Dynamo Metal Fest: Anthrax, At the Gates, Sacred Reich, Metal Church, Powerwolf, Obituary, 16.07.2016 in Eindhoven (NL), Ijssportcentrum - Bericht von kiki
Dynamo Metal Fest, 16.07.2016 in Eindhoven (NL)
So weit entfernt ist Holland ja auch nicht wirklich vom Pott und wenn mit den 7 Bergen die alten Zechenhalden gemeint sind, ist auch das kein weiteres Problem. Das DOA war das erste Festival, zu dem es mich anno 1995 als kleiner Steppke zog. Riesen-Lineup, alles geil damals. Umso überraschter war ich dann, als mir eine Fee aus dem Rheinland die Info per Brieftaube zukommen lässt, dass es seit ein paar Jahren wohl wieder eine zwar arg abgespeckte Version des Festivals gibt, aber ein Besuch desselbigen immerhin aus musikalischen wie nostalgischen Gründen absolut nachvollziehbar erscheint. Also schnell die 7 Berge der A40 überwunden, die Fee am pittoresken Duisburger HBF (ähäm!!) eingesammelt und auf ins Land der Tulpen und sonstiger grüner Gewächse rübergemacht.
Location ist das Eisportstadion in der City von Eindhoven. Das Ticket ist mit 20 Euro für ne handvoll wirklich guter Bands mehr als erschwinglich.
Nachteil: Leider darf man das Stadion nach Eintritt nicht wieder verlassen, was natürlich dazu führt, Mengen an viel zu teurem Bier und sonstiger Konsumgüter kaufen zu "dürfen". Ach egal, ist ja sowas wie Kurzurlaub. Für die Statistik: Bier 0,25 L 2,50 Euro, Frikandel spezial mit großer Pommes 7,50 Euro, Pullerflatrate (!!) 2,50 Euro.
Es werden verpasst: die lokalen EXTREMITIES und die norwegischen Hardrocker von AUDREY HORNE. Wir betreten das Stadion zu den letzen Minuten der Progressive Metaler TEXTURES.
Der Sound der Niederländer ist ein Auf und Ab (wie die Temperatur an den Bierbuden). Mal gibt's schönes Geballer mit Druck und ordentlich Geschrei, dann kommen endlos lang gezogene Passagen, die mich kaum begeistern können und das jeweilige Lied arg unnötig in die Länge ziehen.
Das für den frühen Tageszeitpunkt schon gut gefüllte Stadion (inklusive ganzer Familien mit Kindern!) spendet den Tilburgern trotzdem artig Applaus.
Die Fee aus dem Rheinland kann diverse Zaubertricks...zum Beispiel Biere größer und kleiner machen....und vor allem leerer!
Viertel vor drei und es wird zum ersten Mal richtig böse! Die kurzfristig für die verhinderten LIFE OF AGONY ins Programm gerutschten OBITUARY knallen uns einen ersten Eindruck vor den Latz, wie geiler Death Metal zu klingen hat.
Die Band aus Florida gibt es auch schon gefühlte 30 Jahre (ich recherchiere gerade es sind sogar schon 32) und hatten mit "Cause of Death" und "The End Complete" zwei Alben, die aus meiner Plattensammlung auch das ein oder andere Mal auf dem Teller lagen.
Tempo der Songs liegt meist eher im mittleren Bereich, allerdings besitzt die Stimme von John Tardy einen recht hohen Wiedererkennungswert, da es sich anhört als würde er ständig sein Essen wieder hoch würgen.
Sänger Phil Rind mit amtlicher Altherren-Bier-Plautze! Trotzdem auch hier eine Stimme, die man unter 1000en erkennt.
Nimmt man die Anzahl der Shirts, die unpunkigerweise aufgetragen werden, stehen SACRED REICH gleich nach dem Headliner ANTHRAX in der Gunst weit vorne.
Auch SACRED REICH waren früher schon mal zu Gast in Eindhoven. Sie legen auch gleich mit einigen alten Hits los.
