RD-Rock: Hotel Kempauski, Surfits, Affenmesserkampf, Das Pack, The Hirsch Effekt, Aalkreih, Mørder, Power, COR, 24.-25.05.2019 in Hanerau-Hademarschen, Festivalgelände - Bericht von der Redaktion
RD-Rock, 24.-25.05.2019 in Hanerau-Hademarschen
Größte Überraschung dann: Reunion von POWER, Kiels kielster Band, und nach dem Abschied 2016 klafft da immer noch 'ne Lücke, die auch von den aktionsbegeisterten Müttern nicht gefüllt wurde. Egal, Power sehen und sterben...
Putting the Arsch back in Hademarschen. Die Power-Reunion war für uns dann auch das Zünglein an der Waage, den Trip aus Arschburg wirklich durchzuziehen. Als Schnapsidee entstanden, bekam Michi dann die ehrenvolle Aufgabe, Brendas Fischmütze zu reparieren, zum RD-Rock brauchte er sie natürlich und eine postalische Übergabe wäre ja irgendwie unwürdig gewesen, also springen wir Donnerstag Abend in den Zug nach Hamburg. Aaaaalle Jahre wieder, ruft das Wiiiilllwaaaarinnn... Ne, Moment, 2019 eben NICHT. Nachdem es uns im letzten Jahr echt ZU asozial wurde, und 2018 nach Jahren der Abstinenz endlich wieder das RD-Rock-Festival aus der Versenkung geholt wurde, stand relativ schnell fest, dass das Gruppenkuscheln nicht in Ellerdorf, sondern in Harnerau-Hademarschen stattfinden würde. Kleiner, schrabbeliger, lauter, schneller, heißer, das volle Programm und schon früher einfach eine Festivalperle, die ihresgleichen gesucht hat. Das Prinzip RD-Rock als Festival ist wie die Gemüsekiste vom Nachbarsbauernhof: Möglichst regional, möglichst nachhaltig. Gut, COR sind jetzt nicht wirklich Schleswig-Holstein, aber gefühlt doch so oft in der Schaubude gewesen, dass sie quasi zum Inventar Norddeutschlands gehören. Das habt ihr nun davon!
An jenem Abend fanden wir uns in der Wohnung der Familie A. Thrun ein und gingen mehr oder weniger direkt ins Bett, ohne noch größere Mengen der sehr gesunden Hamburger Luft einzuatmen. RD-Rock-Countdown: T -1: Dumm einkaufen von dummen Leuten, die viel zu viel dummen Kram kaufen und sich dafür viel zu dumm selbst abfeiern. Wat schasst moken, die Kompanie muss ja ernährt werden.
Das Memo zum Thema Nachhaltigkeit scheint nicht überall angekommen zu sein, tummeln sich hier doch dieses Mal Gäste aus Frankfurt (2), Augsburg (2) und Brömsenknöll (ca. 4), die allerdings durch ihre Mitbringsel überzeugen. Weniger Schnaps, mehr Apfelwein. Und nicht dieses pappsüße Cider-Zeugs. Bah.
Die Gäste aus Frankfurt sind auch noch separat angereist! RD-Rock-Countdown: Takeoff!
Eigentlich eher Ambrosia. Gerüchten zufolge schlüge das Zeugs stark auf den Darmtrakt, weswegen die Festivaltauglichkeit abgesprochen wurde. Stellte sich am Ende aber heraus, dass der Dauerpegel mit Äbbelwoi allem anderen überlegen ist. #Saufem! Pipi im Glas.
Und weil das RD Rock nicht das Wilwarin ist, sitzen wir vor allem im Camp herum, reden Scheiße und werden geschminkt. Glücklicher Weise hat Rabonka wirklich ALLES eingekauft, was auf einem Kindergeburtstag normalerweise aufgetischt wird und trifft damit überraschend stilsicher den Zeitgeist. Hier wird nicht grün gewählt, hier wird bunt gemalt!
Hung-ing, wie ihn seine Freunde nennen, erzählte wieder in erstaunlich wenigen, dafür umso mehr durch Pausen unterbrochenen Worten die Geschichte von Peter dem Polen, Golfmacker, Lady K. und natürlich dem Speicherwichser. Die gebundene Ausgabe für Amazons Kindle gibt's ab 2021 im Applestore. Honning, der Speicherstreichler, kam relativ spät noch zu seinem großen Auftritt. Aber eigentlich möchte er lieber unerkannt bleiben. Ich änder mal noch den Namen in was unverfängliches.
Schade nur, dass es sich hier um MAU MAU EXTREME handelt. Was ist da so extrem? Der Buzzer. Macht grundsätzlich alles extrem und ist im Bereich der Kartenspiele in etwa mit der Kuhglocke beim Metal zu vergleichen. Uno, ein tolles Spiel! Fast so gut wie der Versuch, zu fortgeschrittener Stunde Skat zu erklären.
