Rockstage Dortmund: Kalamazoo, Gedankenflucht, Tonk!, No Badderation, Freefall, 25.10.2009 in Dortmund, FZW - Bericht von Fö
Rockstage Dortmund am 25.10.09
Erste Band, die ich zu Gesicht bekomme: Kalamazoo. Vom Namen her durchaus ein Begriff, tauchen die doch des Öfteren mal auf irgendwelchen Festivals auf. Gehört geschweige denn gesehen bisher aber noch nicht. Aber beides lohnt sich!
Die Band bewegt sich im Bereich des Reggae, verzichtet aber auf Scheuklappen und weist einen äußerst soliden Stilmix vor. Es bleibt chillig-relaxt, aber man schreckt nicht zurück vor Funk-Gitarre oder Sprechgesang - oder, wie hier, vor artistischen Einlagen, konkreter gesagt Jonglieren.
Eine recht vielseitige Band also! Mit dem klassischen "Rock"-Stage hat das zwar nur noch bedingt etwas zu tun, aber schließlich hat sich die Veranstaltung der lokalen Musikszene verschrieben, und da darf man auch gerne mal über den Tellerrand schauen. So also heute auch mal mit etwas Reggae.
Im Publikum ist, gemessen an der frühen Zeit, schon richtig viel los. Was zum Großteil auch der Band zuzuschreiben ist, bei den folgenden Bands wird es nämlich wieder leerer...naja, wat willste machen. Upp.
Soviel zu Kalamazoo. Sehr relaxte Musik zum gemeinsamen Schwoofen aber auch für einsame Kopfnicker. Eigentlich die perfekte Band für ein Open Air im Sommer...
Die nächste Band: Gedankenflucht! Der Name lässt es schon erahnen, es wird etwas nachdenklicher. Man orientiert sich grob an der Hamburger Punk-Schule, Jens Rachut lässt mal wieder grüßen, auch wenn hier wahrscheinlich eher jüngere Bands wie Muff Potter oder Turbostaat Pate gestanden haben.
Die Band habe ich übrigens schonmal gesehen - damals in Scharnhorst mit Betrunken im Klappstuhl. Kann mich aber offen gestanden nicht erinnern, viel von Gedankenflucht mitbekommen zu haben. Muss ich heute nachholen.
Ohne allzu sehr in die Emo-Ecke abzudriften, gibt es durchaus emotionale Texte, die wahrscheinlich besser funktionieren würden, wenn man Textblätter im Publikum verteilt. Dazu schrammelige Gitarrenarbeit, Postpunk mit Blick nach vorne.
Gefällt mir wirklich gut, auch wenn es wohl nicht so die Musik zum Abgehen ist, eher zum Punkrockfinger zeigen und Mitgrölen. Ist aber gar nicht so einfach, wenn man die Lieder nicht kennt. Aber immerhin zelebriert André dies neben mir fleißig.
Bei einem Song stellt der Sänger erstmal klar, dass er ihn nicht spielen kann - woraufhin die Schlagzeugerin (was eh schon nen Pluspunkt gibt) die Gitarre übernimmt. Hm. Offen gestanden, für mich das schwächste Lied des Auftrittes, der Druck ist weg und dann setzen die beiden sich auch noch hin. Hippie-Emos!
Klappt im Stehen halt besser! Gute Band, guter Auftritt! Und gut zu wissen, dass es auch in Dortmund ne Band gibt, die gefühlsvollen Punkrock hinkriegt, ohne dabei "emo" zu klingen und zu heulen anzufangen (bildlich gesprochen). Ich quatsche der Band anschließend noch ne CD ab, Rezi dazu wirds wohl dann die Tage auf Bierschinken geben...
Die nächste Band hört auf den Namen Tonk! und bewegt sich in gänzlich anderem Fahrwasser. Könnte man grob als Crossover bezeichnen, man referenziert sich auf Bands wie Guano Apes, Die Happy und wie sie alle heißen - wohl wegen dem weiblichen Frontgesang.
Insgesamt also, muss ich mal sagen, keine Musik für mich. Klingt alles ziemlich professionell, könnte ohne Probleme im Radio und im (faktisch nicht mehr vorhandenen) Musikfernsehen laufen und hat wohl schon ne etwas längere Geschichte hinter sich, die aber größtenteils verschwiegen wird. Einziges Originalmitglied der Gitarrist, und es wird auch lediglich ein altes Lied gespielt.
Unter anderem hat wohl auch schon Thomas Godoj irgendwann mal in der Band gespielt, wie Chrissi mir flüstert. Einer dieser Stars aus dem Unterschichtenfernsehen, die an mir regelmäßig vorbeigehen. Dafür jetzt halt ne neue Sängerin mit starker Stimme, die mich an irgendwen erinnert, ich komm aber nicht drauf. Irgendwas aus dem 80er-NDW-Bereich.
