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No Borders No Nations: UK Subs, Idles, Migre Le Tigre, ZSK, Nova Twins, De Giletjes, La Nefera, Kabaka Pyramid, 27.-28.07.2018 in Bern (CH), Reitschule - Bericht von Fö

No Borders No Nations, 27.-28.07.2018 in Bern (CH)

Endlich mal wieder auf Visite in Bern! Da war ich ja nun auch schon einige Jahre nicht mehr, die letzten Male war's sehr schön und an diesem Wochenende steht sogar eine musikalische Festivität an: Das jährliche "No Borders No Nations" findet an der Reitschule statt. Schon schade, dass das Motto des Festivals immer noch so aktuell ist...
Aber erstmal ankommen! Dank eines asozialen Selbstmörders mal eben mit 3 Stunden Verspätung. Aber dafür begrüßt einen der Zwischenstopp Basel mit einem wunderschönen Nofx-Graffito.
Hauptziel der Reise ist natürlich ein Besuch bei Lea und Daniel sowie das beste, das man an einem heißen Sommertag nach einer langen Reise tun kann: In die Aare springen! Alleine für diesen Fluss ist Bern einfach grad mal die schönste Stadt der Welt.
Alsbald lockt das Abendprogramm: Seit 2014 findet auf der Schützenmatte (das ist ein Parkplatz) vor der Reitschule (sowas wie das örtliche AZ, Eigenbeschreibung "seit über 30 Jahren der Schandfleck von Bern") das "No Borders No Nations" statt, ein Festival das nicht nur keinen Eintritt kostet, sondern auch keine Zäune aufbaut, jeden willkommen heißt und es irgendwie schafft, sich selbst zu finanzieren. Nicht schlecht!
Das musikalische Porgramm kennt auch nur wenig Grenzen. Als wir ankommen, spielen gerade LA NEFERA und ERROR 404: BAND NOT FOUND. Ersteres eine Soul-Rapperin, zweiteres eine Polka-Brass-Band. Heute eben mit nem gemeinsamen Set. In der Kombination gar nicht mal so schlecht, schauen wir uns aber eher so nebenbei an. Wirklich mitbekommen tun wir nur ein Beyonce-Cover.
Anschließend ein Projekt, das sich THE SNOWBORDERS nennt und sich eigens für dieses Festival zusammen geschlossen hat. Dargeboten wird eigentlich nur ein Lied ("No Borders No Nations"), eingebunden in Bengalos, Flaggen, Masken, Rap und harten Samples.
Anschließend: IDLES! Gleichzeitig auch quasi die Band, die mich vom Festival-Lineup am meisten interessierte und auch ausschlaggebend war, warum ich mich um ne Fahrkarte bemühte. Dabei kenne ich die Band eigentlich nur vom Namen.
Idles könnte man als Teil einer, nunja, "Britpunk-Welle" bezeichnen, gemeinsam mit so Truppen wie Slaves oder Sleaford Mods oder was auch immer. Wütender, aber trotzdem irgendwie sympathischer Punk. Schrammelige Gitarren und ein dafür umso stringenter Bass beherrschen den ziemlich treibenden Sound. Erinnert dadurch teilweise auch an Fucked Up oder Pissed Jeans.
Ich glaub auf der Insel sind sie ein recht großes Ding, größer zumindest als auf dem Festland, aber wir sind ja hier um Grenzen einzureißen. Eine Sache, die der Sänger auch immer mal zur Sprache bringt.
So insgesamt: Muss zugeben, mir da mehr von versprochen zu haben, da sprang längst nicht so viel Energie aufs Publikum rüber wie ich erwartet hätte. Hätte in nem kleineren Club vermutlich besser funktioniert als hier auf großer Bühne, eingebettet zwischen Rap- und Reggae-Acts.
Die Band selbst gibt dafür alles! Viel Bewegung auf der Bühne, und wenn die nicht reicht, auch mal davor. So springen die beiden Gitarristen auch zwischendurch gerne mal in die Menge. Am Ende gehen sie sogar soweit, harmlosen Festivalbesuchern ihre Instrumente in die Hand zu drücken und diese auf die Bühne zu schubsen  - fällt bei dem Schrammel-Sound gar nicht weiter groß ins Gewicht.