Weiß gar nicht, mit wem ich da stand, aber hab ich wohl nix verpasst. Puh, Glück gehabt! Das war auf dem ersten Gang zum Festival. Während der Herr in Grün sich irgendwo festsabbelt, gucken die anderen zwei Gestalten sich ALLE SAGEN NOMI an, was sich als so Rockmusik herausstellte. Highlights gab es leider keine, aber Opener sein ist halt auch immer undankbar, wenn sich das dann jemand Fachfremdes anguckt. Der Name scheint mir etwas sonderbar, evtl. ein Anagramm? Z.B. von "Laien sagen Olm". Oder heißt die Sängerin vielleicht einfach "Leonie Langsam"?
Turbostaat, Disco//Oslo, Deutschsprachigebanddiesoähnlichklingt, ihr wisst schon. Schön laut, schön keifig, schön witzig und eine Aussage hier im Text ist definitiv FALSCH! Erste Band des Tages, alles richtig gemacht. Ich glaube, dass das hier dann HOTEL KEMPAUSKI waren. Angeblich schreibt der Sänger (den man hier nicht sieht) fürs Ox. Stimmte dann aber doch nicht. Mysteriöse Band, aber ging eigentlich ganz gut ab.
Wieso war ich denn nicht bei denen? Was war da los? Bin ich einfach wieder zurück gelatscht? Wieso guckst du so viele Bands UND wieso sagst du nicht Bescheid? Mh? Naja. Einen Spaziergang übers Gelände später fangen dann auch die Schweden von TEAR THEM DOWN an, die einfach eine hervorragende Band sind und von jedem gebucht werden sollten. Treibender Punkrock mit schönen Melodien, so wie es sein soll! Im Anschluss fluchtartiges Verlassen des Infields, um bloß nichts von MATULA hören zu müssen.
Irgendwann wurde es dunkel, und da der Bandcounter bei famosen "EINS" lag und noch was Zeit bis zum "Hauptact" war, hab ich mir noch ein wenig die Zeit vor der großen Bühne vertreten. Eine von 1000 Mikrowellen, bzw. eine von DREI (wieviel?) Bühnen auf dem Gelände. Zelt, Groß Liedermacher. Mehr brauchense nich. Und da war erstaunlich viel los, spielte doch eine Ska-Band, pfui!
Wobei sich dann doch schnell rausstellte, dass die SURFITS eigentlich ganz gefällig waren, relativ viel mit Instrumenten über die Bühne hampelten und neben dem Offbeatgelumpe auch 'ne fesche Sole aufs Parkett dübelten. Da wurde das Loch richtig passend gebohrt und die Stange hält! Aber nur, bis wieder die Zeltbühne rief, denn:
Ja, war gut. Mit dieser Band hast du zwar nicht viele Freunde, doch die, die du hast, die teilen deine Träume. Dennoch: Definitiv zu viel Neues. Aber: Dank Gerd endlich nach Jahren den Backpatch auf meiner Jacke verstanden. Gut, aber kacke! Zweite Band, die ich unbedingt sehen wollte: Die guten alten AFFENMESSERKAMPF! Immer ein Genuss. Phrase: Zu viel neues Zeug gespielt. Aber das ist auch gut. Also bestanden.
DAS PACK war einfach nur zum Schämen scheiße. Was für eine Oberpisse, diese Texte, meine Güte. Danach hatte ich keinen Bock mehr und habe stattdessen am Zelt gefroren, denn es war sehr kalt. Nacht. Nachts dann noch DAS PACK gesehen, umstrittene Band unter unserem Pavillon, ich finde sie "ganz witzig", auch wenn sie ihren größten Hit "Mein Schwan" wohl nicht mehr spielen. Es folgten FRO-TEE SLIPS, ist da ein Wortspiel, das ich nicht verstehe? Veteranen des Genres (nett ausgedrückt, dass sie sehr alt sind), man kennt keinen Song, okay, gute Performance. Zum guten Schluss HIRSCH EFFEKT, gestern Abend am Kartentisch hieß es "Waaaas, du hast Hirsch Effekt gesehen und fandst die nicht gut?" - man muss respektieren, was die zu dritt für ein Brett auffahren und dass die Musik echt komplex ist, aber mich berührt es einfach nicht.
TAG 2! Beste Idee nach dem Äbbelwoi: Henkell trocken zum Frühstück, Wollsocken vonner Nacht noch anne Füße und dummes Gesicht mit Fischmütze zum Nachtisch. Was macht man denn nur, wenn es einen um 7 wieder aus dem Zelt treibt, weil es einfach so kalt ist?
