Frau Mansmann, Der dumme August, Betrunken im Klappstuhl, 02.04.2016 in Berlin, Jägerklause - Bericht von Fö
Frau Mansmann, 02.04.2016 in Berlin
Das Berlin-Konzert findet statt im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten von Frau-Mansmann-Goldkehlchen Bönx und Betrunken-im-Klappstuhl-Quotenmädchen Phil. Und Frau Mansmann spielen auch! Ein Treffen der Giganten quasi. Geil!
Ach, wisst ihr was: Ich hab grad keinen Bock auf diesen Text-folgt-Foto-Stil, der Bierschinken stark gemacht hat. Die meisten Zwischenfälle ereignen sich ja schließlich zwischen den Fällen, d.h. zwischen den Fotos. Und Zwischenfälle, die gab es.
Zwischenfall 1: Katzen und menschliche Befindlichkeiten
Eigentlich war geplant, dass Betrunken im Klappstuhl bei Phil pennen und Der Dumme August bei Bönx. Einige Tage vorher dann folgender kurzer Dialog:
Bönx: "Dani hat eine Katzenhaarallergie, sie pennt dann also bei Phil und du bei mir"
Fö: "...du weißt aber doch, dass ich auch eine Katzenhaarallergie habe...?"
Bönx: "Ja, aber du kennst das"
...Auf mich hört ja keiner.
Zwischenfall 2: Der Versuch, den Veranstalter in den Wahnsinn zu treiben.
Es geht los gen Berlin! Michi fährt den Betrunken-im-Klappstuhl-Tourvan mit etwa 240 Sachen über die innerdeutsche Autobahn. Gerüchteweise hat er panische Angst davor, von Düsenjets überholt zu werden. Wir können aber allen Chemtrails entfliehen und kommen noch vor vereinbarter Zeit in Berlin an. Damit Ulf noch ne Kneipe ansteuern kann, schreibt er Veranstalter Bönx eine SMS: "Wir stehen gerade bei Magdeburg im Stau und haben eine Reifenpanne, schaffen es nicht vor 20 Uhr!"
Kichernd warten wir auf Antwort. Wir sind nämlich als erste Band angesetzt und um 22 Uhr muss Schicht mit Livemukke sein. Bönx wird sich bestimmt ein paar Haare ausreißen und komplett in Panik verfallen!
Antwort von Bönx: "okay, ich fahre auch gerade wieder nach Hause".
Mist. Nicht aus der Ruhe zu bringen, der Kerl.
Zwischenfall 3: Soundcheck
Ankunft an der Jägerklause, Bönx ist tatsächlich nicht da - aber seine Band, und die sind mitten im Soundcheck. Was komisch ist, wenn einer fehlt. Also übernimmt Emmi Bönx' Part am Mikrofon und krakeelt: "AAHHH, ICH BIN DER BÖNX, ICH SCHREIE IMMER SO ALS WÄRE ICH TOTAL WÜTEND!!"
Irre authentisch, ich bepinkel mich fast! Ist Emmi in Wirklichkeit Bönx ohne Bart?
Zwischenfall 4: Zauncheck
Wir sitzen im Biergarten, der abends offensichtlich nicht mehr für Laufkundschaft zur Verfügung steht, wie uns der Thekenchef mitteilt. "Wenn jemand über den Zaun klettert um reinzukommen, werft einen Aschenbecher nach ihm!". Ulf bewaffnet sich bereits, aber leider kommt niemand.
Zwischenfall 5: Er wollte nur nett sein
Die anderen Bands haben gesoundcheckt, wir sind da nicht ganz so bedürftig. Phil steht aber trotzdem auf, er will wenigstens noch vorm Auftritt seine Becken ans Schlagzeug montieren.
Achim: "Du kannst ruhig meine Becken nutzen, die Snare auch, nimm einfach was da steht"
Phil: "Wozu hab ich das ganze Zeug denn jetzt extra mitgeschleppt??! Scheiße!!"
Man spürt es förmlich: Achim bekommt Phils gesamten Hass zu spüren. Achim versteht die Welt nicht mehr.
Zwischenfall 6: Keiner mag Bergkamen
Phil und ich stehen an der Kasse, um der Kassendame die Gästeliste durchzugeben. Nebenbei unterhalten wir uns über Leute aus Bergkamen. Da poltert ein Punk dazwischen, der soeben das Etablissement betreten hat: "Meine Ex kam aus Bergkamen!". Unmittelbar kommt aus Phils und meinem Mund ein simultanes und trockenes "Mein Beileid". Die Kassendame kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen. Kennt sie etwa auch Bergkamen?
Zwischenfall 7: Wann spielen wir denn nun?
Der soeben erwähnte Punk war übrigens irritiert, dass um 19:27 noch keine Musik zu hören sei, wo es doch laut Ankündigung pünktlich 19:30 losgehen soll. Uns selbst irritiert das ja auch und wir haben schon gedrängt, dass wir doch auch gefälligst gerne um 19:30 auf der Bühne stehen wollen, aber Veranstalter Bönx besteht darauf, dass es pünktlich 20 Uhr los geht. Bei dem buche ich nie einen Zeitmanagement-Kurs! Wie auch immer. Der Mischer schlichtet ungewollt, indem er uns um 19:45 auf die Bühne scheucht und Ulf schafft es, das Ganze noch bis 20 Uhr hinaus zu zögern, indem er jemanden sucht, der ihm einen Verzerrer leiht. Hat Bönx also mal wieder gewonnen.
