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Pogendroblem:
Great Resignation

Pogendroblem servieren Album Nummer vier, nach ihrer kurzen Romanze mit Audiolith, nun auf Kidnap Records. Der erste Song darauf ist gleich eine hinreißende, post-punkige Liebeserklärung, die sich mit einem Abgesang an die Lohnarbeit paart. Knurrige Gitarren treffen auf glockenhafte Melodien, dazu Georgs schrill-schöner Gesang, der nicht nur durch seinen stechenden Klang gekennzeichnet ist, sondern auch durch seine oft ausgeklügelte und außergewöhnliche Diktion auffällt. Danach eine Neuerung, hört man doch Benta, die ansonsten hauptsächlich auf die Drums schlägt, mantramäßig bei "Es kann nicht immer so weiter gehen" singen. Ein Song der mal wieder beweist, dass doch in vielen Fällen eine simpler gestrickte Vorgehensweise mit hoher Eingängigkeit belohnt wird. Knapper Text, klare Message, kurzer, knallender Bass-Part und fertig ist die kleine Punk-Perle. "Unser Jahrzehnt" zeigt schmerzlich auf, warum "No Future" wieder eine ernstzunehmende Parole wird, verleiht dabei einer ganzen, frustrierten Generation Z eine Stimme und bringt es mit der Aussage "wir wollen dass hier endlich mal was passiert... unser Jahrzehnt, wir entscheiden wie es ausgeht" letztendlich auf den Punkt. Es folgt im Weiteren das von den Rheinländern bekannte Wechselspiel aus experimentelleren Georg-Songs (die auf diesem Album weniger postig als bisher ausfallen) und den schrammeligen, rumpeligen Auf-die-Zwölf-Nummern von Frieder. Da trifft dann wieder mal eine Brotschneidemaschine oder eine Mundharmonika, Indie und Hamburger-Schule-Fragmente auf krachigen Garagen- und Deutschpunk und das geht nach wie vor gut zusammen. Ein Gastspiel gibt es auch, so steuert Luise von den toten Crackhuren beim funkig, basslastigen Chillig, Chillig eine Strophe hinzu.

Dabei ist sie überall auf "Great Resignation" zu spüren, die Frustration, die Wut und die Verzweiflung über die Welt "da draußen". Man bleibt kämpferisch und doch hat man starke Schmerzen (im Herzen), löst sich auf und fragt sich, was hat man eigentlich selbst von all dem Aktionismus? Zieht auch persönlich ein ernüchterndes Resümee, denn letztendlich kommt die Gewissheit auf, dass man sich von gar nichts befreit hat. Dabei muss nicht immer das Weltgeschehen herhalten um den Song mit Inhalt zu füllen. Mal ist es auch nur die dünne Haut, die krustet und aufreißt, die Selbstzahlkasse die zum frechen Inflationsausgleich einlädt oder der abbrechende Autospiegel der es schafft, dass man sich mal wieder spürt. Und doch ist der Bogen zum großen Ganzen auch damit schnell wieder geschlagen. Wer Meta-Ebenen sucht, der wird sie finden, zudem wissen wir es doch alle, das Persönliche bleibt politisch!

In Hinblick auf ihr bisherige Ouevre attestiere ich im Gesamten eher große Stagnation anstatt Resignation. Natürlich durch und durch wohlwollend! Hier wurde ein Konzept geschaffen, das funktioniert, immer wieder leicht ausgebaut wurde und das auch gern noch länger so weitergeführt werden kann. Denn mit "Great Resigantion" gelingt dem Quartett wahrscheinlich eine der herausragendsten und wichtigsten Veröffentlichungen im Bereich des deutschsprachigen Punk des noch laufenden Jahres.

Peter 10/2025
Hörprobe:
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Stil: Deutschpunk
Herkunft: Bergisch Gladbach
Pogendroblem - Great Resignation

Stil: Punk
VÖ: 10.10.2025, LP, CD, Kidnap Music (Link)


Tracklist:
01. Great Resignation
02. Es kann nicht immer so weitergehen
03. Unser Jahrzehnt
04. Kruste
05. Die Sache
06. Self Checkout
07. Praxis ohne Theorie
08. Chillig Chillig
09. Alles oder nichts
10. Starke Schmerzen
11. Stillstand
12. Von gar nichts haben wir uns befreit



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