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Bunt statt Braun Open Air: HWS, Operation Semtex, Kings of Forlorn Lands, She Said Battlecat, Refuse Your Heroes, 07.09.2013 in Dortmund, Brauks - Bericht von Fö

Bunt statt Braun Open Air, 07.09.2013 in Dortmund

Back from Sonstwo. Vielleicht hat's ja der eine oder andere so am Rande mitbekommen: die letzten 2-3 Wochen war ich relativ konzertabstinent, weil auf Reisen. Schöne Tour durch den Balkan, fünf Länder abgeklappert, schönen Urlaub verbracht in dem eigentlich nur eines fehlte: Punkrock! Also heute Reasozialisierung beim Bunt statt Braun. Wohlgemerkt nach 4 Stunden Schlaf, weil unser Rückflug von Sofia gegen 6 Uhr morgens ging (nach deutscher Zeit: 5 Uhr!), aber dafür bleiben daheim noch ein paar Stunden, erstmal klar Schiff zu machen, bevor es aufs Festival geht. Unter anderem muss die Tagesplanung unter einen Hut gebracht werden: Eigentlich ist heute Treffen mit einer gewissen Sauftruppe angesagt. Zufälligerweise mit genau denen war ich vor 5 Jahren schonmal in Sofia. Dort lernten wir nen Bulgaren kennen, der mittlerweile in Hamburg wohnt und uns ausgerechnet heute in Dortmund besucht. Muss man sich mal vorstellen: Ein Sofianer reist aus Hamburg an, um einen Dortmunder zu besuchen, der aus Sofia anreist. Naja, für euch vielleicht nur halb so witzig wie für mich, aber latte. Holen wir Viktor also erstmal standesgemäß vom Busbahnhof ab mit Bier und, äh, Bier, verfrachten die gesammelte Bagage ins Auto und machen uns auf dem Weg zu Ausflugsziel Nummer eins: Das Bunt statt Braun Open Air!
Hier wars letzten Jahr schon ganz witzig, heute hat man erstmal mit schlechtem Wetter zu kämpfen - und mit der Tatsache, dass der heimliche Headliner DER GIERIGE DIKTATOR bereits als erste Band spielt - und wir sie dadurch verpassen. Buh!
Also erst zur zweiten Band vor die Bühne. REFUSE YOUR HEROES. Fünfköpfiger Metalcore aus Dortmund. Auch wenn hier nur vier Köpfe auf der Bühne stehen. Vermutlich habe ich ne Erklärung, warum dem so ist, einfach verpasst. Warum ich das verpasst haben könnte: Hab mir eh nur 2-3 Songs angeschaut.
Warum ich mir nur 2-3 Songs angeschaut habe: Ist nicht meine Musik. Geschrei und harte Gitarren mag ne super Kombination sein, aber eben nicht immer. Zum Beispiel, wenn der gespielte Musikstil "Metalcore" heißt. Wobei, einen Pluspunkt kriegt die Band dennoch: Auf den Einsatz von cleanen Gesangspassagen wird verzichtet!
Stattdessen gibt es schön konstantes Gebrüll auffe Ohren, manchmal mit leichtem Keifen oder Growlen versetzt. Geht also eigentlich in Ordnung. Aber nach 2-3 Songs ist mir das trotzdem zu eintönig und die Musik zu sehr dicke-Hose. Lieber mal gucken, was der Rest unserer Truppe so macht.
Die sind ja eher wenig wegen der Musik hier (und schon gar nicht wegen Metalcore), sondern für den Zeitvertreib. Der lässt sich auf der zum Parkplatz umfunktionierten Wiese ganz gut tätigen. Da darf beim Boule-Spielen auch mal das Auto als Spielfeld herhalten.
Das "Bunt statt Braun" richtet sich, wie der Name schon sagt, gegen das Nazipack - sehr löblich! Von denen hört man ja leider in Dortmund immer wieder was, kann gar nicht genug Veranstaltungen dagegen geben, is klar oder? Heute haben die "Botschafter der Erinnerung" Infotafeln zu Opfern des Naziregimes aufgestellt und sammeln über Kuchen- und Getränke-Verkauf Spenden. Gute Sache.
Die nächste Band sollte eigentlich WAM sein, aber, wie man sich erzählt, legte sich deren Drummer kurz vorm Auftritt noch schnell ins Bettchen und ward nie wieder gesehen. Zieht jetzt wohl im Traum-Märchen-Land seine Kreise. Doofe Situation für den Rest der Band, für den Veranstalter und natürlich für die Leute, die sich auf den Auftritt gefreut hatten - aber wenn pennen wichtiger ist als Punkrock...
Dafür etwas mehr Spielzeit für die nächste Band: KINGS OF FORLORN LANDS aus Essen! Kannte ich bisher nicht, Musik gefällt aber. Doom-Hardcore! Vertonte Apokalypse. Getragener, düsterer Hardcore mit Crust/Doom/Sludge-Gedöns dabei. Musik, die ich in meiner Freizeit eher selten höre, live aber doch immer ganz mitreißend finde.
