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Einiges unter der Haube Teil 6: Konzertberichte - Bericht von Fö

Einiges unter der Haube Teil 6: Konzertberichte

Eigentlich wollte ich mit diesem Artikel warten, bis wieder Konzertberichte möglich sind, um genauer zu sagen, bis wieder Konzerte möglich sind. Aber irgendwelche Mutanten sowie der Umstand, dass die Corona-Maßnahmen von Vielen weggelächelt werden und noch dazu einiges andere nicht so ganz klappt, verschieben leider meine Pläne, mal wieder einen Konzertbericht zu schreiben, immer weiter nach hinten. Ach, wie schön wäre es doch jetzt, einen Konzertbericht zu schreiben! Aber dafür schreibe ich halt darüber, wie das damals so war, Konzertberichte zu schreiben. Quasi ein Meta-Konzertbericht!
Das alles als Teil einer Reihe, die sich "Einiges unter der Haube" nennt und sich damit befasst, was bei Bierschinken so im Hintergrund abläuft, technisch wie organisatorisch. Ich kann auch schon mal anteasern, dass wir im nächsten Teil so richtig die Hosen runter lassen werden - aber vorher müsst ihr noch diesen Artikel hier über euch ergehen lassen.
Tja, wo fang ich an? Weil das bei den Haube-Teilen immer so gut ankam, leake ich zum Einstieg mal wieder ein bisschen Fanpost. Nur keine Sorge, nach der Corona-Pandemie werdet ihr uns alle nicht wiedererkennen! Nunja. In dieser Nachricht ging es offensichtlich um ein Konzert, bei dem sogar etwas Show geboten wurde, indem ein Bass zerschlagen wurde! Sehr vorbildlich und nur zu unterstützen. Und wenn das nur passiert ist, weil wir vor Ort waren, fände ich das super. Ob es wirklich passiert ist, weiß ich nicht, ich war zwar bei besagtem Konzert, hab von der Bass-Aktion aber nichts mitbekommen. Tja, der ganze Aufwand nur um Jahre später zensiert in einem Haube-Artikel aufzutauchen. Sorry!
Aber kommen wir zur Technik! Selbstverständlich haben wir zum Schreiben von Berichten eine kleine feine Online-Oberfläche, die damit startet, dass ein Bericht angelegt wird. Hier wird auch direkt festgelegt, ob es ein Einzelbericht wird oder ein sogenannter Patchwork-Bericht, an dem mehrere Personen mitwirken. Das Formular muss übrigens nicht extra ausgefüllt werden, wenn das betreffende Konzert bereits im Konzertkalender steht - da können die Daten nämlich einfach automatisch übernommen werden. Bierschinken-Schreiberlinge sind ja faul. Ansonsten war es das zum Start.
Oh, kurzer Zeitsprung zurück! Ganz früher gab es noch keine Online-Oberfläche sondern so ein Windows-Programm, in dem die Berichte geschrieben wurden. Das war in der Zeit, bevor jeder Arsch ne Internet-Flatrate hatte, da wäre eine Online-Oberfläche vermutlich sehr teuer für die Redakteur*innen gewesen. Also wurde damals alles fein säuberlich offline in dieses Progrämmchen getippt und wenn man fertig war, hat man sein Modem angeschaltet, das Tüdeltütü abgewartet, auf "Hochladen" geklickt und erst dann wurden Texte und Bilder auf die digitale Reise geschickt.
Ja, und dann? Der Offline-Berichteschreiber wurde nach und nach ersetzt durch den Online-Berichteschreiber, von dem ihr hier eine recht frühe Version seht. Wobei bei beiden immer viel dran gebastelt wurde. Der Offline-Schreiber hatte irgendwann sogar so richtige Knallerfeatures wie Rechtschreibprüfung, Synonym-Wörterbuch und integrierte Bildbearbeitung, der Online-Schreiber hingegen war, naja, eben online, in der Bedienung rudimentär, aber nutzbar. Man musste aber noch regelmäßig umschalten zwischen "Bearbeiten" und "Vorschau", um nen ungefähren Blick davon zu bekommen, wie der Bericht schlussendlich aussehen würde. Dies wurde irgendwann im Berichteschreiber 2.0 behoben!
Die 2.0er Version ist jetzt so richtig WYSIWYG, wie wir Textprofis sagen. Fette Texte, kursive Texte, alles ist möglich! Auch hier wird immer mal dran rumgedoktort, aber mittlerweile ist auch diese Oberfläche 7 Jahre alt und könnte dringend mal neu gemacht werden. Vieles funktioniert nämlich immer noch nicht so, wie ich es gerne hätte (manchmal hakt es mit dem fett und dem kursiv), aber hey, es lässt sich arbeiten! So, das wäre unser kurzer Überblick über die Berichteschreiber-Historie, quasi als Ergänzung zum Haube-Artikel über die Bierschinken-Historie.
Früher haben wir viel öfter Gesichter und Publikum fotografiert, damals hat sich noch niemand Gedanken über Datenschutz, Recht an eigenem Bild oder son Kokolores gemacht. Mittlerweile bin ich da sehr vorsichtig, weswegen der Berichteschreiber auch ein eigenes kleines Zensier-Tool hat, um Bildausschnitte zu schwärzen, zu verbalken oder nen dicken Grinse-Schinken draufzupacken. Und insgesamt halte ich mich eh mehr zurück, was das Schießen solcher Fotos betrifft (was aber auch damit zusammenhängt, dass ich heutzutage nüchterner bin). Schade für die Leserschaft, aber besser fürs Individuum.

