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Pogendroblem, Bantam, Durch, 31.10.2021 in Mülheim/Ruhr, AZ Mülheim - Bericht von der Redaktion

Pogendroblem, 31.10.2021 in Mülheim/Ruhr

Fö: Heute mal wieder einiges im Angebot! Jodie Faster in Wermelskirchen, Subhumans in Schwerte, Travels & Trunks im Atelier bei mir um die Ecke, oder eben AZ Mülheim. Da im Vorfeld verbreitet wird, die Veranstaltung würde zeitig starten, um ebenso pünktlich beendet zu werden, tendiere ich stark zu Letzterem. Ein historisches Ereignis, dem man unbedingt beiwohnen sollte! Pünktlichkeit ist eh ein guter Stichpunkt. Schon seit Wochen kriegt die Bahn mal wieder irgendeine Signalstörung nicht behoben, so dass Züge irgendwo auf der Strecke zwischen Dortmund und Mülheim regelmäßig Verspätungen aufweisen. Zwen schreibt mir, ich solle einfach die erstbeste Bahn nehmen, die in die Richtung fährt, da die ursprünglich ausgeguckte eh Verspätung hat. Einige Zeit später sitze ich im RE6, der bereits vor ner knappen halben Stunde hätte fahren sollen, statt im RE11, der seit 15 Minuten überfällig ist, aber in dem Moment in den Bahnhof einfährt, in dem ich mir meinen Sitzplatz im RE6 gesichert habe. Was folgt, sind die spannendsten Sekunden des heutigen Tages: Welcher Zug wird früher abfahren? Werde ich mich glücklich schätzen, im Siegerzug zu sitzen, oder werde ich peinlich berührt im Boden versinken, weil ich mich für die langsamere Variante entschieden habe? Aber diesmal ist das Glück mir hold, der RE6 setzt sich in Bewegung und liegt bald in Führung. Sicherheitshalber werfe ich noch eine Bananenschale aus dem Fenster, jetzt sollte doch nichts mehr schief gehen!
niklas: Dass es pünktlich losgehen sollte, hat sich nicht bis zu mir rumgesprochen. Wegen der Nachwirkungen der letzten zwei Tage beschließe ich deshalb, den etwas späteren Zug zu besteigen und erst um acht im AZ aufzuschlagen. Auch meine zunächst unwillige Begleitung lässt sich davon überzeugen. Leider hat der Zug einen technischen Defekt, was dazu führt, dass er ständig Notbremsungen auslöst. Nachdem das acht oder neun Mal passiert ist, hat der Zugführer genug und fährt nur noch Schrittgeschwindigkeit. Hilft aber auch nix und so dürfen wir in Haltern in den nachfolgenden Zug umsteigen, der aber wegen uns auch schon zwanzig Minuten Verspätung hat. Pünktlich um neun halte ich dann endlich das erste Bier in der Hand.
Fö: Als wir ankommen, spielen BANTAM bereits. Im Pünktlichkeitsrennen setzt sich das AZ Mülheim an die Spitze und lässt sowohl RE6 als auch RE11 hinter sich. Ob BANTAM sich gerade im letzten Sprint befinden oder den Startblock gerade erst hinter sich gelassen haben, vermag ich nicht zu eruieren, bin aber froh, dass wir wenigstens noch was mitkriegen.
Zwen: Ich finds genau richtig. Die meisten Bands spielen ja eh zu lange. Bantam spielen drei bis fünf Lieder, die allesamt hörbar und gut sind und entlassen mich so durchaus mit Bock auf mehr.
Fö: Alle Augen liegen selbstverständlich auf dem Overhead-Projekter und die von diesem Wunderwerk der Technik an Wand gestrahlten Folien des heutigen Vortrags. Die Bühne ist zudem mit rötlich schimmernden Grabkerzen dekoriert. Achja: es ist Halloween alias Karneval 2.0. Wir geben Götz den Auftrag, herauszufinden, wie viele Leute sich heute so als was verkleidet haben, und warten gespannt auf die Studienergebnisse.
Zwen: Leider wird der OHP von Bantam dann auch abgebaut. Schade, ich hatte mich schon auf die Gruppenarbeitsphase mit anschließender Präsentation gefreut.
Fö: Achja, Musik: BANTAM machen Krach, ab und zu tut es in den Ohren weh. Das fühlt sich richtig, richtig gut an! Ich bin entzückt ob derlei atonaler Zerstörung und folge gebannt dem Geschehen. In einer Ansage ging es um LSD, ich hab nicht verstanden warum, aber wird schon stimmen. Scream Queen Kaddas Stimme wird am Ende noch gänzlich zerstört und wir sind uns sicher, soeben Zeuge von etwas ganz besonderem gewesen zu sein.