Zeitweise gibts auch einfach nur Schlagzeug-Bass-Gewummer, als der Sänger seine Gitarre weglegt und einfach mal so über den Soundteppich brüllt. Echt fesselnde Musik, wenn man sich drauf einlässt. Obwohls im Dunkeln mit Sicherheit noch etwas mehr mitreißen würde. Naja, immerhin regnet es. Juhu.
Reinhören könnt ihr in das atmosphärische Geballer übrigens hier, macht das mal. Tu ich auch grade. Und das obwohl ich doch gerade noch behauptet habe, sowas in meiner Freizeit nicht zu hören! Aber Konzertberichte schreiben ist ja eigentlich keine Freizeit.
Nur mal so am Rande: Schleichwerbung.
Paar Fans haben sie sich auch mitgebracht, hier und da wird sogar mitge"sungen" oder zumindest gepöbelt, sehr schön. Die Band nimmts mit Humor. Und sie predigen artig die Liebe, was ich auch irgendwie schön finde. Gibt ja schließlich nen Anlass, aus dem wir heute alle hier sind, und was kann man dem ganzen Hass besser entgegenstellen als Liebe? Tja.
Ein schönes Tattoo!
Mal gucken, wo die anderen Besucher sich so rumtreiben. Zum Großteil sammelt man sich, wie sich das für Punker gehört, vorm Einlass. Etwas schade, allzu teuer (1,50€) ist das Bier hier drinnen doch nicht, und Eintritt wird auch nicht verlangt - aber nunja, ich geb's zu: War bisher auch nicht wirklich viel Punk-kompatible Musik dabei...
Andere Besucher befinden sich immerhin auf dem Gelände, suchen sich aber anderen Zeitvertreib. Einige Ingenieure haben sich zusammen gefunden, um den optimalen Drehmoment-Schwerpunkt dieser rotierenden Spielplatzattraktion zu finden. Großer Spaß!
Zurück zur Bühne. SHE SAID BATTLECAT spielten bereits im letzten Jahr hier, nun also schon wieder - und, naja, viel geändert hat sich nicht. Emo mit viel Core. Irgendwie auch mal wieder aus ner Ecke, mit der ich wenig anfangen kann. Vielleicht irgendwo zwischen Boysetsfire und Taking Back Sunday. Beim Gesang überwiegen hier die cleanen Momente, gebrüllt wird aber auch mal, etwas Frickel-Gitarre hier und da, eifriges Getrommel...tjoah.
Schon okay, kann man sich anhören (tun die hier ja auch), mich nervts aber irgendwann. Um wirklich brachial rüber zu kommen fehlt einfach der Druck, und für die emotionale Seite der Musik ist mir das einfach zu gewollt. Vielleicht bin ich auch vorbelastet, weil gefühlt 60% aller Schülerbands dieser Erde so ne Musik machen. Immer noch besser als ne Freejazz-Kapelle zu starten, aber auch nicht viel spannender.
Hier noch ein Sprungfoto von Sänger Daniel. Soll ja keiner behaupten, es gäbe hier keine Bewegung auf der Bühne!
Nun zu meinem persönlichen Highlight des Tages/Abends: HWS aus Coburg! Mir bisher vom Namen so leidlich ein Begriff, aber weil dieser so herrlich nichtssagend ist, hat der sich auch nicht wirklich fest gesetzt. So dachte ich im Vorfeld, die würden bestimmt so Hardcore-Punk machen - dabei hätte mich doch eigentlich unsere Rezi zur letzten EP eines Besseren belehren müssen. Neenee, hier gibts lupenreinen Punkrock!
Um das genauer einzuengen, Streetpunk mit coolen Melodien. Mischung aus Far From Finished und Social Distortion, mehrstimmige Chorus-Singalongs, raue Organe und grundsympathische Typen. Da stört nicht einmal der bajuwarische Akzent. Klar, auch hier gibt's wieder nen ziemlich großen Topf an Bands, die ne ähnliche Musiksparte fahren - aber besser gut kopieren als schlecht neu erfinden. Sag ich mal so.
Setlist. Ist mir ziemlich egal, kenne eh kein Lied. Wobei, doch, Moment, "Lost in Shanghai" wird gespielt. Titeltrack der EP. Schmissiger Song. Jetzt kann ich mich DOCH erinnern, mir die EP damals angehört zu haben! Das könnt ihr übrigens auch tun, nämlich hier!
HWS waren auch schon öfter mal in unserem erweiterten Wohnzimmer, dem Schwerter Rattenloch, zu Gast - kein Wunder, dass die Schwerter Brigaden kurz von ihren Getränken aufsehen und den Platz vor der Bühne bevölkern. Achja, es fängt mal wieder an zu regnen. Aber man hat ja vorgesorgt...
