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Kein Bock auf Nazis Festival: Revolution Inc., Duesenjaeger, Amen 81, HC Baxxter, Hysterese, Mülheim Asozial, Black Square, 07.08.2021 in Kusel, Burg Lichtenberg - Bericht von der Redaktion

Kein Bock auf Nazis Festival, 07.08.2021 in Kusel

Fö: Mein letztes Festival war irgendwann im letzten Jahrzehnt, wage ich mal so in den Raum zu stellen. Also, je nachdem was man denn so als Festival definieren will. Aber auch wann ich das letzte Mal mehr als drei Bands an einem Tag live gesehen habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Und hier kommt dann mal eben ein Festival um die Ecke, das nicht nur ein absolut großartiges Lineup zu bieten hat, sondern auch ein mehr als unterstützenswertes Motto. Dass es wichtig ist, auch in der Provinz Position gegen Nazis zu beziehen, wird uns schon bei der Anfahrt klar: Wir sehen wirklich viele Häuser mit wehender Deutschland-Fahne im Garten und die haben das mit Sicherheit nicht nur, weil sie gerne Pferdesport bei Olympia gucken. Auf einer Fahne steht sogar noch explizit "Deutschland" drauf, um unmissverständlich klarzustellen, dass es nicht darum geht, dass die Farben irgendwie sonderlich schön sind. Und dann wär da noch der Typ, der im SUV mit "Fuck Greta"-Aufkleber vorbeifuhr und den Festivalbesucher*innen den Mittelfinger zeigte.
snitch:  "Rock, Regen, Ravioli", bzw. "Laute Musik, schrille Typen, Regen und Matsch", so  fasst es die kompetente Lokalpresse mal wieder völlig unklischeehaft zusammen. Na, die müssens ja  wissen. Der Sound ist völlig im grünen Bereich und als der schrillste Typ erweist sich dann eher jemand aus unserer Reisegruppe-  der ausgeflippte Paradiesvogel zieht es nämlich initial vor, wegen akutem Motivationsmangel und ein paar Regentropfen schmollend im Auto zu verharren. Dass sowas nicht einfach akzeptiert werden kann, dürfte klar sein. Mission accomplished, ab in die Schlacht.
Schlossi: Nachdem ich gefühlt 53 mal hin und her überlegt habe, ob ich zu diesem Festival fahre, oder nicht, sitze ich letztendlich doch im Auto der Reisegruppe Dortmund und komme aus der Nummer jetzt wohl nicht mehr raus. Aber okay, komme ich mal unter Leute, das Lineup ist auch gut und dank dem Besuch beim HNO letzte Woche, kann ich sogar wieder hören! Auf der Fahrt erfahre ich von der tollen, neuen "Mit Bierschinken durch die Nacht" Telegram-Gruppe, deren Ziel es ist, möglichst viele, zu später Stunde gelallte Sprachnachrichten zu sammeln. Warum? Keine Ahnung, wird bestimmt mal Kunst. Aber ich nehme mir fest vor, heute Abend meinen Beitrag zu leisten!
Fö: In Kusel war ich zuletzt vor knapp 10 Jahren. An Subkultur scheint hier für doch ab und zu was zu gehen, nicht nur im Rahmen dieses Festivals, sondern auch in Läden wie dem Schalander, dem Haus der Jugend oder dem Mehrgenerationenhaus. High Life! Heutiger Austragungsort ist tatsächlich eine Burg auf einem Berg. Voll schöne Kulisse!
Schlossi: Leider ohne Burggespenst.
Fö: Der Zeltplatz ist noch überschaubar und wir können uns ein schönes Plätzchen suchen. Sorgen machen uns höchstens gelegentliche Wolken am Himmel, die dann und wann ihren nassen Inhalt über uns leeren. Ach, Festivals, wie hab ich es vermisst.
Schlossi: Uarghs. Zelten. Wie habe ich es vermisst. Irgendwann im Vorfeld gab es mal den Plan, sich eine kleine, schnuckelige Pension in Kusel zu suchen. Allerdings schwingt über solchen Plänen immer das Damoklesschwert der coronabedingten Absage. Und dann hätten wir da gestanden mit unserer gebuchten Pension. Wobei Kusel bestimmt auch noch viel Schönes zu bieten hat.
