Tony Gorilla, The Smack Ballz, 16.06.2012 in Dortmund, Domicil - Bericht von Fö
Tony Gorilla, 16.06.2012 in Dortmund
Okay, TONY GORILLA könnte ja auch der Name eines vollbärtigen Jazz-Saxophonisten aus New Orleans sein. Die Zuschauerzahl liegt dann auch immerhin noch im zweistelligen Bereich, inklusive Horrorbiz-Familienausflug und zwei-drei tätowierten "Rockern". Die Tanzfläche vor der Bühne gehört heute mal dem Sänger.
Konzert aber doch ziemlich gut. Was daran liegt, dass Tony Gorilla halt einfach verdammt gut sind, ganz egal wo sie spielen. Mittlerweile auch oft genug vor der Nase gehabt (zuletzt ja beim Bierschinken eats FZW), weswegen es wohl müßig ist, mal wieder in Musikstilbeschreibungen aufzugehen.
Das zweite Album Season of the wolves ist nun schon ne Weile auf dem Markt - und heute sollte eigentlich die Release-Sause zur Vinyl-Version sein. Aber wie Zufälle und Presswerke so spielen: Das gute Stück kommt doch erst nächste Woche. Ich sollte Strichliste führen für Release-Shows ohne Release - mit zehn Fingern komm ich da schon nicht mehr aus.
Ist also nicht weiter schlimm, zumal die Band anbietet, die Platte als Entschädigung portofrei zu versenden. Außerdem sind die Songs den anwesenden Fans eh zum Großteil geläufig, merkt man daran, dass hier und da zaghaft mitgesungen wird. Und wenns nur der Guitartech ist.
Größtenteils Lieder vom aktuellen Album gibts zu hören, dazu ein paar ältere Kracher ("Heart of gold", "Honeybeat" und natürlich das unvermeidliche "Can you feel the fire"). Ausgewogenes Set, würd ich sagen. Und bin mal wieder angetan von der immensen Spielfreude des Fünfers, und das um diese Uhrzeit!
Da wird geschwitzt, gebangt, gescherzt. Die Band freut sich über bekannte und unbekannte Gesichter im Publikum, der Mischer bekommt eine Liebeserklärung und ich frage mich mal wieder, warum diese Band außerhalb Dortmunds (okay, innerhalb eigentlich auch) noch nicht den ihr gebührenden Bekanntheitsgrad inne hat.
Und sonst? Running Gag war wohl das Basedrum-Mikro, bei dem sich die Anwesenden nicht einig werden konnten, ob es nun für die Kratzer im Sound verantwortlich ist - war zumindest für uns unbeteiligte Zuschauer ziemlich amüsant. Apropos Zuschauer: Die halten sich dezent und bedeckt, applaudieren dafür umso stärker und erfreuen durch gelegentliche Zwischenrufe.
Gutes Konzert also. Einziges Manko: Die Uhrzeit. Okay, und die Zuschauerzahlen hätten höher sein können. Aber sogar das hätte man über die Uhrzeit optimieren können. Wie auch immer. Anschließend soll noch ne Apocalyptica-Kopie der Dortmunder Philharmoniker auftreten, fällt aber aus. Stattdessen also Bierchen trinken.
Und wieder rein zu den SMACK BALLZ. Alexej ist geschockt, als ich ihm eröffne, die schon auf dem Wacken gesehen zu haben. Kann mich erinnern, die dort als "schon irgendwie witzig" empfunden zu haben. Metal-Cover mit Cajón und Akkordeon. Klingt albern, kommt aber ordentlich versiert rüber.
Ist ja auch ein "Metal-Cajón", und Becken bedient der hockende Typ ebenfalls. Das Akkordeon wird von breiten Schultern mit Sonnenbrille und langen Haaren bedient, während der Sänger/Gitarrist stilgerecht mit Flying V auftritt. Von den Ansagen und Animationsversuchen her wirkt mir der Auftritt etwas zu übertrieben (das ist dann mehr was für den Wacken-Biergarten), aber sollense ruhig.
Dafür gibt's diverse Klassiker zu hören, die trotz der eigenartigen Besetzung gar nicht mal so fremd klingen. Glühende Dio-Vereher scheinen sie zu sein, es gibt "Holy Diver" und "Long live Rock'n'Roll" (Rainbow) zu hören. Dazu noch "I Was Made For Loving You" von Kiss, ein längeres Medley mit Metallica-Stücken und bestimmt noch viele weitere Songs, die wir verpasst haben, weil wir irgendwann abgehauen sind.
Ja doch, unterhaltsam. Definitiv ne Party-Band, hat heute aber damit zu kämpfen, dass sich das Publikum noch weiter dezimiert hat und die Anzahl der bangenden und mitsingenden Metaller sich doch stark in Grenzen hält. Die meiste Bewegung kam da noch von den beiden Fotografinnen, die akribisch jede Bewegung der Protagonisten ablichteten. Gibts da bald ne Fototapete von?
Ich halt mich dann doch lieber zurück mit Fotos machen, in der Hoffnung, dass die qualitativ mit Sicherheit deutlich anspruchsvolleren Bilder irgendwann irgendwo auftauchen. Nunja. Die Smack Ballz hinterlassen nen guten Eindruck, nicht zu viel Klamauk, eher ernstgemeinte Verbeugungen vor den Klassikern, aber da bald Teatime ist, schauen wir uns das nicht bis zum Schluss an.
Gibts noch was zu sagen? Interessante Veranstaltung, dieses "Brück auf", ich fühle mich jedoch nicht wirklich angesprochen - die sonstigen Musikbeiträge wurden von uns aber eh nicht angenommen. Aber wir haben uns ja, schlau wie wir sind, die Rosinen rausgepickt. Tony Gorilla und Smack Ballz - beides empfehlenswert. Jawoll. So, ab nach Hause, Teatime und so. Und später gehts weiter in Duisburg...