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ZSK, The Detectors, blaufuchs, 26.03.2022 in Kiel, Pumpe - Bericht von Thruntilldeath

ZSK, 26.03.2022 in Kiel

Uiuiuiui, das erste Konzert 2022, wie aufregend, wie spannend. Und das erst im März, aber kaum zu glauben, wie schnell die Tage ins Land ziehen trotz dieser Pandemie. So richtig viel Langeweile zu Hause wollte nie aufkommen, keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Und dabei nicht eine Sekunde Netflix und Co. geschaut. Nimm das, Pandemie!

Eigentlich war dieses Konzert auch reiner Zufall. Kiel liegt nicht wirklich um die Ecke, die Motivation für Shows war eher gering, und ZSK? Wirklich ZSK? Das letzte Mal hab ich die Band vor knapp 20 Jahren an gleicher Stelle gesehen, soll ich mir das wirklich nochmal geben? Am Ende entwickelt sich das wie die Cartoon-Serien aus der Kindheit: Schlecht gealtert und einem heutzutage total peinlich mit wenig Unterhaltungswert. Auf der andere Seite haben ZSK uns von Second Bandshirt eingeladen, Stände auf den Shows zu machen, was ja wiederum doch ziemlich cool ist, und, Spoiler, wirklich Spaß gemacht hat. Eine offizielle Ortsgruppe Kiel gab bzw. gibt es nicht, also mussten für die Show im hohen Norden die coolen Leute aus Hamburg (Lies: Ich!) aushelfen. Die Spendengelder des Abends, bzw. für Second-Bandshirt-Stände in Kiel allgemein, gehen an die Refugee Law Clinic in Kiel. Danke daher an alle, die bei uns am Stand waren ♥!
Kurzerhand nochmal das "Merch" gecheckt, die Postkarten sortiert, das Auto mit viel zu vielen Shirt-Kisten aus dem Lagerraum bestückt, die Kleiderstange dazugequetscht, Micha eingesammelt ("Ey, willste mit? Ich bin sonst alleine am Stand und du kannst Bands gucken? "Ja!") und wrrrrrm, mit Vollgas ab nach Kiel. Bei den Dieselpreisen eigentlich auch Unfug, aber wenn niemand in Kiel Shirts verkaufen will? Kiel? HALLO? BITTE? DANKE!
Kiel, Kiel, alte Heimat Kiel. 15 Jahre dort verbracht, sodass sich jeder Besuch auch noch heute wie ein Stück Zuhause anfühlt. Wirklich viel hat sich auch nicht geändert, es ist und bleibt eine furchtbar hässliche Studierendenstadt am Wasser, aber im Gegensatz zu Hamburg hab ich hier jedes Mal das Gefühl, dass alles irgendwie etwas entspannter abläuft. Und um diese entspannte Stimmung noch etwas aufrecht zu erhalten, ging's vor dem Konzert nochmal schnell in die alte Hood zum Blattgold, absurd große Burger reindrücken, Pommes mit Schipoddelmajo schnabulieren und sich widerlich süß-geiles Rootbier ins Scheißmaul reinsaufen. Ein Ritual für die Sinne, und noch heute finde ich Essensreste im Bart.
Der letzte Besuch in der Kieler Pumpe ist gefühlt ebenso lang her wie das letzte ZSK-Konzert. Gut, dazwischen kamen schon noch die eine oder andere Show, als ich noch in Kiel gewohnt habe, aber das eigentliche Wohnzimmer war damals immer die Schaubude. Aber endlich gab es mal die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Pumpe zu blicken, weit vor dem dem eigentlichen Einlass aufzubauen und sich das Treiben mal aus der Nähe anzuschauen. Durchweg hilfsbereite und freundliche Menschen, die hier arbeiten, das ist wirklich eine Atmosphäre, in der man sich so richtig wohlfühlen kann. Gut, dass wir auch gleich die nächste Show mit Pascow und Mobina Galore hier klargemacht haben, die ist nämlich schon seit JAHREN (wirklich, zwei sind das jetzt schon!) ausverkauft.
Leider war heute nicht ganz so viel los, wie von allen erhofft. Da hat die Pandemie doch ihre Spuren hinterlassen. Glück aber für uns, gab es es doch den Premiumplatz hinterm Mischpult für unseren Stand. Mehr Platz als in der Merchecke, perfekte Sicht auf die Bühne, nicht weit zu den Klos und zur Bar und: Geiler Sound. Nicht zu laut, nicht zu leise, nicht verwaschen, nicht zu basslastig. Genau das richtige für ältere Menschen, die hinten mit verschränkten Armen stehen wollen und so tun, als würde sie das alles nicht berühren.
Pünktlich wie die Maurer*innen standen BLAUFUCHS auf der Bühne und sehen dabei gar nicht aus wie Leute aus Hildesheim. Wie auch immer die aussehen, ich hatte bisher noch gar keine Berührungspunkte mit Hildesheim, wo liegt das überhaupt, Hildesheim, aber ich weiß ganz sicher, dass Hildesheimer*innen im Schnitt SO nicht aussehen.

