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Thorsten "Nagel" Nagelschmidt, 07.04.2018 in Dortmund, Dortmunder U - Bericht von Fö

Thorsten Nagelschmidt, 07.04.2018 in Dortmund

Thorsten "Nagel" Nagelschmidt war Sänger der Band Muff Potter. Das war eine gute Band, ich höre die Alben immer noch gerne, aber live kann man sie nicht mehr sehen, und das ist okay so, schließlich hat alles ein Ende.
Nur dunkel kann ich mich an die Muff-Potter-Abschiedstour erinnern, aber wirklich sehr dunkel, eigentlich weiß ich nur noch, dass mich das Konzert (ich war in Düsseldorf, dürfte so das viertletzte gewesen sein) nicht ganz so mitriss wie vergangene Konzerte der Band, aber insgesamt doch ganz gut war. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, dahin zu gehen, aber Mansi war als Kameraguy auf der Tour dabei (ist aus den Aufnahmen eigentlich je irgendwas geworden?) und hatte mich auf die Gästeliste gesetzt, da sagt man ja nicht nein. Meinen Konzertbericht hat Mansi, wie er später berichtete, dann auch der Band gezeigt, woraufhin die total entrüstet "und so einen setzen wir auf die Gästeliste?" rief und sich darüber aufregte, wie man das Konzert nur so niedermachen könne. So zumindest wurde es mir zugetragen. Ich für meinen Teil konnte in meinem Text eigentlich keine großen Verriss-Tendenzen erkennen und kann das bis heute nicht. Trotzdem bin ich nie wieder auf eine Muff-Potter-Show gegangen. Habta nu davon!

Nach dem Ende von Muff Potter war Nagel als Allerweltskünstler unterwegs, als Musiker, Maler, Moderator (stark, alles mit M!), und natürlich auch als Mautor. Oder Miftsteller. Mann der Feder! Ich war sogar schonmal auf ner Lesung von ihm, das war noch vorm Ende von Muff Potter, so vor 10 Jahren, als er auf Lesetour mit Lee Hollis war - ich weiß nichts mehr davon, außer dass Lee Hollis unterhaltsamer war und dass man während der Lesung kein Bier kaufen durfte, um den Ablauf nicht zu stören.

Von seinen musikalischen Projekten hab ich eigentlich nie viel mitbekommen. Doch, Freunde der Nacht/Ruhe war ganz schön, bei Blood Robots hab ich den Hype nie verstanden und in die nach ihm selbst benannte Band Nagel hab ich mich nie getraut, reinzuhören - erinner mich aber immer wieder gerne daran, wie Markus damals in blumigen Worten beschrieb, wie in seiner Vorstellung der Name der Band entworfen wurde: "Also, Nagel lag da so auf seinem Bett, die Kopfkissen mit seinem eigenen Konterfei bedruckt, über sich ein gigantisches Nagel-Poster..." und so weiter, aber ihr seht, ich schweife schon wieder ab.

Mittlerweile ruft sich Nagel ganz bescheiden bei seinem bürgerlichen Namen Thorsten Nagelschmidt, hat sein viertes Buch "Der Abfall der Herzen" veröffentlicht und geht damit auf ausgedehnte Lesetour. Deren Auftakt in Berlin war wohl spektakulär, erzählt man sich. Heute liest er im Kino des Dortmunder U, veranstalten tut das Ganze André, mit dem ich auch einige Muff-Potter-Erinnerungen verbinde (Interview und Schneechaos damals in Remscheid!), also, hach, Nostalgiemodus an, da muss man hin!
Kino. Geil. Bequeme Kinositze und eine Leinwand, die für eine kleine Lesung leicht überdimensioniert scheint. Dazu werden Getränke gereicht - sogar alkoholfreies Bier! Ein Traum! Nur am Weinausschank hapert es, weswegen Thorsten (soll ich Thorsten sagen? Oder doch Nagel? Einigen wir uns auf Norsten?) seine Lesung direkt damit beginnt, eine Flasche Backstage-Wein an die sechste Reihe zu spenden. Captain springt auf, spurtet zum Pult, nimmt die Weinpulle in Empfang und kehrt freudestrahlend zu seinem Platz zurück - und muss nach kurzem Nachzählen feststellen, dass er ja lediglich in Reihe fünf sitzt. Ups.
So, zur Lesung! Also eigentlich mehr als eine bloße Lesung, Norsten spickt seinen Vortrag nämlich mit haufenweise Anekdoten, Erklärungen und Gedanken, das lockert das Ganze ziemlich auf. So stellt er zu Beginn Artikel vor, die Amazon vor Erscheinen des Buches zum entsprechenden Suchbegriff gefunden hat, oder weitere Details wie die Bestseller-Liste "Punk". Und er erzählt, in seiner Leseshow konfrontiere er die Gäste gerne mit negativen Rezensionen. Na, die setzen ihn bestimmt nicht mehr auf die Gästeliste!
Dann zum Buch. Die Handlung dreht sich um einen Thorsten Nagelschmidt im Jahre 2015, der heraus finden will, was sein jüngeres Ich Nagel im Jahre 1999 so getrieben hat. Die Ergebnisse der Recherche sowie die Recherche selbst sind Inhalt des Buches, in zwei Zeitebenen und hier und da ein wenig fiktiv, da die Recherche nicht immer zu klaren Ergebnissen führte.
Mehr dazu, ihr wisst schon, hier. Macht es überhaupt Sinn, einen Bericht über ein Buch zu schreiben, das erst kürzlich hier besprochen wurde? Naja, ich glaube schon, es wurde ja schließlich nicht nur gelesen...
Und so liest Norsten munter 2 Kapitel von 1999 vor, außerdem 2 Kapitel von 2015, und dazwischen erzählt er frei. Erzählt, was für eine langweilige Stadt Rheine ist, wie die Lesetour bisher war, warum sein Buch so viele Charaktere einführt (Grund: Realismus) und warum der junge Nagel so ungeheuer pathetisch ist (Grund: jung). Eigentlich alles ziemlich informativ und unterhaltsam. Mich hätte nur mal interessiert, warum der junge Nagel so ein ausgesprochener Freund des Plusquamperfekts gewesen war (gefühlt jeder zweite Satz endet auf "...war gewesen"), aber Fragen an den Autor konnte man nur vor Beginn der Lesung einwerfen.
Norsten erzählt auch, warum er jetzt Thorsten heißt und was die Crowd dazu sagt. Und dass er noch(!) nie ne Prügelei auf einer Lesung hatte. Wer mehr wissen will, auch darüber was das alles mit der Kuba-Krise zu tun hat, kann ja selbst auf ne Lesung gehen.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Gute Lesung! Oder auch: Gutes Entertainment! Die Entscheidung, nicht einfach nur zu lesen, brachte dem Vortrag wirklich viel Dynamik. Auch wenn Norstens (Vor-)Lesefluss sehr angenehm ist, muss ich zugeben, dass mich die Stellen in denen er einfach nur erzählt oder Dias gezeigt hat, mehr unterhalten haben.
Außerdem muss ich gestehen, dass das einzige Kapitel, das bei mir das Bedürfnis geweckt hat, das Buch auch mal zu lesen, erst in der Zugabe vorgetragen wurde. Wenn man's genau nimmt, hab ich noch nie ein Buch von Norsten gelesen. Vielleicht werde ich das ja mal irgendwann, aber zumindest bei ner Lesung würde ich nicht zögern, die hat nämlich echt Spaß gemacht.

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Gerdistan
(Gerdistan)
10.04.2018 11:00
NA-GEL! NA-GEL! NA-GEL!

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