Zwen: Wahnsinn, dass du bei diesem visuell-akustischen Overload noch aufnahmefähig für Ansagen warst. Mein Favorit ist übrigens der Bassist: Dieser spielt richtig schön simple Dinge (ein Song besteht aus gerade mal zwei Tönen, welche er beide konsequent mit dem Mittelfinger greift). Außerdem schaut er beim Spielen immer richtig angestrengt auf seinen Bass, wippt dabei etwas rhythmisch hin und her und schaut dann immer mal wieder ins Publikum, nur um mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wieder auf den Bass zu schauen.
Fö: Die nächste Band nennt sich DURCH. Irgendwann mal vor der Pandemie im Wageni gesehen, wo sie mir sehr gut gefielen. Entsprechend bin ich mit einiger Vorfreude heute hier, die aber bald einer leichten Enttäuschung Platz machen muss.
Zwen: Der Wageni-Auftritt damals war großartig! Beim Bunt Statt Braun gefielen sie mir auch ziemlich gut. Heute...naja...
Fö: Vorab versuche ich mal, die vielen Minuspunkte aufzuzählen, die sich während des Auftrittes so ansammeln:
1. der eine Gitarrist trägt ein rotes Tuch. Schon häufiger gesehen sowas, und immer noch frage ich mich was das bedeutet, deswegen ist das für mich einfach ein rotes Tuch.
2. Teile der Band tragen den Schriftzug der eigenen Band auf Shirt, Hose oder Hemd
3. Teile des Publikums tragen den Schriftzug der Band auf Shirts
4. Teile des Publikums sind unerträgliche Vollhonks
Zwen: Zumindest bei 1. kann ich dir weiterhelfen. So wurde der Hanky-Code vor allem in den 70ern meist von homosexuellen Männern verwendet um Interesse an Gelegenheitssex zu demonstrieren. Rot steht z.B. für Fisting. Nachzulesen im Internet deiner Wahl oder u.a. hier. Zu 4.: Teile des Publikums sind so unangenehm, dass ich mich ernsthaft frage, ob es sich hier um als Punker*innen verkleidete Fußballfans handelt.
Fö: Okay, dann ziehe ich 1. zurück, danke für die Aufklärung!
Fö: Es gibt bestimmt noch mehr Minuspunkte, aber dazu später mehr. Die Musik hat an sich ganz annehmbare Zutaten, allen voran mehrstimmige Gesänge und auch durchaus ein Gespür für Hymnen, leider wird dieses überdeckt durch inflationäres stumpfes "Whoho"-Grölen in wirklich jedem Song. Also doch noch ein Minuspunkt.
Fö: All diese Minuspunkte lassen sich vermutlich zusammenfassen durch die bloße Tatsache, dass sie aus Düsseldorf kommen. Gibt es eine Band aus Düsseldorf, die ohne Whoho auskommt? Die sich nicht ständig selbst abfeiert? Die kein Proletenpublikum zieht? Es tut mir sehr leid, ich hatte gehofft DURCH würden dieses Klischee durchbrechen, aber nach dem Wageni-Auftritt ging es offensichtlich steil bergab.
Fö: Ich würde gerne noch was Positives schreiben: So wirklich mies war der Auftritt gar nicht, zeitweise ging das voll klar, und mindestens zwei Mitglieder der Band kenne und schätze ich auch auf persönlicher Ebene. Das macht dann, sagen wir, so zwei Pluspunkte?
Zwen: Um mal eine Lanze für Durch zu brechen: Der Sound war heute bei jeder Band rumpelig. So konnten sich die Gesänge beispielsweise überhaupt nicht durchsetzen. Erst bei Pogendroblem wurde dann hier etwas nachjustiert. Ein schlechter Sound mag nun für eine Band wie Bantam gar nicht so schlecht sein bzw. zumindest kein Totaldesaster. Für eine eher melodische Band ist das aber dann natürlich schon nervig. Gerade wenn diese auch noch zwei Gitarren haben und es dann alles eher nach rumpeligen Soundbrei anstatt gut gespielten Melodien klingt.
Fö: Noch ein Minuspunkt: Zugabe spielen. Zur Zugabe einen Song spielen, der nicht nur im Set schon mal verbraten wurde, sondern auch schon 5-mal im Soundcheck, gibt einen weiteren Minuspunkt. Eine Zugabe spielen, obwohl allen Bands bekannt sein sollte, das der Zeitplan heute eng getaktet ist und Konzerte in der Halle aus Lärmschutzgründen früh zuende sein müssen: 2 Minuspunkte.
niklas: Pluspunkt: passend zur Zugabe steh ich endlich vor der Bühne! Minuspunkt: Die Selbstabfeierei und das etwas zu künstlich prollige Gehabe gehen mir direkt auf die Nerven.