BLAUFUCHS sind euch bestimmt schon mal in den Mix der Woche oder ins Release Radar von einem dieser komischen Streamingdienste gerutscht, denn die machen nämlich ordentlich Werbung für ihren aktuell Output, zumal dort auch Rodi von 100 Kilo Herz und Joshi von ZSK Kurzauftritte absolvieren dürfen. Wohin die Reise musikalisch geht, dürfte damit relativ klar.
Das kann sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden: Innovationspreise müssten, sofern es denn überhaupt mal einen verliehen gab, umgehend zurückgegeben werden, dafür gibt's Auszeichnungen in den Bereichen Deutschsprachiger Punk, Politik und Schunkelschlager. Eigentlich die perfekte Mischung für den Abend, und spätestens seit dem letzten Alarmsignalalbum scheint Schlager das neue Ding am Deutschpunkhimmel zu sein. Sind wir doch mal ehrlich, zum Musikantenstadl oder dem ZDF Fernsehgarten haben wir doch alle schon mal heimlich mitgewippt, aber jetzt können wir das auch endlich ohne Scham machen!

Dessen ungeachtet ein kurzweiliger, sympathischer Auftritt.
Zwischendrin: Shirts, Aufnäher (selbst gelinoldruckt, DIY aller!), Infomaterial, cool cool!
Aufgrund von Corona mussten Smile & Burn leider absagen. Auch hier ist das letzte Aufeinandertreffen lange her, irgendwann 2014 beim Wilwarin oder was weiß ich, und mit dem neuen Album und seinen deutschen Texten hätte das hier ebenfalls sehr gut ins Arrangement des Abends gepasst. Naja, wer so doof ist, und sich Corona holt, hat halt Pech gehabt, sagte der Schreiberling, während er diese Zeilen aus der Quarantäne heraus in die Weiten des Internets pustete.

Wie dem auch sei, Ersatz musste her, und wieso Eulen nach Athen tragen, wenn die Tectors bzw. THE DETECTORS sowieso ums Eck wohnen? Also her mit den Wohoo-Boys und ihren Wohoo-Songs, die natürlich AUCH einen Song mit Joshi von ZSK im Angebot haben. The Detectors haben mit ihrem Album Deny vor 10 Jahren - wie die Zeit vergeht - für mich das perfekte melodische Streetpunkalbum mit politischem Anspruch geschaffen, das auch heute noch jeden Anti-Flag-Tonträger abhängt. Dementsprechend enthusiastisch habe ich den Auftritt von hinten beobachtet, betanzt und besungen. Skurril, sich auf Konzerten wieder zu bewegen und laut zu singen, aber bei dieser Musik stillzustehen geht einfach nicht. Wirkte von hinten so, als hätten es die Menschen vor der Bühne ebenso erlebt. Schön, einfach schön und zeitlose Musik.
Zwischendrin: Shirts, Shirts, Shirts. Erstaunlich viel los, erstaunlich viel Feedback, erstaunlich viel Gesabbel und Gelaber und Spaß und Unterhaltung und ach, tut das gut, wieder unterwegs zu sein und mit Leuten zu reden, Shirts gegen Spendengelder zu verhökern und einfach mal den Blick schweifen zu lassen und sich zu wundern, was die Jugend heutzutage für Klamotten trägt. Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben.
Tja und dann sollte es doch soweit sein, dass ZSK ihr Intro durch die Boxen feuern, das/den/die/... übertrieben große Backdrop vorm eigentlichen Backdrop anstrahlen lassen und mit großem Getöse und Gejubel des Publikums ihr neues Album Ende der Welt auf die Menschheit los. In Anbetracht der aktuellen politischen Lage sicherlich nicht der unpassendste Titel, wenngleich auch immer ein wenig unangenehm, ein abstürzendes Flugzeug zu als Metapher zu haben, wenn um die Ecke der Krieg tobt. Aber das konnte ja vorher keiner ahnen!