Richtig, dumm lachen mit Fips Asmussen aka. Flips Erdnussen aka. Rassistische Ressentiments aka. Vergewaltigungswitzegehenimmerklar Undhahahahahässlicheehefrauen. Gerd las uns dankenswerter Weise alle Witze aus einem Buch des oben genannten Künstlers vor, und selbst in unserer durchaus eher niveaufreien Runde war das Entsetzen ob des Inhalts groß. Wieso wird der nochmal von allen so übelst abgekultet? Fips Asmussen macht dumme und verachtende Witze und sollte nicht unterstützt werden. Weder ironisch bei seinen Shows, noch unironisch bei seinen Shows. Fips Asmussen ist schlimmer als das Pack. Fips Asmussen ist kein guter Mensch.
Aalkreih geht einfach immer. Klar, kann man auch als "nette Schunkelmusik" abtun, aber die ham so viel Spaß dabei, Plattdeutsch wird hier oben viel zu wenig gesprochen, es gab einen Song gegen Bullen (!!!), am Ende wurden CDs verschenkt und das Publikum durfte auch mal mitsingen. Geht doch gut los, was kam danach? Fast verpasst aufgrund von Herumlümmeln: AALKREIH aus Flensburg (glaub ich). Leider sehr früh am Tag, geschmeidige Rockmusik mit Texten auf Platt. Lüüt wi di, mööch wi nich!
Laut Running Order noch so einiges, aber dieses Jahr war irgendwie der Tenor "Ich guck das, was ich kenne, und nicht das, was ich nicht kenne und von dem, was ich kenne, auch nur die Hälfte und davon verpasse ich auch noch was."
Und wirft den "Ball" vor sich auf den Boden. Immerhin mal kein MG Suff. Geistige Rückentwicklung durch Alkohol. Man spielt wieder Flunkyball.
Dafür jetzt ihren Doktor fertig, geizt nich mit kurzen, plakativen Ansagen und knarzt und knöllt sich nur so durchs Crustgeballerset, dass einem das Herz aufgeht. Diese Neocrustsachen gehen echt immer! Knüppel knüppel Knäuschen, wer neocrustet da an meinem Häuschen? Die Sängerin von MØRDER hatte mal mit Thrun einen Matlab-Kurs, der ihr aber nichts gebracht hat. Ich hätte gedacht, verzweifeltes Schreien lernt man da vielleicht, aber dann konnte sie das vielleicht auch vorher schon besonders gut. Ordentliches Brett!
POWER aus Kiel. Haben sich ein wenig vertan und sich als Mörder vorgestellt, aber das stimmte ja gar nicht! Was soll das?
Nujo. Power machen/machten/werden machen (?) metallastigen Hardcorepunkkrams und weil der Sound aufm RD Rock wirklich allererste Sahne ist, knallt einem das so richtig fies ein vorn Latz. Selten klang die Band so geil, selten wirkten die fünf frechen Boys SO voller Bock. Da stand sogar Brendan neben mir und wackelte mit dem Kopf und fand es "stark". Gute Ansagen zum Thema Überschreitung von Grenzen anderer, Nein heißt Nein, find ich vor allem gut, wenn sowas mal von und in einem stark männlich dominierten Umfeld erwähnt wird. Ansonsten einfach nur volles Brett nach vorne, an jeder Ecke und jedem Ende bölkt irgendein menschliches Wesen Textfetzen mit und ich wette, irgendwo wurde auch eine kleine Träne verdrückt, weil einem heute nochmal so richtig bewusst wurde, wie geil diese Band eigentlich war.
Danach war im Großen und Ganzen die Luft raus, wobei ich COR wohl doch schon gerne gesehen hätte. Nuwa, dafür lieber am Zelt gefroren und gegrillt, ist ja auch irgendwie ganz nett. Wie das Festival, bis auf zwei, drei Ausschläge nach Unten (Könnt ihr nicht einfach ALLE nett und freundlich und nicht so aggro sein?) total entspannt. Super nette Security, gute Bierpreise, geiler Sound, kein Generve aufm Campingplatz, genug freie Fläche, übelst saubere Klos 24/7, kurze Wege, Wald, Bühnen, Gebrüllmusik und Akustikkrams, bunte Lichter und ein Wiedersehen mit Gott und der Welt. Da will ich wieder hin. Nach Power rüber zur großen Bühne, hier spielten COR. Zum ersten Mal live gesehen, und obwohl ich nur die platte Platte (hoho!) von denen hab, doch erstaunlich viel wiedererkannt. Gute, energetische Performance auch. Auf dem Weg zurück zum Zelt diskutieren wir, ob das jetzt auf einer metaphysischen Ebene mit Hirsch Effekt vergleichbar war oder nicht. Ergebnis: Vergessen. Später nochmal für die letzten zwei Songs von MOPED ASCONA zurück aufs Gelände geeiert, weil da ja der Robin von Krauses mitwirkt. Der ist im üblichen Zustand, kriegt die Texte noch gerade so hin, die Ansagen... nicht so. Musik - Schlager halt... wenn da witzige Texte dabei sind, geht's vielleicht, so wars prinzipiell eher nervig, dennoch aber große Massen vor der Bühne!