Insert Coin:
Heads Or Tails
Insert Coin - es gibt mindestens fünf Bands mit diesem illustren Namen, eine davon kommt aus Recklinghausen und mir auch vage bekannt vor. Ich glaube, ich hab die irgendwo im Vorprogramm schon ein paar mal bewundern dürfen, ist ja auch nicht so weit bis Münster.
Jene fünf Herren aus RE haben nun jedenfalls ihr erstes Album auf den Markt geworfen, nach zwei EPs. Die Musik darauf wird mir als melodischer Punkrock mit Hardcoreeinflüssen schmackhaft gemacht, so verkündet es jedenfalls das Pressebeiblatt. Doch hier nimmt das Unheil schon seinen Lauf. Bei einer solchen Musikkategorisierung eigentlich frohlockend, falle ich beim Durchhören des Albums in ein tiefes Loch voller enttäuschter Erwartungen. Was hier meine Trommelfelle trifft, ist glattgebügelter Newschool-Punkrock mit einer Stimme, die mich sehr stark an die cleanen Gesangparts einer generischen Metalcoreband erinnert.
Handwerklich betrachtet ist das hier gar nicht schlecht, es klingt ein bisschen wie This Is A Standoff und Konsorten, allerdings ist das hier viel zu glattpoliert und so gleichmäßig abgemischt, dass überhaupt kein Druck rüberkommt, obwohl die zwei Gitarren durchaus flott spielen und der Drummer sich hier auch nicht lumpen lässt.
Die Texte, konsequent auf englisch, können das ganze auch nicht retten. Irgendwie klingen alle Texte nach zu oft gehörten Phrasen wie "stand back and be alive".
Bis hierhin eine CD, die mit etwas mehr Rotze produziert ganz gut sein könnte. Ich werd mir das bei der nächsten Gelegenheit mal live geben und nochmal gucken, ich stelle mir das live deutlich besser vor.
Was allerdings richtig mies ist, ist das bereits angesprochene Promo-Beiblatt. Da wird die Band so dermaßen über den grünen Klee gelobt, sich mit Supportshows für No Use und ähnlichem gebrüstet und dann noch der Satz rausgehauen, die Zeit für Headliner-Shows sei jetzt angebrochen. Haben die nicht vorn paar Wochen noch als erste Band vor zwei ebenso unbekannten Bands in der Sputnikhalle gespielt? Wäre ja nichts Schlimmes, wenn man sich nicht in besagtem Beiblatt mit DIY-Releases profilieren würde, gleichzeitig aber aufzählt, mit was für tollen Promotern und Studios man arbeitet. Das ganze noch mit einem Schreibstil, der für die Bravo oder ein kleinstädtisches Käseblatt angemessen sein könnte, wer sich aber ernsthaft in Sachen Punkrock einen Namen machen will und so einen Text um den Fakt, dass man jedes Wochenende mit der Band unterwegs ist, herumkonstruiert, sollte sprachlich noch etwas üben und vor allem dann auch jedes Wochenende Konzerte spielen - so viel auf Tour sind die Jungs dann auch nicht gewesen.
Long story short: Album zu sauber produziert, Promozettel... lassen wir das.
Meinungen anderer Eierköppe zum Album:
"Pressetexte sind der Untergang. Ist das den Schreiberlingen nicht peinlich, sowas in die Tasten zu hauen? Junge Junge Junge, und sowas kann man auch noch studieren, diese Marketingkacke. Ich würd mich schämen."
- T. Fisch
"Das Video auf deren Internetseite braucht mehr so Fisheyeoptik und weniger Doublebass, dann find ich das total supergut"
- Axel F.
"mm. Es gibt keine deutsche Stadt, die Fuselfurt heißt. Nur, falls sich jemand das schonmal gefragt hat."
- R. Stock