Dafür am Schlagzeug zu bewundern: Tim! Sehr umtriebiger Musiker, durfte ich schon als Drummer der Hardcore-Formation Coax bewundern. Macht Spaß, ihm beim Trommeln zuzuschauen, so wie er auf die Fälle einprügelt. Er bedient übrigens auch ein Ipod oder sowat - für die Keyboardsounds. Samma, seid ihr Linkin Park?
Damits auch ja so richtig Crossover bleibt, stößt für die letzten zwei Songs ein Rapper hinzu. Na, das ist wenigstens mal was anderes! Keine schlechte Sache, auch wenns beim Publikum nicht so ankommt. Naja, abgehakt. Objektiv gute Band, subjektiv nix für mich.
Und schon wieder die nächste Band. Und schon wieder ein Stilwechsel, diesmal zurück zum Reggae. No Badderation kannte ich bisher nicht, überschneiden sich personell aber ziemlich mit Kalamazoo, bloß dass die Band nochmal ziemlich angewachsen ist.
11 Leute zählt die Band, darunter ein paar Bläser, Percussions und ziemlich schicke Orgelsounds. Plötzlich ist es auch wieder etwas gefüllter vor der Bühne, fröhliche Musik lädt halt dazu ein mal die Beine zu schwingen.
Gesang kommt von insgesamt drei Vokalisten, darunter auch eine Sängerin. Alles sehr chillig. Fehlt eigentlich nur noch der umhergehende Joint.
Nunja, Reggae ist auch mal wieder nicht meine Musik. Außerdem covert die Band nicht Knochenfabrik. Aber Spaß macht es trotzdem, gerade weil die Band so groß ist und auch die Musiker allesamt mit viel guuder Laune bei der Sache sind.
Für euch geh ich auch mal kurz nach oben, damit ihr mal die komplette Band seht. 12 Mann stehen jetzt dank einem Gastsänger auf der Bühne - wow. Mit Ralf alias djrj zählen wir die vielen Klischees auf der Bühne. Hähä. Aber muss ich ja jetzt hier nicht aufzählen, führt ja nur zu negative Vibrations, ihr wisst.
Ja, soviel zu No Badderation. Wieder mal eine Band für das sommerliche Open Air, wozu man aber leider Sommer bräuchte. Immerhin bietet mir der heutige Abend die Gelegenheit, auch mal so eine Band kennenzulernen. Danke Rockstage ;)
Dieser Musikstil hingegen war bei Rockstage schon immer vertreten: Newschool-Hardcore! Musik, die mir eigentlich nach kurzer Zeit auf die Eier geht. Aber die Jungs von Freefall machen ihr Ding wirklich gut. Man driftet nicht in unsägliche Screamo-Passagen ab, es gibt kein Toughguy-Bollo-Geprolle, sondern durchaus ausgewogene Musik.
Zwei Sänger hat die Band vorzuweisen, die mal gemeinsam und mal abwechselnd das Mikrofon beackern. Großartig wird auch die Zeit zwischen den Songs genutzt, die Band spaßt gerne rum, sieht sich selbst nicht zu ernst und hat sichtlich Spaß an der Sache. Auch wenn André fast gehen wollte, als ein Sänger nach den Schalke-Ergebnissen fragte
Und die Musik? Für Hardcore erstaunlich pop-lastig! Viele Melodien ziehen sich durch die Songs, auch vor langsameren Passagen wird nicht haltgemacht. Könnte man fast schon als Melodycore bezeichnen. Insgesamt aber doch alles sehr druckvoll, erinnert mich teilweise an ne Mischung aus Rentokill und älteren Rise Against.
Also eine willkommene Abschlussband für das diesmonatige Rockstage-Festival. Würde ich mir sogar nochmals anschauen, sie spielen zum Beispiel auf dem Campus Total Festival am 6.11. - schaut euch das ruhig mal an.
Als besonderes Highlight haben Freefall ne manuell bedienbare Sirene mitgebracht. Lustiges Teil. Damit rennt der Sänger erstmal durchs Publikum - Ker is dat Dingen laut! Jau, guter Auftritt! Damit wäre das Rockstage für heute auch beendet, nächster Termin ist der 22.11. - also schonmal vormerken.
Inzwischen bin ich doch wieder ziemlich müde, irgendwann fordert das Wochenende halt doch Tribut. Und die paar Biere heute machen auch nicht lange wach. Noch kurz mit André zum Dönermann, und dann geht es auch schon nach Hause. Bis zum nächsten Mal!