Und sonst? Ja, wie gesacht, tolle Musik, schön catchy und mitreißend. Dem Thema des Tages folgend gibt's auch noch, neben Dank an Veranstalter und andere Bands, ein paar verbale Spitzen gegen Nazis. Sehr fein! Gutes Konzert.
Findet auch dieser mir unbekannte junge Mann.
Tobi und die anderen haben im Backstage-Bereich ein Zirkuszelt entdeckt und verlangen von mir, meinen VIP-Status dazu zu nutzen, in Erfahrung zu bringen, was in diesem vonstatten geht. Ganz investigativ, wie es nunmal mein Auftrag ist, schlage ich also zaghaft die Vorhänge beiseite und beginne mit meiner waghalsigen Undercover-Recherche. Hier das Ergebnis:

[aus Jugendschutzgründen darf dieser Inhalt erst nach 24 Uhr gezeigt werden]
Zurück zur Bühne. Bevor die nächste Band starten kann, kommen kurz drei Botschafter der Erinnerung vors Mikrofon, stellen sich und ihre Arbeit vor und erbeten weitere Unterstützung.
http://www.weg-der-erinnerung.de
Dann OPERATION SEMTEX! Mir war gar nicht bewusst, dass die Band offensichtlich doch ein paar Leute kennen. Sind das alles RTL2-Zuschauer? Ejal. Ich hab weder RTL2 noch irgendne Platte von Operation Semtex, und heute ist sogar das erste Mal, dass ich die Band überhaupt mal live sehe - und das, obwohl unser bester Mann Schoko dort die Trommelstöcke bedient. Wär ja auch was fürs RTL2-Programm: Mein erstes Mal mit Operation Semtex.
Operation Semtex haben sogar nen Eintrag auf Wikipedia. Voll geil daran: Die "Gründungsmitglieder" sind augenscheinlich komplett andere als die "Aktuelle Besetzung". Schön auch, dass in der zugehörigen Diskussion die Frage "Inwiefern ist diese Band enzyklopedisch relevant?" nicht einmal beantwortet wurde. Ja, soweit meine Recherche zu dieser Band.
Im Publikum ist echt gut was los, darunter ein ziemlich großer Haufen textsicherer Volltrunkener. Wunderschön! Scheinen sich alle soweit prächtig zu verstehen hier. Zumindest, wennse laut gemeinsam ohoho brüllen können und sich dabei in den Armen liegen.
Die Musik der Semtex-OP, naja, so Oi-Punk halt. Geht klar. Die Songs klingen sämtlich nach Gegröle plus eingängigem Refrain, gutes Rezept eigentlich. Was mir noch zusagt: Die Gitarrenarbeit - nicht nur bloßes Geschrammel, da wird auch mal schön daher gefidelt, ohne dass es allzu nervig wird.
Pluspunkt natürlich Tassis Astralkörper. Gewonnen habense aber vor allem durch Schokos Ansagen, auch zum heutigen Thema, die weit über das übliche Schunkeln-gegen-Nazis hinausgehen. Inklusive Szenekritik an Leuten, die zwar heute "Nazis raus" rufen aber dann doch nichts aktiv an den Start bringen. "Mit Haarspray gewinnt man keinen Klassenkampf", großartig! Gut auch das Outen eines Konzertbesuchers als Shirt-Träger einer hier nicht genannten Grauzonenband, der solle doch bitte gehen oder sein Shirt verbrennen oder so. Das find ich gut. Maul aufmachen und so.
Setlist. Ich kenne, wie gesagt, kein Lied. Allerdings steht "ich hör dir nicht zu" als Zugabe drauf, wurde aber nicht gespielt, weil keine Zeit mehr war. Keine Zeit mehr war vermutlich, weil ständig irgendwat kapott war. Gitarre oder Stimmgerät oder was weiß ich. Das war zwar anfangs noch lustig, irgendwann dann aber nicht mehr, und führte dann wahrscheinlich auch zu der fehlenden Zugabe. Buuuh!
Achja, Bühne wurde trotzdem gestürmt. Gutes Konzert, hat sogar meinen mitgereisten Saufkumpanen gefallen. Anschließend spielen noch Emscherkurve 77, aber weil besagte Saufkumpanen keinen Bock mehr haben, es zudem anfängt zu regnen und es nur konsequent wäre, nach dem heimlichen Headliner auch den eigentlichen Headliner zu verpassen, verlassen wir diese schöne Veranstaltung. Gute Möglichkeit, mit dem Punkrock-Sekretär zu high-fiven, der ist soeben eingetrudelt und bei ihm könnt ihr gucken, was ich so verpasst hab. Jawoll.
Der Abend klingt aus bei Rotwein und Kaviar in der Pornovilla. Is klar. Tschö.

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