Hey jetzt modert dieser Review-Entwurf auch schon wieder monatelang rum und riecht schon komisch. Erstmal eine dicke Entschuldigung an Unwucht, denn verdient hat es dieses (schon etwas ältere) Tape keineswegs.
So lohnt es sich manchmal wirklich mauszurutschen, denn ich wollte zunächst ne ganz andere Einsendung probehören, bin dann aber irgendwie auf dem knallig-roten Cover mit dem Fahrrad gelandet. Was erwartet mich hier? Bike-Punk? Der neue Soundtrack zur nächsten Critical Mass? Wir werden hören. Die Band gibt es wohl seit Mitte 2020. Seit 2023 in der aktuellen Besetzung mit Doppelgesang, was mir schon mal super gefällt. Der unterschiedliche Charakter der beiden Stimmen hat mich in den besten Momenten leicht an Elektroduendes erinnert. Beheimatet sind Teile der Band übrigens auf dem Bremer Wagenplatz "Querlenker", da lese ich wieder so nen Fahrradbezug raus.
Der Opener "Prost Kolleginnen" haut gleich mit hohem Tempo rein und verbreitet angenehm-angepisste Stimmung. "Menschen werden immer dümmer" - joa, unterschreibe ich und wird wohl immer zutreffen. Das sehr traurige "Brachvogel" und "Nichts" rödeln so durch. Ersteres sticht durch den persönlichen Text und die trotzige Stimmung aber deutlich raus. Ich fand die zwei Songs ganz ok, aber ein bisschen ziellos vor sich hin rumpelnd. Mit mehr Zielwasser ist "Kurt" unterwegs. Eine Abrechnung mit Betbruder und ("Ex-")Querdenker Xavier Naidoo - würde mich mal interessieren, wo der zündende Funke für den Song herkam. Verdient hat er es ja, aber die Auswahl an Arschnasen ist ja zur Zeit geradezu grenzenlos und hier schwingt echt ein gutes Pfund Hass mit. "Das Aaslied" hat schon mal nen 3/4 Takt und zieht im Refrain schön das Tempo an. Macht Spaß zu hören und der Text ist auf dem richtigen Level plakativ - Hit-Potential! Beim Titeltrack dagegen geht es in Richtung Arbeiterliedhymne. Inhaltlich gibts eine historische Betrachtung des Anarchismus und textlich bin ich voll dabei, musikalisch ist es mir aber ein bisschen zu nahe an der letzten Gewerkschaftsdemo und auch ein bisschen zu lang. Dafür gibts einen absolut konsequenten Schlusspunkt: Das Lied heißt "Fuck You", ist 59 Sekunden lang und fängt an mit "BRD, Bullenstaat. Wir nehmen dir die Technik ab" was auch schon der ganze Text ist. Damit schließt sich der Kreis, wird die "Technik" doch auch schon auch in "Prost Kolleginnen" als Bedrohung genannt.
Ich hatte echt viel Spaß mit dem Tape. Der Gesang und die gesamte Attitüde, die die Songs durchzieht machen den Hörgenuss wirklich lohnenswert und richtig schön hassen muss eine Band auch erstmal können. Musikalisch werden alle Deutschpunk-Standards erfüllt und mit Bezug auf die Texte muss sich hier auch keine*r schämen.
Wer mal sehen will wie das in Live aussieht, bitte schön:
iXkHqZkZADOcpiDa 01.10.2025 03:10 |
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