Guter Auftritt, leider etwas zu lang und leider etwas zu große Bühne, aber definitiv eine Band die ich mir wieder anschauen würde. Bevorzugt in nem kleinen Club natürlich.
Weiter geht der Abend mit KABAKA PYRAMID. Auch wieder etwas, das wir mehr so am Rand mitkriegen, mit Reggae kann man mich nunmal nicht wirklich hinterm Ofen hervor locken. Dafür lockt das Bett, zumal der nächste Künstler STEREO LUCHS in eine ähnliche musikalische Kerbe schlagen soll.
Nächster Tag! Eigentlich wollten wir den Samstag mit einem Sprung in die Aare beginnen, aber der wolkenverhangene Himmel entzieht uns die Motivation. Dafür bin ich, ganz der Urlauber, auf etwas Natur aus! Fündig werden wir im botanischen Garten und im Tropenhaus, dessen Interieur auch endlich mal zu den derzeit vorherrschenden tropischen Temperaturen passt.
Und die Aare? Schlängelt sich weiter seelenruhig durchs Örtle, gesäumt von saftigem Grün. Echt schön hier!
Weitere Termine stehen an! Nämlich eine Führung durch die Reitschule. In über anderthalb Stunden, die nie langweilig werden, lernen wir die verschiedenen Räumlichkeiten und die Historie der Reitschule kennen, erfahren einiges über das Konstrukt als "Kollektiv aus Kollektiven". Sehr spannend, sehr interessant! Jede Stadt sollte eine Reitschule haben.
Etwas später geht es draußen los mit dem ersten Act des Tages: MIGRE LE TIGRE! Den hätte ich beinahe bereits letzte Woche beim Konrad-Fest gesehen, aber er sagte kurzfristig ab - also heute zweite Chance!
Zu hören gibt es so Akustik-Punkrock-Zeug und das gefällt mir sogar ziemlich gut! Texte auf englisch oder schwiizerdütsch, oder bärndütsch, ich hab doch keine Ahnung, Sprachbarrieren sind doof, genau wie Grenzen, aber immerhin ein wenig kann Lea mir übersetzen.
Starke Stimme, aufbauendes Geklampfe, sympathisches Auftreten - ja doch, gefällt. Wer Gefallen fand an den frühen Against Me! oder an Tim Vantol ohne das Folk-Gelöte, kann auch bei Migre Le Tigre gerne mal reinhören.
Anschließend DE GILETJES! Kannte ich bisher nicht, was nen Pluspunkt fürs Festival bringt, denn ich lerne ja gerne Neues kennen. Grenzen sprengen und so! Garage-Rock mit leichtem Punk-Einschlag macht das Trio, musikalisch also gar nicht mal so weit von meinen Geschmacksnerven entfernt.
Besonderheit hier: Stehschlagzeugerin ohne Bassdrum. Gibt zumindest mal ein anderes Bühnensetting, tut dem Sound aber nicht wirklich gut, denn dem fehlt schon so etwas der Druck.
Texte, soweit ich das mitbekommen habe, auf niederländisch (auch mal wieder ne Besonderheit), Ansagen in zaghaftem englisch. Ich weiß nicht, irgendwie wirkt die Band nicht so ganz ausgeschlafen, da kam mir einfach zu wenig rüber. Netter Auftritt, machen eigentlich alles richtig, aber man ahnt, da könnte mehr gehen - vielleicht auch wieder etwas, das man sich lieber in nem kleinen Club geben sollte...
Anschließend THE SNOWBORDERS, die ja gestern auch bereits auf der Bühne standen und heute abermals ihren Smashhit "No Borders No Nations" präsentieren.
Danach: NOVA TWINS! Wieder ein Trio, wobei zu vermuten ist, dass der Schlagzeuger nicht wirklich zur festen Bandbesetzung zu zählen ist, das ist schon alles sehr auf die beiden Frontfrauen abgestimmt. Auch ne Band die ich bisher nicht kannte, aber ein sehr beeindruckender Auftritt.
Musik, nunja, eine Art Punk-Rap-Electro-Clash, sehr basslastig, sehr effektlastig, sehr sample-lastig. Und endlich mal guter Sound, zumindest weiß da jemand wie man ne Bühne anständig mit Tonmaterial füllt. Gesang hätte etwas ausdifferenzierter sein können, aber vielleicht muss das auch so.