"Independent", "Who's to blame" und gegen Ende des Sets der Überhit "Surf Nicaragua" werden geboten. Wobei man zwischendurch das Gefühl nicht los wird, dass die Band doch etwas mit angezogener Handbremse performt.
Scheint den Zuschauern recht latte zu sein. Sind mittlerweile so einige Leute, die nostalgisch das deutlich weniger gewordene Haupthaar schütteln.
Nach dem ersten Block an guten Bands geht es mit POWERWOLF weiter. Ich verfluche schon nach wenigen Klängen, dass man das Stadion nicht verlassen darf und es auch so gut wie kein Plätzchen gibt wo man die Musik NICHT hören kann.
Unlustige Kostüme, sinnfreie Geschichte die die Songs erzählen und in den meisten Fällen eine total nervig, schrille Kreischstimme. Trifft perfekt auf Powerwolf zu..
Denken nicht nur wir uns...leider hatte ich nichts zu lesen dabei. Auch der Großteil der anderen Zuschauer wendet sich ab und geht Alkohol oder Pommes holen..also nicht so der Maks-Style..halt Nahrungsaufnahme...
Als Sahnehäubchen entpuppen sich noch die Ansagen des Sängers....boahh...jedes Mal der gleiche Satz...ohne weitere Worte....hört bitte endlich auf!
Totaler Griff ins Klo!
Totaler Griff ins Klo!
In den Umbaupausen werden wir mit guter Mukke aus der Konserve unterhalten...netter Service..direkt überm "Biergarten"
Waren POWERWOLF einfach schlecht, steht nun mit METAL CHURCH noch eine dieser Uralt Bands auf der Bühne, die mich zu keiner ihrer Schaffensphasen auch nur ansatzweise begeistern konnte. Also wieder ne Stunde auf der Wiese rumgehockt und Bier getrunken.
Aber dann: AT THE GATES.
Die derzeit neben AMON AMARTH wohl beste Truppe des Genre Melodic Death Metal lässt erste Ermüdungserscheinungen sofort wieder verschwinden.
Die derzeit neben AMON AMARTH wohl beste Truppe des Genre Melodic Death Metal lässt erste Ermüdungserscheinungen sofort wieder verschwinden.
Der bellende Gesang von Thomas Lindberg und dazu viel Bewegung auf der Bühne lassen schon fast an eine Hardcore-Show als an Metal erinnern.
Die Band hat in ihren Anfangstagen ja fast klassischen Death Metal gespielt. Davon ist auf der aktuellen Scheibe "At war with reality" nur noch phasenweise etwas zu hören. Zu schnell, zu gekeifte Lyrics...ziemlich geiles Teil.
Leider hören sich die Songs live alle etwas ähnlich an, was nach einer guten halbe Stunde den Hörgenuss minimal schmälert.
Das ist allerdings im Vergleich zu den beiden Bands vorher jammern auf sehr hohem Niveau. Vielleicht hätten 40 Minuten Spielzeit halt einfach auch gereicht.
Aber die Leute müssen ja auch zum Bier trinken animiert werden. Hat in unserem Fall gut geklappt. Nach ner Stunde entlassen uns AT THE GATES schön weich gespült in die einsetzende Dämmerung..
...doch es kommen ja mit ANTHRAX immerhin noch einer der sogenannten Big Four des Thrash-Metal als Headliner.
Sänger Joey Belladonna ist ja seit ein paar Jahren wieder am Start. Deutlich besser als das was Dan Nelson damals 2009 beim Devilside so von sich gegeben hat.
Es wird dunkel vor der Bühne, was meinem Handy signalisiert einfach irgendwelche Farbtöne zu fotografieren...
...und auch immer wieder einige neuere Songs eingestreut, die ich allerdings allesamt nicht kenne. Dafür geht es bei "Caught in a mosh" dann wieder richtig rund.
So verharren wir bis zum absoluten Hit "Antisocial" und begeben uns im abendlichen Eindhoven auf die Suche nach bezahlbarer Nahrung und kaltem Gin Tonic.