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S1 Festival: Schlakks, AniYo kore, Call Me Mary, 28.08.2015 in Dortmund, Hafen - Bericht von Fö

S1 Festival, 28.08.2015 in Dortmund

Mangels Alternativen heute mal die etwas andere Kneipentour! Die Dortmunder Band "AniYo kore" hat einen Sampler mit hiesigen Bands zusammen gestellt und feiert die Veröffentlichung mit einem kleinen Festival.
Kleine Besonderheit: Es handelt sich um einen Tape-Sampler! Ein wunderbares Medium, das schon Bands wie Betrunken im Klappstuhl, Brookland oder The Jim Tablowski Experience zu neuem Ruhm verholfen hat. Deswegen treffen sich heute Mitglieder dieser drei Bands, um dem Medium aller Medien zu huldigen. Außerdem ist noch wer von Girlie dabei, aber Girlie haben noch kein Tape draußen, ich glaub die haben noch gar nix draußen, aber wenn, dann wäre es bestimmt ein Tape. Wie auch immer. Trotz aller Tape-Affinität sind unsere Bands allesamt nicht auf dem besagten "S1 Sampler" vertreten, woraus sich schonmal folgern lässt, dass die musikalische Bandbreite eventuell nicht so ganz unseren Präferenzen entspricht - aber das ist nur so ne These. Diese gilt es nun, am heutigen Festivaltag zu eruieren!
Das Festival findet statt in verschiedenen Dortmunder Locations mit verschiedenen Bands und Künstlern. Also quasi son einmal-zahlen-überall-reinkommen-Ding. Bin ich ja kein großer Freund von, weil dann einfach zu viel parallel spielt, aber heute wurde beim Zeitplan zumindest darauf geachtet, dass dies nicht allzu oft vorkommt. Ein anderes Thema ist der Eintrittspreis. 10 Euro für insgesamt 10 lokale Acts ist ja eigentlich okay - wenn man sich auch alle Bands anschaut. Aber wer macht das schon? Ich bin ja der Meinung, dass ein Abend, der in mehreren Clubs stattfindet, nicht mehr kosten sollte als ein Abend in nur einem Club, weil man ja eh nicht in mehreren Clubs gleichzeitig sein kann. Aber natürlich bin ich mir bewusst, dass alleine der organisatorische Aufwand einiges an finanziellen Mitteln schluckt, und natürlich sind 10 Euro nicht die Welt, aber es sind eben auch nicht unbedingt meine Welt. Ist also eher mein persönliches Problem, auch weil ich mit dem Großteil der musikalischen Auswahl nicht wirklich was anfangen kann, aber et is ja sonst nix, und die lokale Szene gehört unterstützt, also latzen wir auch gerne mal 10 Euro.
Eigentlich hätte ich ja gedacht, dass in den 10 Euro auch son Tape mit drin ist. Hätte ich megageil gefunden. Aber Pustekuchen, das Tape kostet nochmal 10 Euro extra. Das finde ich dann schon krass. Klar habe ich auch schonmal 10 Euro (auch mehr!) für 'n Tape hingelegt, aber das waren dann irgendwelche special Auflagen mit Holzschatullen und fetten Begleitheften - aber eben kein Sampler mit lokalen Bands.
Vielleicht war der Preis auch einfach nur Bequemlichkeit. Eintritt 10 Euro, Tape 10 Euro - da lässt sich einfach besser rechnen. Glücklicherweise sind wenigstens die Bierpreise in normalem Rahmen.
Nunja. Mein Abend beginnt damit, ne knappe Stunde am Hauptbahnhof rumzulungern, weil Markus und Carsten sich irgendwo beim Freibier-Trinken verquatscht haben und es eeeinfach nicht zum Treffpunkt schaffen. Aber am Bahnhof rumlungern ist auch ganz witzig. Was hier für Menschen rumlaufen! Großartig!
Programmpunkt 1: Das SUBROSA mit CALL ME MARY. Ganz gut gefüllt hier, wir kriegen die letzten paar Songs mit, wähnen uns aber eher bei ner Standup-Comedy-Nummer, deren Running Gag daraus besteht, möglichst viel Zeit zwischen den Songs passieren zu lassen. Jedenfalls erzählt die Sängerin ziemlich viel. Über die Band, die Nordstadt, das Ruhrgebiet, die folgende Band Sisterkingkong (sie meint, die würden gleich einen abfackeln!), irgendwann kommt dann doch Musik. Ganz coole Stimme, mehr bleibt nicht hängen. Danach hauen wir ab, weil wir Angst haben, dass Sisterkingkong vielleicht einen von uns abfackeln. Also ab in den nächsten Laden!
Programmpunkt 2: Das SISSIKINGKONG mit SCHLAKKS & CUTZ PENZA. Schon witzig, stellen wir fest - Der Typ vom Sissikingkong spielt grad mit seiner Band im Subrosa, während im Sissikingkong wer vom Rekorder auftritt. Jetzt muss nur noch im Rekorder wer vom Rockaway Beat ein einstündiges Gitarrensolo spielen und im Rockaway Beat wer vom Subrosa einen Monolog halten, dann wär das Kulturkarussell komplett. Ich find sowas ja super, dass Kneipen und Clubs auch mal miteinander agieren können und nicht immer nur jeder sein eigenes Ding macht. Das unterstützt man dann doch ganz gerne mal mit 10 Euro.
