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Cuthbarts, We Are On Fire:
post marked stamps #2

Auf der fünf Tracks umfassenden Split-CD trifft Bremen (Deutschland) auf Sapporo (Japan). Schon auf dem Cover werden beide Städte miteinander verwoben. Ich kann mir sogar vorstellen, dass da zwei richtige Straßenkarten zusammengelegt wurden (zumindest die Weserkurve kommt mir bekannt vor). Das Motiv passt gut zum „Post Marked Stamps“-Motto der Splitserie von Soul Ameria Records. Auf der physischen Version ist sogar eine Briefmarke verklebt und ein Poststempel gestempelt, die Veröffentlichungsdatum und Labelstandort ergänzen. Letzterer ist nämlich auch Sapporo. Von dort veröffentlicht Soul Ameria Records seit 30 Jahren vorwiegend Hardcorebands aus eben dieser Stadt. Die Sache mit den „Post Marked Stamps“ wiederum ist eine Hommage an eine Midwest Emo Veröffentlichungsreihe aus den 90ern von Tree Records mit gleichem Namen.

Diese ist die zweite von bisher sieben Veröffentlichungen der Reihe mit drei Songs von WE ARE ON FIRE aus Bremen und zwei von CUTHBARTS aus Sapporo (nicht zu verwechseln mit Cuthbert von Lindisfarne). Beide Bands wirken und walten im (Midwestern-)Emobereich. Während die Bremer*innen zu zweit ohne Bass viel zwischen laut und leise wechseln, spielen CUTHBARTS zu viert konstanter durch.
Der nicht vorhandene Bass im ersten Song von WE ARE ON FIRE ist auch das erste, was mir auffällt. Leider insofern, als dass er mir fehlt. Ein Bass würde den Midwestemogitarrenmelodien ein bisschen mehr Fundament verleihen. Andererseits finde ich Zweierbands an sich immer erst mal gut, schließlich gibt es einige sehr tolle Zweiergespanne (z.B. Kackschlacht, Mobina Galore, die hier stilistisch aber nichts mit am Hut haben).

In "Zombies" gibt es 90er Emo wie von Jet Black oder Sport nur deutlich softer. Schrei-ruhig-schrei-ruhig-ende in englisch. Es geht um die gegenseitige Hilfsbereitschaft in einer Freundschaft/Liebe. Die lauten Passagen gehen gut rein, bei den leisen schwindet gelegentlich meine Aufmerksamkeit. Beim ersten Durchlauf wirkt der Song auf mich eher wie eine Skizze.

Nach dem Einstieg von WE ARE ON FIRE folgt ein Song von CUTHBARTS, da sich die Songs der Bands bei dieser Split abwechseln. Dadurch wird das Ganze mehr zu einer gemeinsamen Veröffentlichung, als zu einer gesplitteten. "Memories" (メモリーズ) erklingt in japanischer Sprache. Musikalisch wird dem Emo mit mehr Rock gefrönt. Aber auch hier dudeln Midwestemogitarren mit Sehnsuchtssubtext im 6/8tel Takt. CUTHBARTS sind tighter im Vortrag, was aber vor allem an den straighteren Rockrhythmen liegt.

Der dritte Song der CD und der zweite von WE ARE ON FIRE spielt auch mit der oben beschriebenen Dynamik. Grade wenn die Drums alleine stehen und es nicht kracht, klingt es wieder ein bisschen dünn. Die lauten Parts sind aber klasse und da brummt's auch untenrum. Daneben ist vor allem der Wechselgesang zwischen Lela und Niko toll und das „I miss you so much“ schwingt im emotionalen Frequenzbereich stark.

"At The Shore" ( 波ニ揺レル) ist dann wieder von CUTHBARTS, die es schon so lange gibt, wie das Label. Ein vierviertel emorockbaladesker Song zum ausgiebigen Kopfnicken bei 130 bpm und dann plötzlich noch ein Song.
Das müsste dann wieder WE ARE ON FIRE sein, aber der Übergang ist wie aus einem Guß, was die beiden Bands auch auf Songebene zusammenführt. In "Suddenly" zeigen WE ARE ON FIRE nochmal, wie gut die lauten Parts bei ihnen sind. Davon gerne mehr und länger. Auch gibt es eine schöne Pusteklavier-Melodie gegen Ende des Songs. Und dann ist der Song doch nicht zu Ende, sondern nimmt nochmal Fahrt auf. Live kann ich mir diesen ständigen Laut-Leise-Wechsel vorstellen, auf CD versendet sich das für mich ein bisschen in der ausufernden Wiederholung.

Die zweite „Post Marked Stamps“ ist auf vielen Ebenen abwechslungsreich. Zwei verschiedene Städte und Länder kommen zusammen, zwei Sprachen wechseln sich ab (eine japanisch-englisch-japanisch-Übersetzunghilfe liegt der liebevoll aufgemachten CD, die innen noch mit Band-Zeichnungen von Ryan Lewis aufwartet, bei), die Stile der Bands sind beide im Emo verortet, aber unterscheiden sich doch deutlich voneinander. Und trotzdem fügt es sich hier wunderbar zusammen. Von der Idee gebenden „Post Marked Stamps“-Serie kannte ich nur eine Band (The Get Up Kids), bei dieser Hommage waren mir beide gänzlich unbekannt. Aber ich werde sowohl beim Original, als auch bei der Hommage von Soul Ameria Records nochmal ein bisschen querhören, denn WE ARE ON FIRE und CUTHBARDS machen schon Lust auf dieses Genre.

matsch 12/2025
Hörprobe:
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Stil: Emo, Emocore
Herkunft: Bremen
Cuthbarts, We Are On Fire - post marked stamps #2

Stil: Emo, Midwestern Emo, Emorock, Indie
VÖ: 2022, CD, Soul Ameria, Blue Post Snowmanz


Tracklist:
01. We Are On Fire - Zombies
02. Cuthbarts - メモリーズ
03. We Are On Fire - For Dodo
04. Cuthbarts - 波ニ揺レル
05. We Are On Fire - Suddenly



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