Vor ein paar Jahren wurde ich von einem Redakteur der Vice (oder damals Thump, was irgendwie so ein Sub-Magazin war) kontaktiert, ob sie ein Foto verwenden dürfen, das ich mal bei Egotronic gemacht hatte. Durften sie. Allerdings hat sich durch den Artikel jemand auf dem Foto gesehen und meinte, es gäbe berufliche Konsequenzen wenn ihn dort jemand erkennt. Ich frage mich bis heute, wo er arbeitet, hab aber seinem Wunsch folge geleistet und Verpixelung angewandt. Auch die Vice setzte ihre besten Bildbearbeiter auf den Fall an, und so sind hoffentlich alle happy. Das Foto mag ich aber immer noch. Es hat, ähnlich wie dieses, einen leichten Guernica-Touch. Pogo ist ja schließlich auch ne Kunstform.
Höfliche Bitten, Fotos rauszunehmen, kommen immer wieder, und natürlich meistens aus nachvollziehbaren Gründen. Die Email hier finde ich bis heute am Schönsten, was das betrifft. Seitdem steht in den FAQ unseres Kontaktformulars "Du hast ja nichtmal geschrieben, um welches Foto es geht!". Hat er übrigens wirklich nicht, auch nicht nachdem ich nochmal nachgefragt habe. Also ist das Foto bis heute auf unserer Seite zu sehen. Anhand des Namens der Person hatte ich allerdings einen leichten Verdacht, denn daraus lies sich auf eine Band schließen, die nicht unbedingt gut im Bericht wegkam, deren Foto aber eigentlich harmlos war. Also vermutlich nur ein Versuch, schlechte Presse zu unterbinden. Aber der Bericht war zu dem Zeitpunkt eh schon über zwei Jahre alt...

