Jeffrey Lewis & the Jrams, Red Desert, 27.01.2014 in Düsseldorf, FFT Kammerspiele - Bericht von mrks
Jeffrey Lewis & the Jrams, 27.01.2014 in Düsseldorf
Das FFT Kammerspiele ist halt, wie der Name schon sagt, ein Theater. Im Keller wurde eine kleine aber feine Bühne und riesige Boxentürme aufgebaut. Der Sound ist auch wirklich unglaublich gut, bin ich ja garnicht gewöhnt von den Läden wo ich mir sonst so Musik drin anschaue...
Liegt vielleicht aber auch an der Band Red Desert, einer aus Herren im besten Alter bestehenden (nennen wir es mal) 70s Rockband. Erinnern nicht nur äußerlich an die ganzen Bands die Papa sich immer im Auto gibt. Der Keyboarder hier im Bild und der Gitarrist wechseln sich mit dem Gesang ab, wobei der Keyboarder das markantere mäselndere Organ, der Gitarrist das verträumte Säusel-Organ besitzt. Ausserdem hat der Keyboarder neben seinen vielen Keyboards einen Laptop stehen, an dem er nach jedem Song seine E-mails zu checken scheint.
Ich höre mir sowas normalerweise ja nicht an. Wahrscheinlich hab ich so eine Barriere aufgebaut gegen Supertramp und Bands wie Supertramp. Heute gehts mir aber ganz gut rein irgendwie, ich bestelle mir eine Bionade (Holunder), lehne mich an eine Säule und zieh mir den kompletten Auftritt rein. Alp muss nach drei Songs erstmal rausgehen "frische Luft schnappen"...
Übrigens erwähnenswert: Dieser obligatorische Halbkreis vor der Bühne ist nicht nur auf Hardcore-Konzerten zu finden. Vielleicht haben auch hier die Leute Angst, der Band zu nah zu sein weil der Sänger ja plötzlich mit Bier spucken oder wem ins Gesicht springen könnte. Man kann ja nie wissen. Red Desert bleiben aber erwartungsgemäß ganz friedlich.
Zwischendurch tauschen die beiden munteren Jungs auch mal ihre Instrumente oder einer der beiden packt ne Geige aus. Alles sehr gekonnt und aufm Punkt gespielt. Ich bin mir sicher, zumindest 3/4 der Band geben auch nebenverdienstmäßig die eine oder andere Gitarrenstunde an der örtlichen Musikschule.
Nach Red Desert gehts eben hoch zum Rauchen, dann den Comicstand von Jeffrey Lewis anschauen und schon ist es soweit: Jeffrey Lewis und die Jrams! Bevor der erste Song beginnt, springt Jeffrey Lewis seine Mundharmonika aus der Halterung, schonmal ein guter Start. In dem Song gehts dann darum, welchen Problemen man ausgesetzt ist allein ins Kino oder Restaurant zu gehen, da man immer wenn man auf die Toilette möchte, seine Tasche und Jacke mit schleppen muss und das Personal dann meistens denkt man wolle die Zeche prellen, dabei möchte man nur kurz urinieren.
Nach dem Song schmeißt er die Mundharmonika ins Publikum, möchte sie aber dann doch zurück haben, da er sie noch brauche. wenn er reich ist wird er so viele Mundharmonikas wie er will ins Publikum werfen und dann ists ihm egal ob die zurück kommen. Super ist auch das er quasi am Ende jedes zweiten Songs mit der Gitarre komplett ausrastet und sehr seltsame Töne aus seiner akustischen Gitarre holt. Zerre, wah wah Pedal, die ganze Scheisze. Jedes mal geht dabei der Gitarrengurt ab, macht aber keinen Unterschied, scheint so als wäre der Gurt nur Zierde.
Neben mal ruhigen, mal krachigen Folksongs zeigt die Band ausserdem ein paar Comics auf der Leinwand, welche von Jeff besungen werden, untermalt mit Bass und Schlagzeug.
In einer Geschichte gehts zum Beispiel um einen unbesiegbaren Countrysänger oder um einen Geheimagenten und dieser typischen Nummer wo die sich immer die Gesichter welche eigentlich nur Masken sind vom Kopf ziehen. Jeffrey Lewis Comics sind richtig witzig, kann ich jedem empfehlen. Schaut euch mal rein, einfach googlen, alles super.
Ausserdem erklärt er uns die Geschichte des kommunistischen Vietnams, Teil der Reihe "History of Communism". wer das jetzt interessant findet gucke !
Jedes Jahr wird in circa 5 Minuten abgegrast, besser als damals in der Penne. Hier übrigens die Ereignisse im jahr 1940.
Die Bassistin der Jrams spielt ab und zu übrigens auch einen kleinen Synthesizer und singen macht sie auch ab und zu.
Sowohl in den Comics als auch in seinen Songs ist Jeffrey Lewis ein grandioser Geschichten-Erzähler. Immer vollkommen absurd aber genial und schön und wunderbar. Offensichtliches Vorbild ist dieser Daniel Johnston, wem das was sagt.
Checkt die Gitarre aus, so muss eine Gitarre aussehen. hab erstmal angefangen Papierfetzen zu sammeln um an meiner Klmapfe jeffreys Swag zu biten.
Das Ganze geht jetzt bestimmt schon bisschen was über eine Stunde, wird aber nicht langweilig. Alle Achtung, das muss man erstmal schaffen mit Folkmusik. Hier auf diesem Foto sehen Sie Jeffrey Lewis mit modischem Hut.
Irgendwann spielen sie dann ein paar Zugaben, ohne darum gebeten worden zu sein, aber da es keinen Backstage gibt, würden sie den Part mit dem hinter die Bühne gehen lieber skippen und direkt weiter machen. es scheint keine Setlist zu geben, da sich vor jedem Song beraten wird welcher jetzt zu spielen sei, was ich übrigens super finde. keep it real yöa!
Zu dem Fiepen der Gitarre und des Synthies wird natürlich noch schnell die Flöte ausgepackt, vollkommen vorhersehbar. aber berechtigt.