Zwischenfall 8: Betrunken im Klappstuhl spielen!
Michi reißt beim Auftritt ne Saite. Auf seine Frage, ob ihm wer ne Gitarre leihen kann, reagiert keine der anderen Bands. Wie geil asozial! Wie sie später erzählen, dachten sie, das sei Teil der Show gewesen.
Wir betrachten den Auftritt ja als Probe für Oer-Erkenschwick in 2 Wochen, sind aber schlussendlich selbst enttäuscht. Mal wieder haben wir es nicht geschafft, den Laden leer zu spielen. Unser Traum, einmal die Westfalenhalle leer zu spielen, zerplatzt wie eine Seifenblase.
Immerhin Magnus von Frau Mansmann spendet Trost: "Mit Betrunken im Klappstuhl spielen wir nie wieder, die vergraulen uns ja das Publikum!" - vorm Auftritt war er übrigens netter: er lieh mir seinen Gitarrengurt, da mein Gurt zu kurz ist und der Bass somit einfach zu hoch hing. Allzu begeistert schien er dann aber nicht, als ich die beiden Gurte einfach zusammen knotete, um die für mich optimale Länge zu finden.
Zwischenfall 9: Der dumme August spielen!
Der dumme August singen und trinken wacker gegen Westschlampen und Ostschlampen, Achim spendet Sprüche über Kleiderordnungen in Berlin, und überhaupt geht alles ziemlich locker zu. Irgendwie ist der Sound dumpf und ich verstehe kein Wort von Bertens Texten, bin aber umso überraschter, zu sehen, dass Leute im Publikum mitsingen.
Zwischenfall 10: Frau Mansmann spielen!
Bönx gibt sich heute ziemlich zugeknöpft und tritt im Hasenkostüm auf. Irgendwie schade. Hätte ich nicht nach dem Auftritt zufällig in den Backstageraum gelinst, wo er sich gerade umzog, ich wäre enttäuscht gewesen über so wenig Haut bei einem Frau-Mansmann-Konzert. Der Reißverschlusszug vom Hasenkostüm ist übrigens eine Karotte, ich hoffe aber die ganze Zeit inständig, dass es ein Penis ist - muss aber bei näherem Hinsehen nüchtern feststellen, dass es nur eine Karotte ist.
Michi ist enttäuscht vom Auftritt. Er fragt, ob die normalerweise wenigstens auf die Bühne kacken.
Zwischenfall 11: Der Bass muss ficken
Während der Mischer ein paar Kabel nach hinten räumt, hat er Kritik bezüglich Betrunken im Klappstuhl abzugeben. "Euer zweiter Bass war viel zu laut eingestellt", meint er zu mir, und ergänzt: "Das kommt davon, wenn man keinen Soundcheck macht". Und er meint das tatsächlich ernst! Wer von den Lesern nicht versteht, was an dieser Aussage witzig ist: Sorry, nur für BIK-Insider!
Zwischenfall 12: Solo-Show vom DJ-Team.
Ab 22 Uhr wird aufgelegt vom Hurricane DJ-Team Kat'n'Rina. Vor Ankunft im Laden haben wir noch gerätselt, wer das DJ-Team ist. Aber es ist, wie schon fast zu erwarten, nur eine Person: Patrick. Hätte ich doch gewettet! Die Auflegerei kommt aber ganz gut an.
Timm: "Der DJ ist gar nicht so schlecht, aber er hat mein Liedwunsch noch nicht gespielt."
Fö: "Was hast du dir denn gewünscht?"
Timm: "Jaya the Cat"
Fö: "Das lief doch vor 5 Minuten!"
Zwischenfall 13: Vom Langeweiler zur Anstandsdame
Rumhängen nach Konzerten finde ich langweilig, Kneipen finde ich langweilig, Konservenmusik finde ich langweilig und außerdem bin ich müde. Aber bevor ich Bönx das mitteilen kann, fällt er mir ins Wort: "Wir fahren jetzt, Emre und Berten bleiben noch. Hier hast du den Schlüssel, du kümmerst dich dann darum dass sie nach Hause kommen".
So macht man das als Veranstalter: Immer nur dirigieren! Muss ich mir merken.
Ich bin da irgendwie anders und will immer, dass es jedem Gast gut geht, also bleibe ich halt noch, so lange Emre und Berten noch saufen...müssen die ja wissen, ich kriege die Zeit schon irgendwie rum. Jedenfalls schlender ich zu Emre, um heraus zu finden, wie lange er noch bleiben will. Er lallt "Mir egal, ich bin betrunken, entscheide du!", was nicht war, was ich hören wollte. Berten schlendert herbei. "Mir ist egal wann wir fahren, entscheidet ihr!".
