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Fights & Fires, 51st Degree, Melpomenes Experitext, 28.06.2013 in Mönchengladbach, Blaues Haus - Bericht von Fö

Fights & Fires, 28.06.2013 in Mönchengladbach

Shalala. Heute zwängt sich ein Termin ins Gesichtsfeld, für den man sogar mal ne etwas weitere Anreise auf sich nehmen kann. Zumindest kommt es mir gefühlt so vor, als läge Mönchengladbach irgendwo jenseits des Atlantik - dabei isset lediglich der Rhein, der sich dazwischen schlängelt. Und etwa anderthalb Stunden Zugfahrt.
Heute mit dabei: Kamerakind Schlossi, der wir die heutige exquisite Fotoauswahl zu verdanken haben. Zunächst aber gilt es, die Zeit zu vertrödeln. Da ich das Blaue Haus als etwas eingeschätzt habe, wo es tendenziell eher frühzeitg zuende ist, und auf dem Flyer was von 19 Uhr stand - sind wir pünktlich 20 Uhr vor Ort und beobachten immerhin, wie schon Instrumente in den Laden getragen werden. Kann also noch dauern.
Wir beobachten die marodierenden Jugendbanden von Mönchengladbach. Eine knisternde Spannung liegt in der Luft, als würde es gleich zum finalen Clash zweier arg verfeindeter Gangs kommen. Oder vielleicht auch mehr als zwei. Da gibt es die Barfuß-Ladies, die Orange-Trash-Chiqueria, die sporty Pilates-Jünger und die unterhaltsame Mischgetränke-Taumel-Fraktion.
Irgendwann erklingen Töne, die man mit etwas Phantasie als Musik identifizieren könnte. Wir rätseln zunächst, ob die vielleicht aus dem Nebenhaus kommen - aber Pustekuchen. Also rein. Laut Flyer müssten das also die als "Skatepunk" angekündigten "51st Degree" sein. Hatte ich mir anders vorgestellt. Keyboard, Gitarre, Klarinette (oder irgendson Flötengerät. zumindest keine Panflöte.), dazu darstellerischer Sprechgesang.
Wie wir in Erfahrung bringen, wurden am heutigen Abend einfach mal unabhängig voneinander zwei seperate Veranstaltungen gebucht und zusammengepackt zu einer ausufernden Privatparty. Geil! Na das wird ja ein langer Abend...die "Band" vor unserer Nase jedenfalls hört auf den Namen MELPOMENES EXPERITEXT. Ein Name, der bei mir zunächst Assoziationen zu mehligen Pommes hervor ruft.
Musikalisch bewegen sich die Assoziationen eher in die Richtung Jens Rachut und seinen zahllosen Bands. Da waren ja auf den Platten öfter mal so wirklich total sperrige Sachen drauf, mehr Hörspiel als Musik, mit ungewohnten Arrangements und son Gedöns. Und jetzt stellt euch DAS mal in Konzertlänge vor! Eher experimentelle Performance als Punkkonzert. Ein Stück beispielsweise ist ein (geschätzt 15minütiger) Monolog, den eine Dramaturgin ursprünglich fürs Theater geschrieben hatte.
An Bass und Gitarre übrigens Oddel von EA80. Mönchengladbach is halt doch ein Dorf. Wir stellen uns vor, wie so ein übliches Kunststudenten-Theaterpublikum auf diese Performance reagieren würde: Am Brillenbügel kauend wird kinnkratzend sinniert darüber, ob die verstimmte Gitarre ein Sinnbild für die Missstimmung in der Gesellschaft war. Ich glaube, Schlossi studiert heimlich Kunstdidaktik.
Und noch ne Band! Da wir nicht herausgefunden haben, wie die hießen, bleibe ich einfach mal bei der zuvor auf der Straße um sich greifenden Umschreibung "betrunkene alte Männer aus Hamburg". Musik ist auch gar nicht mal so scheiße - klingt eher, als wäre hier noch ne dritte Veranstaltung am Laufen, die sich eher dem Hardrock und Rock'n'Roll widmet. Ein buntes musikalisches Potpourri heute also.
Besonders der Sänger hat es uns angetan. Könnte genau so auch auf nem Fischkutter über den Atlantik (da haben wir ihn wieder!) schippern auf der Suche nach dem weißen Wal. Er begegnete mir vorher auf dem Gang zur Toilette, murmelte irgendetwas in seinen Bart und ich war mir nicht sicher, ob er Konversation betreiben wollte oder lediglich zu Selbstgesprächen neigt. Dem Boden seiner Bierflasche gegenüber schien er zumindest ziemlich angetan zu sein.
Also, Musik: Ganz geil. Schön straight und so, viel Gitarrensologewichse, meiste englische und manchmal deutsche Texte und ein Bassist mit Social-Distortion-Shirt. Könnte schlimmer sein. Reicht zumindest zum Mitwippen, auch wenn's immer noch nicht das ist, was wir vom heutigen Abend erwartet haben.
Am Ende kündigt die Band noch an, reich zu sein und gerne weiter spielen zu wollen, ob das vielleicht okay sei, den anderen Bands einfach 1000 Euro in die Hand zu drücken damit die nicht mehr spielen. Oder so. Hanseatischen Humor hab ich mir doch anders vorgestellt.