ZSK, die deutschsprachige Politskatepunkinstitution aus Berlin. 6 Alben, seit 25 Jahren unterwegs, und gehört hab ich seit der From Protest to Resistance aus dem Jahre 2004 maximal noch den Song zum Thema Drosten, ihr erinnert euch. Pandemie und so. Dafür könnte ich die From Protest wahrscheinlich noch immer von vorne bis hinten mitsingen. Vielleicht wär das ja mal was für 2024, ZSK feat. Thrun auf der Albumtour? Anfragen bitte per Mail an...

Was soll ich zu ZSK noch schreiben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eine Person, die diese Zeilen liest, noch nie ZSK gesehen hat, sehen hat müssen oder lieber nicht gesehen hätte. Und umso erstaunlicher, dass es auch nach 25 Jahren ZSK immer noch so viele junge Menschen gibt, die auf die Konzerte strömen und wirklich jeden Song mitsingen können.

Und alle, die schon mal auf einem ZSK-Konzert waren, wissen auch, was einen alles erwartet:
"Ey, wer von euch war schon mal auf einem ZSK-Konzert?"
"Und wer war vor 20 Jahren hier und da?"
"Und wer trinkt Bier?"
 "Und wer beantwortet die nächste Frage mit irgendeinem besoffenen Zwischenruf?"
Ey, Konfetti, geil!
Ey, hebt mal alle die Hände, geil!
Ey, Zugabespielchen, geil.

Auf der anderen Seite: Die Songs sind schon eingängig und unterhaltsam, Ob das jetzt Herz für die SacheAntifascista, Es müsste immer Musik da sein, Ich habe besseres zu tun oder Keine Angst ist, nichts davon fühlte sich deplatziert oder langweilig an, und auch wenn Joshi seiner gestorbenen Mutter einen Song widmet und bei Stuttgart die Leute ihre Feuerzeuge rausholen, passt das alles zusammen.

Und wie viel Spaß die alten Leute hatten, die sich gegen Ende des Konzertes im hinteren Teil der Pumpe im wahrsten Sinne des Wortes breit gemacht haben, kann sich auch niemand vorstellen. Sitzpogo, Barstuhlumkipppogo, Bierverkippogo und Wirhelfenunsgegenseitigwiederhochpogo, alles 50+. Stark!
Ja, ZSK, immer etwas kontrovers diskutiert.. "Das ist doch Kiddiemusik!" "Das ist doch peinlich!" "Das ist doch bla bla bla." Klar, kann man alles so finden, und ich kann es auch zum Teil verstehen, aber auf der anderen Seite, wieso sollte ich etwas so herabwürdigen, wenn ich vor 20 Jahren selbst da vorne drin stand, die Songs mitgesungen und jedes Animationsprogramm mitgemacht habe? 

Und wieso sollte sowas kritisiert werden, wenn die, die da waren, so einen Spaß hatten und am Ende komplett verschwitzt und mit dem größten Grinsen der Welt im Gesicht nochmal bei uns am SBS-Stand vorbeischauten? ZSK schaffen es einfach, ein kunterbunt durchmischtes Publikum anzusprechen, eine sinnvolle, politische Botschaft zu verbreiten und, ja, ich sag's jetzt, ein geiles Konzert zu spielen, das mich 90 Minuten lang königlich unterhalten hat. Und das, obwohl sie nur EINEN alten Song gespielt haben und das restliche Repertoire mir quasi unbekannt war.

Manchmal ist es wirklich ok, nicht zu meckern und Spaß zu haben. Nicht zu oft, wir sind hier ja bei Bierschinken, aber an dem Abend war das angebracht.

Würde ich wieder zu einem ZSK-Konzert gehen? Wahrscheinlich.
Würde ich mir dafür eine Karte kaufen? Eventuell.
Hat ZSK die Deutungshoheit im Punk? Auf keinen Fall, die haben immer noch wir!

PS: Danke auch an das Kieler Publikum, das uns die Batikshirts quasi aus den Händen gerissen hat. Aber naja, wer freiwillig zu ZSK geht, hat auch keinen Geschmack!

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verSemmelt
(verSemmelt)
08.04.2022 00:51
Wenn ich die Zeilen deuten kann, werden Menschen gesucht, die ZSK nie gesehen haben. Also hier ist schonmal einer. Bekomm ich jetzt ne Karte für irgendso einen Dorfbums mit der Band?
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
20.04.2022 12:03
Ja, bekommst du.
h*einz_zweidreI
(h*einz_zweidreI)
20.04.2022 13:53
Na da freu ich mich auf den Bericht dazu....
verSemmelt
(verSemmelt)
20.04.2022 17:06
Ach du kacke!
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
21.04.2022 10:25
Tja!

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