Irgendwie scheinen wir alle drei nicht mehr fähig zu sein, selbst Entscheidungen zu fällen. Wahrscheinlich haben wir es lediglich kleinen Zufällen in unseren Leben zu verdanken, dass wir keine Mitläufer-Nazis geworden sind...
Zwischenfall 14: Der Taximessi
Eigentlich der geilste Zwischenfall überhaupt und der einzige relevante Grund, diesen Bericht zu schreiben! Wir wollen endlich fahren. Eva muss auch in die Richtung und schließt sich an. Auch Caro und Kollege hoppeln herbei. 6 Leute, ein Taxi? Das klappt doch nie!
Tatsächlich sind die meisten herbeigewunkenen Taxifahrer so geschockt ob unserer bloßen Zahl, dass sie ohne anzuhalten an uns vorbei fahren. Lediglich einer hält an. Unser Held des Abends! Als wir erklären, dass wir zu viert sind, oder zu fünft, vielleicht auch zu sechst, winkt er ab, das sei alles kein Problem, er könne hinten noch zwei Sitze ausklappen. Ein 7-Sitzer-PKW, optimal! Nix wie rein da!
Berten sitzt auf dem Beifahrersitz. Vor ihm, wo sich die Windschutzscheibe befinden müsste, türmen sich Stapel an Zeitschriften und Zeitungen, das komplette Armaturenbrett ist voll, es sieht aus als hätte der Taxifahrer einen verdammten Altpapiercontainer geplündert!
Caro und Emre sitzen hinten in den Kofferraumsitzen. Dort ist alles voller Tüten, Behältnissen und (vermutlich) Unrat. Eine Tüte verfrachtet der Taximessi nach vorne auf Bertens Schoß. "Kannst du die festhalten, das sind Einkäufe für meine Frau".
An einem Bankautomaten machen wir kurz Halt, Kollege muss Geld holen. Der Taximessi: "Mach das, dann kann ich ja kurz tanken". Kein Ding, paar Häuser weiter is ne Tanke. Aber da will er gar nicht hin! Er geht zum Kofferraum und holt allen Ernstes einen Benzinkanister hervor! Wir wagen gar nicht zu fragen, was er sonst alles in seinem Taxi versteckt hat.
Berten nutzt die Zeit und linst in die Einkäufe für die Chauffeursfrau. Leere Konservendosen, Gürkchen, eine unbeschriftete Plastikflasche mit einer undefinierbaren Flüssigkeit, weiterer Plastikmüll. Die Frau vom Taximessi scheint auf einer merkwürdigen Diät zu sein.
Wir fahren weiter. Der Fahrer ist komplett unbeeindruckt, als Berten davon erzählt, wie er mal Caddys Pimmel im Gesicht hatte. Kollege erzählt irgendwas über "Wir sind ja alle Kölner...also....2 von uns". Langsam frage ich mich, ob der Taximessi oder wir die Verrückten sind. Mittlerweile riecht übrigens das ganze Auto nach Benzin.
Caro und Emre kichern eifrig im Hintergrund. Anscheinend haben sie in den vielen Kofferraum-Utensilien Schnapspralinen gefunden und verdrücken sie heimlich. Uns vorderen Insassen hingegen bietet der Fahrer selbst Leckereien an: Bonbons, die noch an der Windschutzscheibe klebten - vermutlich seit mindestens dem letzten Sommer. Aber, ach, wir greifen beherzt zu. Wir und der Taximessi, eine sehr harmonische Paarung.
Zwischenfall 15: Der Hundeflüsterer
Immer noch total hirnverknotet vom Erlebnis mit dem Taxifahrer betreten Emre, Berten und ich die Wohnung von Bönx und Claudi. Wir sind tatsächlich noch vor ihnen da! Da fällt mir ein, wovor die beiden mich noch zuvor gewarnt hatten: Die Hunde mögen keine Fremden. Und schon fängt das Gekläffe an. Die halbe Nachbarschaft dürfte aufrecht in ihren Betten sitzen, während wir von zwei niedlichen Chihuahuas angefallen werden, die denken, sie seien ausgewachsene Kampfhunde. Leia wird schnell zutraulich und zeigt das, indem sie jeden Zentimeter von uns ableckt. Yoda hingegen kläfft weiter, aber Emre hat eine Aufgabe: Beruhigend redet er auf Yoda ein, schafft es aus dem aggressiven Kläffen ein heiseres Jauchzen zu machen und wenig später liegt Yoda in seinen Armen und lässt sich streicheln. Sollte ich mal auf Diebestour gehen: Emre kommt in meine persönliche Ocean's Eleven!
...okay, vielleicht war es auch Emres Alkoholfahne, die Yoda gebändigt hat.
So. Alles nur halb so witzig wenn man nicht dabei war, ich weiß. Aber es gibt nunmal Sachen, die müssen für die Nachwelt festgehalten werden. Damit ihr nicht weint, hier ein paar Fotos:
Rückfahrt, Bildungsfahrt, Rückbildung und Schleichwerbung. Aus dem Buch "Das ist ein Egon Forever! Cartoonbuch" habe ich den Begriff "Zeitmanagement" entwendet (dort mit dieser Pointe).