Fö: Auf den Schock muss man ja auch erstmal klarkommen, aber zum Glück helfen uns POGENDROBLEM dabei. Die sind eher selten prollig, wage ich mal zu behaupten, außer sie sind alleine im Bandbus. Haben ne kleine Wochenendtour hinter sich und heute 7 Stunden auf der Autobahn verbracht, sind dezent angeschlagen und trotzdem beste Band des Abends.
Zwen: Benta musste sich heute nach eigenen Aussagen richtig konzentrieren, weil die etlichen, an dem Wochenende entstandenen Insider ihr wohl nicht mehr aus dem Kopf gingen. Macht sie aber sehr souverän. 
Fö: Finde, dass POGENDROBLEM sich einfach immer noch ein wenig von diesem Deutschpunk-Einheitsbrei abheben. Vernünftige Attitüde, unpeinliche "wokeness" und doch irgendwie auch spaßig. Auch wenn ich mir manchmal wünsche, es würde nicht so akademisiert rumgesponnen (nach jedem Pogendroblem-Auftritt muss ich erstmal nachschlagen, wer Foucault war, und bin bis heute nicht schlauer)
niklas: Zum Glück habe ich einen Begleiter dabei, dessen Bandkollegin (?) Soziologie studiert und totaler Foucault-Fan ist. Deshalb wird mir auf der etwas langweiligen Zugfahrt bereits erklärt: Foucault ist der, der sagt "Arbeit ist Scheisse" ohne dabei in Fraktur zu sprechen!
Fö: Publikum sehr angetan! Es wird fleißig getanzt, aber, soweit ich das mitbekommen habe, gleichzeitig auch sehr rücksichtsvoll, muss man ja auch mal betonen. Ab und zu springt Sänger Georg auch mal in die vordersten Reihen.
niklas: Ich stehe direkt hinter der pogenden Menge. Als mir eine junge Punkerin beim Tanzen auf den Fuß tritt, dreht sie sich doch tatsächlich um und entschuldigt sich bei mir. Wo bin ich hier nur gelandet?
Fö: Etwas mehr Rücksicht hätte ich mir hingegen von jenen Subjekten gewünscht, die das Nichtraucherschutzgesetz mit Füßen treten. Meine Klamotten haben schon lange nicht mehr so gestunken und meine Lunge fühlte sich auch schon mal besser an. Da rauchen ähnlich asozial ist wie ungeimpft und mit gefälschtem Test zu Konzerten gehen: Kann man Raucher nicht einfach aussperren?
Fö: Ein paar neue Songs gibt es zu hören, soweit ich das beurteilen kann, was ja immer ein gutes Zeichen ist. Vielleicht wird die nächste Platte ja auch mal etwas länger und nicht nur ne EP im Großformat.
niklas: Ja, vor dem Block mit den neuen Songs gabs eine kurze Ansage, dass man diese Songs noch mal kurz hier proben wolle, um fit für ein neues "Album" zu sein! Ich harre der Dinge, die da kommen mögen.
Zwen: Mit Pogendroblem habe ich immer so meine Probleme (Wortspiel tatsächlich unbeabsichtigt). Liegt vielleicht einfach daran, dass ich Deutschpunk generell dornig finde. Dennoch kann sich selbst mein subjektives Ich dazu abringen, zumindest die Songs gegen Bullen geil zu finden. Objektiv betrachtet gibt es nichts auszusetzen und tausend Mal besser als der Auftritt damals beim Spastic Fantastic ist das hier ganz sicher.
Fö: Brandschutz. Sehr wichtig.
niklas: Das frühe Ende des Abends veranlasst uns dazu, schon einen Zug früher als geplant gen Heimat aufzubrechen. Leider fällt dieser Zug kommentarlos aus. Dafür dürfen wir in Dortmund einmal quer durch den Bahnhof sprinten, wobei ich mich noch gekonnt auf die Fresse lege! Was machen wir morgen?
Zwen: Nachdem Bantam bereits richtig rockstarmäßig Teile der Bühnendeko mit der Gitarre zerstört haben, hat wohl jede Band des Abends ihren Teil zu diesem modernen Kunstwerk beigetragen. Pogendroblem beenden dann ihr Set wie eine Black-Metal-Band, welche ich mal vor Jahren gesehen habe, indem sie die letzten Kerzen löschen. Natürlich richtig Punkrock mit Hansa und nicht mit einem Löschhütchen (würde so übrigens meine Black Metal-Band nennen, wenn ich eine hätte). Am Ende liegen dann noch zwei Paketchen Tabak auf der Bühne. Da ich jedoch nicht rauche und diese einfach liegen lasse, hat der Typ, der uns vor dem AZ so unangenehm wie möglich nach Kippen anschnorrt, halt Pech.

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knox

09.11.2021 15:46
videos und mehr bilder gibts hier
https://www.knox-rotzloeffel.de/2021/11/pogendroblem-bantam-durch-31102021-az.html
und ja ich habe auch geraucht

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