Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! 25 Jahre ist es nun her, dass ich dieses Album erstmalig in der Hand gehalten habe. Damals in Form einer CD, die mir im Plastic Bomb Mailorder Katalog(!) angepriesen wurde und die ich mir daraufhin per Brief(!) nach Hause bestellte. Als ich Bambix dann noch bei ihrem Auftritt auf dem Punk im Pott 2000 sah, war ich komplett "in love". Schnell mauserte sich damals "Andre" zu einem meiner Lieblingssongs. Einer meiner besten Freunde von damals trug nämlich den Namen Andre (und tut es wohl auch heute noch) und die Textzeile "i wanna win, i wanna win" war wie maßgeschneidert auf ihn, war er doch was Sport und Spiel anging, fast krankhaft ehrgeizig. Davon mal abgesehen ist der Song so eingängig dass ich ihn bis heute nicht aus dem Kopf bekommen habe. Leider ging mein Plan, meinen damaligen Freund mit dem Song zum Bambix-Fan zu machen oder für Punkrock im Allgemeinen zu begeistern, nicht auf. Er war und bleibt im Sport ein Ass, in Sachen Musikgeschmack ne Null. Wie ich heute feststellen muss, handelte der Song auch gar nicht von Ehrgeiz, aber dazu gleich mehr.
Fangen wir doch erst mal ganz vorne an. Verantwortlich dafür, dass diese Punkrock-Perle nach 25 Jahren wieder auf LP verfügbar ist, sind die Herren von Bakraufarfita Records. Dafür spreche ich ihnen zu erst einmal meine tiefe Dankbarkeit aus! Meine CD-Sammlung gammelt schon seit Ewigkeiten im Schrank vor sich hin und nun kann ich das Album endlich in meine in den letzten Jahren viel mehr gepflegte und geschätzte Vinylsammlung aufnehmen. Nun, wo ich das Album in den letzten Tagen wieder vermehrt gehört habe, wird mir wieder klar, wie viele Hits es enthält, zudem finde ich es beachtlich, dass die mehr als zwei Dekaden alten Songs nichts an Strahlkraft verloren haben. Auf "what's in a name" gibt die Band um Sängerin Wick, die nun schon seit einiger Zeit solo auf den Bühnen Europas zu sehen ist, den Menschen eine Stimme, von denen sie meint, dass sie es wert sind, ihre Geschichte zu erzählen. Mal im flotten Melodic- / Skatepunk-Gewand, mal hymnisch und mehr im Mid-Tempo Bereich angesiedelt, jedoch immer mit einer wahnsinnig hohen Eingängigkeit, die mich auch nach 25 Jahren sofort wieder mitsingen oder die Synapsen aufblitzen lässt, wenn bestimmte Gitarrenmelodien ertönen. Alle Songs haben allerdings genügend Rotz und Kratzigkeit inne und wurden nicht auf unnötige Weise weichgespült. Das unterstreicht auch der für die Zeit typische Sound, der nicht wie es heute manchmal üblich ist, zu überproduziert, glatt und fett daher kommt. Ein weiteres durchgängiges Qualitätsmerkmal ist die herausragende Stimme und die beeindruckenden gesanglichen Fähigkeiten von Sängerin Wick. Immer noch schmelze ich dahin, wenn sie den Refrain von Julie singt und währenddessen die Gesangsmelodien so schön in die Länge zieht. Es geht dabei in den Songs um Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen (Frankie), Menschen, die rücksichtslos sind und denen Einhalt geboten werden muss (da wären wir dann beim eingangs erwähnten Song Andre), es geht außerdem darum, Menschen Respekt zu zollen. Wie beispielsweise Amy die Betreiberin und Besitzerin von Daemon Records ist, von der das Album später noch mal für den amerikanischen Markt aufgelegt wurde. Es geht des weiteren um Menschen, die unter Ängsten leiden und die Verluste erlitten haben. Es geht um Anerkennung und um Selbstzweifel und die Kämpfe, die man mit sich selbst ausfechtet.
Ich finde, die Erinnerung und Würdigung der Werke des niederländischen Trios, das damals aus Sängerin und Gitarristin Wick, Bassistin Mariena und Schlagzeuger Peter bestand, ist mittlerweile zu Unrecht etwas verblasst. Ich hoffe, dieses nun neu veröffentlichte Album rückt sie wieder bei möglichst vielen Leuten mehr in den Fokus. Bei der digitalen Version gibt es sogar noch zwei Bonus-Songs, zu denen ich aber wenig schreiben kann, da mir hier die LP vorliegt auf der diese fehlen. Was mir noch positiv aufgefallen ist, ist, dass das damalige Cover wieder verwendet wurde, ich kann es wirklich nicht ausstehen, wenn man zurück liegenden Werken durch ein neues Cover versucht, einen frischen oder "besseren" Anstrich zu verleihen.
Fazit: Mega Rerelease, das eigentlich schon lang überfällig ist! 100% all Killer, no Filler! Bitte als nächstes dann das Album "Club Matuchek"!