt die Stadt, wir haben Böller in den Satteltaschen und Mollis in Champagnerflaschen" vielleicht einen zukünftigen Sommerhit und gleichzeitig den perfekten Schlachtruf gegen die bestehenden Verhältnisse, für die eigene Generation an jungen und linken Menschen. Hier zeigt sich, wie es klingen muss, wenn man Gesellschaftskritik sexy präsentieren möchte! Insgesamt zeigt sich die Band überaus politisch und thematisiert Dinge wie Chancengleichheit, Lohnarbeit und die Asylpolitik und schafft es dabei immer wieder, messerscharfe Beobachtungen ins Feld zu führen. Bei Schimmelkulturen aller Fächer verlieren sie mich dann allerdings, als sie den anfangs gut aufgebauten Witz mit dem "Kommunisten-Kühlschrank" zu arg in die Länge ziehen. Gewinnen mich dann aber einen Song später zurück, wenn sie mit Wehr dich gegen die Pflicht ganz am Puls der Zeit liegen und sich gegen die momentan diskutierte Wiederaufnahme der Wehrpflicht positionieren. Gleiches passiert im Verlauf der neunzehn Songs noch ein paar mal. Antifa auf Klassenfahrt übt Kritik an der eigenen Szene oder tut vielleicht auch nur so und bei Das Aus der Jugend reflektiert man das eigene zukünftige Dasein kritisch. Gefällt mir beides ausgesprochen gut, wobei der letzte der beiden gerade genannten mit seinen über sechs Minuten Länge auch gut und gerne nur halb so lang hätte sein können. Fick Mindestlohn und Wir bauen uns ein Haus schielen derweil nach Bremen. Ebenfalls starke Nummern. Allgemein lässt sich sagen, dass sie immer wieder klingen wie POGENDROBLEM oder TEAM SCHEISSE mit fetteren Gitarren und weniger Dada. Trotzdem wirken manche Songs noch etwas unausgegoren, wie die Larry Laminator Songs. Auch die Rocknummer namens Glockengelaeut in der Mitte des Albums, die etwas unfertig wirkt, oder der Bierbauch Bossa hätten für mich nicht unbedingt sein müssen.
Allerdings schmälert das meinen Spaß an "Für immer niemals sein wie ihr" nur gering. Außerdem sollte man mit einer so jungen Band, die gerade ihr Debüt vorgelegt hat, nicht allzu scharf ins Gericht gehen, finde ich. Ich bin gespannt, was da demnächst noch von den Künstlern aus Süddeutschland kommt und hoffe dass die Parole dort "Weitermachen" lautet!