Jedenfalls: Schlakks. Hab ich bisher nie live sehen können, bin aber in so Hiphop-Dingen auch nicht sonderlich bewandert. Außer damals, ganz früher, da fand ich so Sachen wie Absolute Beginner, Fünf Sterne Deluxe, Fischmob und wie sie hießen ganz geil. Dann kam diese Welle, dass deutsche Rapper unbedingt alles und jeden dissen und battlen wollten, möglichst unterhalb der Gürtellinie, und jeder wollte der Krasseste und Härteste sein. Und alle, auch Leute aus meinem Freundeskreis, haben den Scheiß gefeiert, natürlich nur "ironisch", und ich hab nie verstanden warum. Das hat jedenfalls deutschen Rap für mich ziemlich kaputt gemacht. Aber mittlerweile scheint es ja wieder einige Hiphop-Acts zu geben, die sowas nicht nötig haben.
Schlakks erinnert dann auch wieder mehr an die guten 90er. Auch von den Beats her, die DJ (und Ehemann) Cutz Penza serviert, das hat schon ziemlichen oldschool-Charakter. Die Texte von Schlakks, sofern sie rüberkommen (ich bin Rap einfach nicht gewohnt, da prasselt zu viel auf mich ein, ich kann da nicht lange folgen!) sind auch ganz solide, eher so die persönliche Ebene, wobei er auch immer wieder Bezug nimmt auf politische Themen wie eben derzeit die marodierenden besorgten Bürger. Manchmal zerfließen gar die starren Strukturen und er wechselt zum Freestyle. Sowas krieg ich ja auf meinen Punkkonzerten eher selten zu hören!
Hier ist weniger los als ich gedacht hätte (im Subrosa war's deutlich voller), aber die Leute feiern ganz gut. Schlakks setzt auch ein wenig auf Publikumsinteraktion inklusive einem Mitmachspielchen, bei dem er die Reihen teilt. Gab aber dann keine Wall of Death, wir mussten lediglich ein wenig mitsingen. Ja dann! Ganz cooler Auftritt. Paar ruhige Stücke die mir eher wenig gegeben haben, aber dafür auch einige die gut Stimmung gemacht haben. Gute Sache!
Programmpunkt 3: Der REKORDER mit ANIYO KORE! Gleichzeitig auch der letzte Programmpunkt. Das vierte teilnehmende Etablissement, nämlich das Rockaway Beat, haben wir gar nicht gewürdigt. Zu der Zeit hing ich halt lieber am Bahnhof rum.
AniYo Kore als Zusammensteller des Tapes und des Abends dürfen dann auch den "Hauptact" machen, entsprechend viel los ist vor und im Rekorder. Quetschen wir uns also mal da rein!
Die Musik ist ja definitiv nix, was ich mir zuhause auf den Plattenspieler (oder ins Tapedeck) legen würde, live kann ich mich da heute ganz gut drauf einlassen. Gibt so atmosphärisch-sphärische Mucke zu hören, sanfter Gesang mit elektronischen Spielereien und diversen Samples, quasi das was in den 90ern als Triphop Furore machte. Irgendwie sehr 90er-lastig, der Abend. Aber alles kommt ja wieder.
Kann man gut zu mitwippen und ein wenig träumen. Mich stört lediglich, dass das einige andere nicht so sehen und sich im hinteren Teil des Raumes eifrig über Nebensächlichkeiten unterhalten wird. Boah ey. Samma, wofür sind die hier? Haben die 10 Euro Eintritt gezahlt, um rum stehen und quatschen zu dürfen? Ich geh ja eigentlich nur auf Konzerte, um NICHT vollgequatscht zu werden.Weil man auf Konzerten nämlich im Allgemeinen dem Konzert folgt und nicht den Lippen des Nebenmannes oder der Nebenfrau.
Weiter vorne wird aber ganz andächtig der Musik gelauscht - bloß ist da alles voll, und die Musik verleitet nun nicht unbedingt dazu, mich pogend nach vorne zu boxen, um dort endlich meine Ruhe zu haben. Nunja. Konzert ansonsten: Ganz cool! Die beiden da auf der Bühne haben sichtlich Bock und sind froh über die vielen Besucher - von den Quatschtanten in den hinteren Reihen kriegen sie (Glück für sie!) ja nichts mit.
Und so müssen AniYo Kore auch noch 2-3 Zugaben geben und wirken wie glückliche kleine Kinder, als die Leute immer noch mehr wollen. Das letzte Lied fand ich sogar ziemlich gut, das bestand sogar aus Text und nicht nur Gehauche, blieb aber trotzdem in der experimentellen Sperrigkeit die die Band ausmacht.
Wir bleiben noch ein wenig und spielen mit Luftballons. Nebenbei kriege ich mit, wie am Merchandise-Stand eine Dame schier verzweifelt, weil es keinerlei Tonträger auf "herkömmlichen" Medien wie CD gibt, sondern nur Tape oder Vinyl. Finde ich irgendwie witzig. Da prallt das Großstadtbürgertum auf Hipster-Kult und DIY-Ethik. Da hat das "S1 Festival" wohl, was ja auch beabsichtigt war, Welten zusammen gebracht.

PS: Auch am heutigen Samstag (29.8.) geht das Festival weiter - Im Subrosa mit Hannes Weyland und Captain's Diary ab 19:30, im Sissikingkong ab 22 Uhr mit der 15-Jahres-Party

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