New Model Army + Leipziger Symphonieorchester, 15.07.2022 in Berlin, Tempodrom - Bericht von h*einz_zweidreI
New Model Army + Leipziger Symphonieorchester, 15.07.2022 in Berlin
NMA begleiten mich seit dem Abend, an dem ich noch bei meinen Eltern wohnend, betrunken nach Hause stolperte, den Fernseher im Wohnzimmer einschaltete (alle anderen im Haushalt schliefen schon) und mich bei einer Rockpalastübertragung ein in rotem Licht und Nebel gehüllter Mann mit Zahnlücke und unzähligen Ohrringen und einen Schlabberpullover tragend, bei dem die Ärmel andauernd runterrutschten, anbrüllte: You screamed give us liberty or give us death, now you've got both, what do you want next? HERE COMES THE WAR... Diese Energie, die ganz im Arrangement des Songs und nicht in der Geschwindigkeit, wie ich es sonst vom Punk kannte, steckte, packte mich von einem Moment zum anderen und ich war Fan. Keiner, der jetzt mega hinterher ist und alles kennt, aber einer, der schon auf ein, zwei Konzerten war und auch die Solosachen von Justin Sullivan mag.
Das Konzert ist der Auftakt einer dreitägigen NMA-Beschallung in Berlin. Heute hier einmalig mit Orchester und dann zweimal im SO36. Dort als stripped back punk rock show angekündigt. Leider ausverkauft und ohne mich (wenn ich mich nicht noch reinsneake...)
Das Publikum lungert vor dem Tempodrom rum, vom Oi bis zur Metaler*in ist alles vertreten. Manch Heranwachsende*r wurde von den Eltern mitgeschleppt und ich höre viele englisch-sprechende Menschen.
Die Songs für das Konzert wurden extra umarrangiert, wenn ich das richtig mitbekommen hab, von der Geiger*in ganz vorne links. Dann machte Corona zwei Jahre lang die Planung zunichte und Orchester und Band trafen sich nach eigener Angabe zwei Tage vor Konzertbeginn, um zu proben.
Wenn die laut dem Bericht von Lutz schon Montag in Leipzig gespielt haben, hatten sie 3 Tage. Bierschinken deckt auf! Egal wie es nun genau war, ich hab keine Ahnung, wie die das in so kurzer Zeit hinbekommen haben, dass das so funzt.
Wenn die laut dem Bericht von Lutz schon Montag in Leipzig gespielt haben, hatten sie 3 Tage. Bierschinken deckt auf! Egal wie es nun genau war, ich hab keine Ahnung, wie die das in so kurzer Zeit hinbekommen haben, dass das so funzt.
Meine Kamera ist so scheiße! Was wie ein Drummer in Aspik aussieht, ist so ne Art Plexiglas, damit das Geschepper nicht die E-Musik zerstört oder umgekehrt... Aber Drummerfoto!
Die Setliste findet ihr hier. Da mein letztes Album von 2001 ist und ich die Songs danach nur wenig kenne, sind mir viele Lieder nicht geläufig. Aber das macht überhaupt nix. Durch die Andersartigkeit des gesamten Settings bin ich nur selig und ergriffen. NMA hätten ja auch ein weiteres Best-of Album diesmal mit Orchester hinschludern können, aber hier entsteht was Besonderes.
Nach neun Songs gibt es eine 20minütige Pause. Als Passing Through danach gespielt wird, beginnen sich die Leute von den Sitzen zu erheben. Der Innenraum füllt sich zudem mit Leuten vom Oberrang und es wird getanzt. Auch der typische New Model Army Armtanz (wirres Rumgefuchtel mit den oberen Gliedmaßen) ist bei dem/der ein*en oder anderen zu beobachten. Nur die ebenfalls typischen Pyramiden kann ich nicht entdecken. Liegt's am Ort oder Alter?
Als bei einem Song das Orchester im Chor mitsingt, brauch ich ein Taschentuch. Nee, is dat schön. Bei Purity steht der Saal Kopf und alle singen mit. Ich bekomm ne Gänsehaut und meinen Ohrwurm für die nächsten Tage: Revoluuuuution for ever, succession of the seasons
Within the blood of Nature, all raised to rot and die
This purity is a lieeeeeeee!!!!!!!!
Within the blood of Nature, all raised to rot and die
This purity is a lieeeeeeee!!!!!!!!
Mit Vagabonds and Green and Gray werden weitere Uralthits gespielt, letzteres in Kammermusikstyle. Ich bin gespannt wie das Ganze im Nachspiel verwurstet wird. Es soll einen Film über die drei Tage geben, ich fänd ja ne Platte von dem Konzert ganz nice...
Fazit: Wie toll war das denn? Ich musste die ganze Zeit unter meiner Maske grinsen und ab und an mitsingen. Der Aufwand hat sich gelohnt und ein besonderer Moment wurde kreiert, der bei mir noch ne Weile nachschwingen wird. Auch lobenswert zu erwähnen bleibt, wie sehr zurückgenommen die Band auf der Bühne agiert hat. Das Orchester war der Star, NMA nahmen sich nur ein winziges Eckchen und stellten sich an den Rand, wenn sie nicht spielten, herzallerliebst...