Fö: Stromkastensaufen ist eine antike olympische Disziplin und auch hier möglich, direkt am Jacobsweg. Kusel hat also auch für alle anderen möglichen und unmöglichen Hobbys Platz.
Fö: Im Vorfeld geht noch das Gerücht um, parallel zum Punk-Festival in der "Unterburg" würde in der "Oberburg" noch ein Techno-Festival stattfinden, aber das war offensichtlich nur letztes Jahr der Fall. Wir müssen unsere Rave-Klamotten also ganz traurig wieder einpacken.
Schlossi: Vielleicht auch besser so, wenn diese Fellhosen erstmal nass sind...
Fö: Es wurde vorgesorgt. Das Munitionslager der Burg Lichtenberg hat Tag der offenen Tür, falls es zu einem Nazi-Angriff kommen sollte. Kommt es aber nicht, hat niemand Bock drauf.
Schlossi: Verdammt! Den Witz wollte ich auch machen!
Fö: Die untere Burg beherbergt das Festivalgelände. Was eine Kulisse! Weiter Blick, Ruinen, Bagger, Bühne, Kinderschminken. Wirklich ALLES was das Herz begehrt. Noch dazu eine übersichtliche Größe. Wirklich sehr nett hier! Am Nachmittag gab es Kinderprogramm und Singer/Songwriter, das haben wir uns gespart. Danach gab es Regen, den haben wir vom Auto aus beobachtet.
snitch: An einem Ort, den man sonst nur als sonntägliches Ausflugsziel aus Kindertagen in Erinnerung hatte, plötzlich eine Horde 'endlich normaler' Leute anzutreffen, hat dann anfangs erstmal etwas Befremdliches. Aber akklimatisiert hat man sich schnell, und so lässt man Burg Burg sein und fokussiert sich auf Wesentlicheres. Hüstel.
Fö: Einlassregeln: Rein kommt, wer Getestet, Geimpft oder Genesen ist und wer sich im Vorfeld angemeldet hat. An der Stelle wäre es angebracht, kurz auf das mangelnde Informationsmanagement hinzuweisen: Wer kein Facebook nutzt, konnte nur schwer an die ohnehin schon rar gesähten Infos kommen. Siehe dazu auch die Kommentarsektion hier. Irgendwie setzt sich der Trend an Veranstaltungen fort, die derart mit Informartionen geizen. Ist wohl einfach nicht mehr der Zeitgeist, ich fühle mich etwas abgehängt.
Schlossi: Ich hoffe einfach nur, dass DUESENJAEGER oder HYSTERESE nicht im letzten Moment absagen, seit meinem letzten Konzerterlebnis bin ich da etwas paranoid und offenbar macht mich der Gedanke so nervös, dass ich sogar den am Futterstand angebotenen Kuchen verschmähe.
Fö: Umso tiefer klappen unsere Kinnladen, als wir den Ort des Geschehens betreten. Es gilt: Limitierte Kapazität. Aber ansonsten kann auf Maske verzichtet werden, Grüppchenbildung erlaubt, keine Sitzplätze (außer auf der Mauer oder im Schlamm). Da wir alle durchgeimpft sind und ich große Hoffnungen habe, dass der Anteil im restlichen Publikum zumindest über dem Bundesschnitt liegt, finde ich das aber gar nicht mehr so bedenklich, zumal die Inzidenz in Kusel bei unter 5 liegt und das Problem eher die Angereisten sind.
snitch: Und die dürften jetzt nicht unbedingt die Minderheit ausmachen. War es schon erstaunlich genug, dass die werte Redax, nachdem Fö den Hinweis auf diese Veranstaltung seinerzeit mit "Wer 'Mülheim' falsch schreibt, ist keinen Bericht wert..." abgetan hat, sich doch noch aufraffen konnte, ist dies aber noch nichts gegen die Erkenntnis beim Entern des Burggartens, dass gefühlt halb NRW hier in der tiefsten Pfälzer Provinz angetreten ist. Das hat schon beinahe was von Close Encounters of the Third Kind.
Ebenfalls unerwartet anwesend: ein Cocktailstand. Das kann ja was werden...
Fö: Wegen der Regengüsse hat sich der Beginn etwas verzögert. Die erste Band, REVOLUTION INC., spielt aber bereits, als wir das Gelände betreten. Scheint wohl hier die lokale oder regionale Deutschpunk-Hoffnung zu sein. Den Namen hab ich immerhin schon mal irgendwo gelesen! Geboten wird recht klischeebehafteter Deutschpunk mit Klischee-Parolen und Klischee-Ansagen, aber für ne Opener-Band machen die schon gut Alarm.
snitch: Nicht schlecht für nen Opener? Ganz schön hierarchische Sichtweise, Cheffe. Petzauge.
