Wir schreiben das Jahr 2025. Das blass-rosa Raumschiff Bierschinken I entflieht den Grenzen von Zeit und Raum und so erscheinen selbst spinnwebenbehangene CDs im letzten Winkel der Redaktionsräume geradezu brandneu. So fällt dem Autor diese CD von anno 2023 in die Hand. Streetcore,Oi - alles dreht sich um Bier, hmmmm. Angeekelte Faszination macht sich breit, dann gewinnt doch die Neugierde. Wird er seinen Mut bereuen?
Der Pressetext scheint erstmal die Berfürchtungen zu bestätigen. So ist das selbstgewählte Genre der Münchner 1328 (Gründungjahr der Augustiner Brauerei und kein Szene-Code) "Beercore", und "Still Drunk" ist das mittlerweile 6. Album der schon über zwei Jahrzenten existierenden Band. Ich bin relativ fassungslos, wie man eine derart lange Zeit das Saufthema so durchziehen kann (ein leichter Anflug Respekt zieht vorbei - aber er zieht eben vorbei). Von "trinkfreudigem Liedgut" ist die Rede, gepaart mit der Devise "Laut, schnell und durstig" - auweia.
Der Titeltrack klingt dann auch wie Agnostic Front zu den kraftloseren Zeiten, wobei beim Sänger eine Nähe zu Roger Miret in dem Song nicht von der Hand zu weisen ist. Auch sonst düdeln die restlichen Songs so vorbei. Alles schon ganz kompetent gespielt (die Musik ist hier echt nicht das Schlimmste). Aber halt recht belanglos und es bollert definitiv nicht genug. Für eine Band mit derartigen Bierbezug sind die Songs auch nicht assig genug. Da fehlt die rotzige Bierspucke und der selbstzerstörerische Nihilismus des ungepflegten Deutschpunks.
Wenigstens scheint die Band bei den Werten stabil zu sein, so gibt's in einigen Texten und online klare Kante gegen Nazis (Thematisch ähnliche Bands sind ja gerne "unpolitisch") und gegen die Bullen.
Als Spaß-Projekt fürs Stadtfest lass ich das hier durchgehen. Ansonsten ist der "höhö-wir singen nur über Bier" Joke für mich nach drei Songs auserzählt und ich würde beim Gig eher ein Bier (haha) trinken gehen, als mir das hier weiter anzuhören.