Aber nunja. Ich hab den Bericht grad nochmal gelesen, der ist wirklich scheiße und ein wenig sexistisch, heute würde ich andere Worte finden. Überhaupt waren früher so einige politisch inkorrekte Ausdrücke bei uns zu finden. Ist mir im Nachhinein wirklich unangenehm, habe bisher aber immer darauf verzichtet, die alten Peinlichkeiten rauszunehmen, weil es einfach den Historikern unter uns zeigt, wie es "damals" so war, und weil ich es auch irgendwie wieder gut finde, dass wir uns seitdem weiterentwickelt haben (im Gegensatz zu anderen Ewig-Gestrigen in der "Szene"). Was nicht heißen soll, dass wir heute perfekt sind. Ja, und außerdem erinnert es mich immer wieder daran, niemanden anhand seiner/ihrer ersten Artikel zu bewerten, jeder Mensch kann sich ändern (außer vielleicht die Ewig-Gestrigen)...
Fö: Zurück zur Technik! Ich hab's oben schon mal anklingen lassen, es gibt ja auch diese Patchwork-Berichte - wie läuft das eigentlich ab? Zu Patchwork-Berichten können mehrere Bearbeiter*innen ausgewählt werden. Die können natürlich nicht alle gleichzeitig dran rumfummeln, das wäre wohl totales Chaos. Nee, alle brav nacheinander. Wer fertig ist oder ne kleine Pause vom Schreiben braucht, klickt auf "freigeben", und dann kann jemand anders ran. Zum Beispiel mein guter Freund Öf! Hallo Öf!
Öf: Hallo Fö, vielen Dank für dein Vertrauen und dein gutes Aussehen! Ja, wo soll ich weitermachen...die Namen der Autor*innen werden beim Schreiben automatisch vorangestellt und mit Farben versehen, damit auch alle wissen was von wem kommt. Und so entwickelt sich aus diversen Phrasen diverser Schreiberlinge nach und nach ein (manchmal) hochwertiger Text. Wenn alle durch sind und niemand was zu ergänzen hat, wird der Bericht über "fertigstellen" abgeschlossen.
Fö: Natürlich ist es hilfreich, wenn irgendwer den Überblick behält und am Ende nochmal alles komplett durchliest und auf Inkonsistenzen prüft. Kommt ja doch mal vor, dass mehrere Leute das Gleiche geschrieben haben, ohne es zu merken. Oder dass das Zeitkontinuum durcheinander geworfen wurde, weil jemand im Kommentar zu Bild 4 auf was reagiert hat, was jemand anders zuvor bei Bild 6 geschrieben hat. Beim Schreiben passiert das schneller als man denkt (man liest sich ja alles durch, was die anderen so fabrizieren, und jede*r hat halt so seinen/ihren eigenen Flow), aber die Leserschaft hat dann vermutlich nur Fragezeichen über dem Kopf.
Öf: Aber gut, die Leserschaft kapiert wahrscheinlich so manches nicht - die Schreibgilde ja auch nicht. Ich muss auch immer wieder feststellen, dass das mit den Namen in verschiedenen Farben, die jeweils vor den Absätzen stehen, nicht immer so interpretiert wird. Oder die Leute lesen nur quer. Was sie natürlich gerne dürfen, ich verstehe auch nicht immer alles was ich so schreibe.
Fö: Ansonsten bin ich großer Fan der Patchwork-Berichte, sowohl zum Lesen als auch zum Schreiben. Da kann man sich prima die Bälle in die Hand werfen, man kann auch mal gegensätzliche Meinungen austauschen, zusätzliche Eindrücke einfangen - und es beugt auch dem "ich kann mich an kaum was erinnern"-Syndrom vor, das viele Bierschinken-Redakteur*innen spätestens am nächsten Morgen ereilt. Gemeinsam Erinnerungslücken schließen ist doch was Schönes!
Öf: Patchwork-Berichte sind auch immer eine gute Möglichkeit für "neue" Schreiberlinge, sich bei Bierschinken zu beteiligen, ohne direkt nen ganzen Artikel tippen zu müssen. Klein anfangen ist vollkommen okay. Wie schon mal erwähnt, die Hürden, um bei uns mitzumachen, sind eigentlich echt niedrig. Auch wenn du noch nie Konzertberichte geschrieben hast, hier kannst du dich ja einfach mal ausprobieren. Für die Vice bewerben kannst du dich ja später immer noch.