Also endlich ne Band, die auf großer Bühne funktioniert! Probleme hab ich lediglich mit den vielen künstlichen Sounds, es lässt sich einfach nicht zuordnen ob die Töne grad aus irgendwelchen Gitarren-Effektgeräten oder aus dem Sampler kommen - ich weiß, sollte eigentlich egal sein, aber als passionierter Livemusik-Hörer will ich halt wissen, was da wirklich "live" ist.
Also: Schon wieder ne Band, die sich lohnt im Auge behalten zu werden. Guter Auftritt, der Bass hat ordentlich unsere Gewebe durchgeschüttelt, weiter so!
Nach all den Neuentdeckungen Zeit für ein altes Eisen: Die UK SUBS rund um den mittlerweile 74jährigen Charlie Harper. Und, mal ganz unter uns: die stecken manche junge Punkband mal locker in die Taschen! Und auch das Motto des Abends hat Charlie Harper verinnerlicht: "I could say 'hello Switzerland', but I say 'hello everybody'!"
Bin ja jetzt auch kein großer Fan der Band, aber freue mich immer wenn ich sie mal live sehe und Lieder wie den großen Klassiker "Warhead" mal wieder hören kann. Wer ungebildet ist wie ich: Die Band hat tatsächlich 26 Alben rausgebracht, jedes beginnend mit einem anderen Buchstaben des Alphabets. Mit dem 2016er Album "Ziezo" haben sie es tatsächlich bis Z geschafft, zukünftig können dann wohl nur noch EPs rausgebracht werden...oder irgendwas mit "Ö".
Ah, einen Song kennt man noch: "Here comes Alex", im Original von den Toten Hosen. Keine Frage, dass hier die Bratwurstpunker nach vorne stürmen und lauthals den Original-Text grölen. Na, weiß ja nicht, was ich davon zu halten habe...
Sehr souveräner und kurzweiliger Auftritt, lediglich die Zugabe war mir dann doch ne Spur zu viel, aber verdient. Gute Band!
Es folgen ZSK. Deren Engagement in allen Ehren, aber ich kann sie einfach nicht mehr sehen. Geht schon gut los mit einem bombastischen Intro und einem vermummten Typen, der dazu mit Rauchfackel in der Hand die Meute anheizt - was soll sowas? Nichts gegen gute Showeinlagen, aber "Fremdscham" ist keine Show.
Ansonsten ein Fest für alle Sinne. Wegen der ganzen Bengalos stinkt es bestialisch, man kann nichts sehen wegen den ganzen Fahnen, und bei der Musik wünscht man sich, nichts hören zu können. Wobei die Musik nichtmal das Schlimmste ist, ich komm auf den Gesang einfach nicht klar, und auf die Ansagen, und auf die Show. Naja.
Gestern hat die Band ihr neues Album veröffentlicht, na Glückwunsch, ein begeisterter Fan darf die erste Single singen, aber leider nicht ins Mikrofon sondern eher so Souffleur-mäßig auf den Schultern seiner Freunde, und bei der Punkerklischee-Ansage "Wer hat heute schon Bier getrunken?" rollen wir alle kollektiv mit den Augen. Zeit, ins Bett zu gehen.
Am Sonntag geht es dann endlich mal wieder in die Aare! Beliebtes Hobby und Fortbewegungsmittel in Bern ist es, seine Sachen in einen wasserdichten Beutel zu packen, sich von der Strömung durch die Stadt treiben zu lassen und dann schließlich irgendwo wieder rauszuklettern. Da mach ich natürlich gerne mit!
Wir setzen die Flusstour fort mit einem kleinen Spaziergang die Aare entlang. Bern hat echt sauviele schöne Seiten, da komm ich kleiner Ruhrpott-Tourist aus dem Frohlocken nicht mehr raus. Toll!
Schweine gibt es auch!
Abends trete ich dann den Rückweg an, aus Zeitersparnis-Gründen diesmal mit ner Propellermaschine. Hat sich der Pilotenschein doch bezahlt gemacht!
Und sonst so: No Borders No Nations, wichtiges Festival! Trotz des eher durchschnittlichen Lineups ne Reise wert, sofern man den Luxus hat, so grenzübertretende Reisen mal eben so machen zu dürfen. Und Bern, ebenfalls immer ne Reise wert. Da komm ich gerne wieder <3

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