Als hätte ers gewusst dass ich heute einen wirklich miserablen Tag hatte, lässt mir der liebe Ralf von Holy Goat Records sein neuestes Label-Release in Vinylform auf dem Postweg zukommen. Beim Blick aufs Cover denke ich noch: Haja, sicherlich eine klassische Holy Goat Veröffentlichung irgendwo zwischen Trümmer-Crust und Emo-Grindcore. Beim Blick auf die Besetzung der Band bleibe ich allerdings verwirrt im Hausflur stehen: Karl Nagel (ja, der APPD-Karl-Nagel der mal diese Bad Brains-Coverband hatte) und dann noch drei Mitglieder*innen der Bands LOST LYRICS, HEAVEN SHALL BURN und YACÖPSAE. Klingt wie ausgewürfelt und völlig random zusammengecastet - "Nenn mir mal irgendwelche Bands die dir grad einfallen! Drei an der Zahl! Und dann rufe ich die an und frag wer von denen Bock hat!"

Wie es wirklich zur Zusammenkunft von THE SUBDIVISIONS kam konnte ich leider nirgendwo rausfinden, meine Neugier war nun aber kaum noch zu bändigen.

Hier sitze ich nun an meinem aufklappbaren Computer und die Platte rotiert parallel während ich versuche meine Eindrücke im Bierschinken-Rezensionseingabefenster zu verschriftlichen. Erster Gedanke nach 2 Songs: Das hätte in den 90ern definitiv auch bei Armin von X-Mist (R.I.P.) rauskommen können. Flotter Hardcore-Punk mit sehr charismatischem, fast theatralischem Gesang. Selbiger erinnert mich stellenweise an eine Mischung aus Jello Biafra, Lee Hollis und Glenn Danzig und dann aber auch irgendwie wieder nicht. Der dritte Song hat dann direkt so einen rockig-schleppigen 90s Crossover-Grunge-Einschlag, was ja bei vielen Punk und Hardcorebands in dieser Zeit der Fall war, stört mich nicht, begeistert aber auch nicht unbedingt. Aufgehorcht wird dann erst wieder wenn das Tempo angezogen und die Akkordfolgen und Riffs straight durchgezimmert werden. Karl Nagel variiert seine Stimme von Song zu Song, was das Ganze wahnsinnig abwechslungsreich macht, so wird auch mal düster geträllert, geklagt oder gebrüllt. Dabei beweist er erstaunlich geiles Timing und einen Sinn für subtile, melodische Einlagen und schrullige Passagen die fast improvisiert klingen. Ich muss wirklich sagen dass es beim Hören brutal viel Spaß macht, denn die Band scheint ihrerseits ebenfalls richtig Bock zu haben. Dabei wird musikalisch nichts dem Zufall überlassen - Einfach sehr guter, schneller Hardcore-Punk alter Schule mit Breaks und Variationen an den richtigen Stellen. Die Produktion ist organisch und echt, laut dem Pressetext haben THE SUBDIVISIONS nicht vor, diese Werke (immerhin 19 Tracks, das wär schon eine anständige Set-List) öffentlich zu präsentieren. Eine Schande. Ganz ehrlich. HAVE MIND - WILL TRAVEL ist absolute Profiarbeit bei der ich zu keiner Zeit an eine deutsche Band denken würde, wenn ich es nicht besser wüsste. Kompetente Musik für TRUST Leser*innen und Menschen die mal wieder Bock auf liebevoll geschriebene Punksongs ohne unnötige Schnörkel und Überproduktion haben. Außerdem wird hier auch dem Format "Album" mal wieder so richtig Tribut gezollt denn es gibt definitiv Stücke (sogar ziemliche Hits) auf die man sich beim Durchhören so richtig freut. Hört's euch auf jeden Fall mal an!