Fö: Okay, ja, danke Öf, das reicht jetzt auch mit dem Patchwork-Thema. Geh bitte raus und lass den Papa weiter arbeiten!
Öf: Och menno. Ich wollte noch fragen, wann endlich mein Lohn ausgeza...
Fö: Ansonsten freuen wir uns natürlich immer über Verbesserungsvorschläge jeder Art. Zugegeben, über negatives Feedback freuen wir uns am Meisten, das ist immer ein großer Spaß. Vorgaben, wie man hier zu schreiben hat, gibt es eigentlich nicht, aber erstaunlicherweise scheint sich trotzdem sowas wie ein "Bierschinken-Stil" herauskristallisiert zu haben. Was auch immer das heißt. Aber insgesamt kriegen wir häufiger Feedback von Bands, die enttäuscht sind dass es kein Verriss geworden ist, als dass sich Bands beschweren, wenn es tatsächlich mal ein Verriss geworden ist.
Die Konzertberichte dürften insgesamt tatsächlich etwas "strenger" sein als die Plattenrezis, aber so wirklich lässt sich das auch nicht vergleichen. Beim Konzertbericht geht es ja mehr darum, eine Momentaufnahme zu beschreiben, und das gerne so subjektiv wie möglich, während die Musik bei ner Plattenrezension mehr Zeit hat, sich ins Gehirn zu madern. Mein Ansatz bei Konzertberichten ist es auch eher, eben aus Sicht eines ganz normalen Konzertbesuchers zu schreiben, was ich in den meisten Fällen ja auch einfach bin. Da irgendwie künstlich eine Distanz und Objektivität reinzuquetschen, halte ich nicht für zielführend. Schließlich ist das ganze Konzerterlebnis eine persönliche und subjektive Sache, mit allem was dazu gehört (wie zum Beispiel auch An- und Abreise), also sollte sich das auch im Bericht widerspiegeln. Oder?
Das war's eigentlich auch schon, viel mehr habe ich zu den Konzertberichten eigentlich nicht zu berichten. Vielleicht noch was zum Thema "Historie": In den Anfangsjahren wurde nicht nur offline geschrieben, sondern auch analog fotografiert. Ich zumindest bin die ersten 4 Jahre Bierschinken mit ner analogen Knipse ausgekommen. Montags ging es dann immer zum örtlichen Schlecker, um die Filme entwickeln zu lassen. Das war ein Spaß! Dadurch hat man sich beim Fotografieren auch einfach mehr zurückgenommen, Filme waren ja schließlich teuer. Ich kann mich aber auch noch erinnern, als irgendwann in den 90ern ein Klassenkamerad mit so einer Digitalkamera ankam. Die hat damals tatsächlich noch direkt auf 3,5-Zoll-Disketten(!) gespeichert und die Qualität war, naja, nicht so das Wahre (aber gut, für Bierschinken hätte es gereicht). Deswegen blieb ich lieber analog, bis sich irgendwann meine Kamera verabschiedete, die noch nicht mal meine war sondern von meinem Vater gemopst. Sorry!

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Mutant77

07.04.2021 13:25
Der Unterschied zum "ewiggestrigen" ist, dieser muss nicht sein ständig sein Fähnchen nach dem Wind richten und er verliert seltener seinen Kompass.

Aber es ist natürlich total stringent, wenn der moderne, weltoffene Punkrocker von heute seine Solidarität und Nähe mit Parteien zeigt, deren größte Errungenschaft Hartz IV war.

(Fö)
07.04.2021 18:30
Ich lauf lieber ohne Kompass und mach dafür die Augen auf. Erstens stolper ich dann weniger und zweitens muss ich dann nicht immer die gleichen ausgelatschten Wege ablaufen. Meld dich gerne, wenn du mehr Wandertipps brauchst!

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