So. Nu wird's aber langsam Zeit für die Veranstaltung, die wir eigentlich besuchen wollten! 51ST DEGREE machen den Auftakt-als-dritte-Band. Bewährungshelfer-Rock aus Erkelenz. Alias Melodycore-Skatepunk-­Nenneswieduwillst. Nett. Leider aber auch etwas unspektakulär: Nicht nur dass die Musik auf Dauer eher eintönig ist, auch an der "Stageperformance" könnte noch gearbeitet werden, die hatte mehr was von Proberaum.
Zwei Sänger. Einer mit Bart, einer ohne. Den mit Bart hört man kaum - auch nicht, als er zwischendurch die Gitarre weglegt und sich das andere Mikrofon schnappt. Achja, Gitarre weglegen und so: Eigentlich beste Voraussetzung, um mal so richtig Alarm zu machen - aber Bewegung ist weiterhin Mangelware.
Tja. Insgesamt: Zum Mitwippen okay, mehr aber nicht. Den Musikstil halte ich ja auch für etwas ausgelutscht, und wirklich neue Akzente setzen 51st Degree auch nicht. Ein paar Fans haben sie trotzdem, singen sogar Texte mit wenn sie grad mal lustig sind und stellen sich, wenn sie mal besonders lustig sind, direkt so 10 Zentimeter vor den Sänger. Da war mir der hanseatische Humor aber lieber!
Nu aber! Starry und Fights And Fires haben netterweise die Positionen vertauscht, so dass wir jetzt "schon" in den Genuss der Hauptband kommen. FIGHTS & FIRES aus Worcester/UK! Jawoll! Haben mich bei ihrem Auftritt vor wenigen Monaten in Essen total von den Socken gehauen, so dass ich hocherfreut war, als kurz später eine weitere Tour angekündigt wurde.
Nicht zuletzt, weil ich auch gehofft hatte, dass sie diesmal etwas länger spielen. Damals mussten sie frühzeitig aufhören, um noch den Heimweg antreten zu können - und heute spielen sie ein kurzes Set, weil die Zeit knapp ist und Starry noch spielen wollen. Mittlerweile glaub ich ja, dass das nur ne Ausrede war und die immer nur so kurz spielen. Kann das wer verifizieren? Das war ja nichtmal ne halbe Stunde!
Das Blaue Haus ist ja nicht gerade groß - 50 Leute passen hier vielleicht rein, dezent weniger sind drin, aber ungefähr die Hälfte des Raumes (plus Bühne) nimmt die Band direkt mal in Beschlag. Sänger und Gitarrist wirbeln ständig vor und neben unseren Nasen umher, auch der Bassist stürmt immer wieder in die Reihen. Fehlt noch, dass der Drummer sich so ne Umschnall-Trommel vom Spielmannszug besorgt.
Musik: Hardcore-Punkrock mit ner Prise Rock'n'Roll. Find ich von Platte ganz nett, ist live aber der heißeste Scheiß den man sich vorstellen kann. Da wird gewirbelt, gesprungen, gebrüllt und eigentlich ist es auch kein Wunder, dass man das in dem Tempo nicht länger als 30 Minuten durchhält. Dabei wirkt auch noch jede Bewegung trotz allem Chaos höchst professionell. Wie da die Gitarrenhälse millimeterscharf an Menschenhälsen vorbei schwirren, uiuiui!
Mikrofon müssen sich Sänger und Gitarrist teilen. Klappt aber auch. Wahnsinns-Show, Hochleistungssport vom Fließband. Der Gitarrist initiiert irgendwann spontan ne menschliche Pyramide im Publikum (er kniet ganz unten und spielt locker-flockig weiter), während er kurz zuvor noch nem Besucher die Gitarre in die Hand drückte und ihn spielen ließ. Einfach so.
Und Hits. "You Can't Say Slags On The Radio" - Kracher! oder "Chase The Blues" oder "Back Bone" oder "Better Dreams" - Wahnsinn. Kann man sich alles auf Bandcamp anhören - bloß, dass die Lieder mir auf Platte doch etwas zu steril sind. Da fehlt mir irgendwie der Nervenkitzel, wenn mal wieder das Mikrofonkabel haarscharf ein meiner Nase vorbei fliegt.
Kurz, schmerzlos, geil. Unbedingt mal angucken, die Band. Ich bin ja echt überrascht, dass die immer noch in so kleinen Läden spielen - warum kennt die eigentlich kein Schwein? Im Oktober auf Minitour mit Boysetsfire, vielleicht ändert sich das da. Wäre aber eigentlich schade. Kleine Läden stehen den Jungs.
Viel zu schnell zuende. Und obwohl der Sänger noch ausdrücklich darum gebeten hat, dass man sich doch bitte noch Starry anschaut (und ich die letztens in Essen auch ganz gut fand), hauen wir anschließend ab - ist mittlerweile spät, die Rückfahrt dauert eh lange genug, und Schlossi muss morgen arbeiten. Auf dem Rückweg sehen wir noch die Überreste zerschlagener marodierender Jugendbanden. Ker, Mönchengladbach, was ein schönes Dorf.

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