Aber mal ehrlich: zur Primetime hätte ich das auch nicht unbedingt gebraucht. Textinhalte der Marke "Demosprüche-Scrabble" samt Vertonung von der Stange. Vielleicht gar nicht so unpraktisch - nicht, dass wir bis zur nächsten Veranstaltung noch vergessen haben, was sich auf "No Borders, no Nations...." reimt etc.. Den bewegungswütigen Kids läuft es jedenfalls gut rein.
Fö: Publikum. Benehmen sich, als hätten sie Einiges nachzuholen. Sowas aber auch!
Schlossi: Krass, das fühlt sich hier alles schon fast normal an. Keine Masken, kein Einbahnstraßensystem, keine Bestuhlung...irre!
Fö: Nächste Band: BLACK SQUARE! Ersetzen kurzfristig die verhinderten Rauchen. Ist okay, rauchen ist ja eh ungesund. Black Square hat die Anfrage mitten im Urlaub erreicht, und sie haben nicht nur zugesagt, die bisher als Duo tätige Band hat sogar noch schnell ne Schlagzeugerin akquiriert. Sie erzählten vorab, es wäre viel zu umständlich gewesen, zwischendurch zurück nach Hause zu fahren, um die Backing Tracks zu holen. Das Schlagzeug innerhalb zweier Tage eingeprügelt hat sich Anna, früher aktiv bei den ewig tourenden Skinpin. Respekt dafür!
snitch:  In der Tat beeindruckend. Was das Ding jetzt zu einer noch runderen Sache machen würde: eine weitere Person auf den Brettern, die einen Tieftöner bedienen kann. Wer auch immer mit diesem Trend angefangen hat, dass es "cool" ist, ohne Bass zu musizieren - um das ansprechend zu finden, muss man wohl gewisse Rezeptoren besitzen. Die fehlen mir wohl, daher ist die Höhenlastigkeit und Schrillness irgendwann leicht "fordernd".
Fö: Das Set besteht abwechselnd aus Songs sowie aus Erklärungen zu den Songs. Finde ich cool, schafft viel Raum für die Themen, die Black Square beackern und die ihnen am Herzen liegen. So gibt es Ansagen gegen Mackertum ebenso wie gegen Polizeiwillkür, Rassismus, "Lost Boys", Umgang mit Fluchtursachen und weiteres. Gegründet wurde die Band zu Beginn der Corona-Krise, als klar wurde, dass, sobald es um unsere feinen weißen Ärsche geht, plötzlich Unsummen Geld da ist, während das Klima vor die Hunde geht und lieber Seenotretter*innen kriminalisiert werden als Geflüchtete vor dem Tod zu bewahren. Viel zu sagen also und auch wenn ich das Motto und den Namen dieses Festivals nur unterstützen kann, finde ich auch, dass ein "gegen Nazis reicht" einfach zu wenig ist.
snitch: Es fallen hier und mal Bemerkungen hinsichtlich "preaching to the converted". Klar, bei einem Publikum, wie wir es hier um uns haben, kann man wohl eine Zeit lang nach Leuten suchen, die mit den angesprochenen Punkten viel am Hut haben. Dennoch schadet es definitiv nicht, die angetüdelte Meute zwischendurch mal wieder daran zu erinnern, dass es nicht nur darum geht, die
V#$&?%!- Brauerei wohlhabender zu machen. Obwohl wir allgemein natürlich auch da nicht sehr zurückhaltend sind, keine Frage.
Fö: Heute übrigens gleichzeitig der erste öffentliche Auftritt von Black Square. Ist halt nicht so einfach, sich zur Corona-Zeit zu gründen! Von Anfangsschwierigkeiten merke ich nichts. Muss aber sagen, dass mir die Musik auf Dauer doch zu viel Geballer und Geschrei ist. Freue mich aber über ein paar ruhigere Parts, in denen Sängerin Fini auch mal den für sie charakteristischen "Hexen-Gesang" (auch zum Begriff "Hexen" gab es ne Ansage) ablegt und zu normalem Gesang wechselt. So wie bei einem neuen Stück, das sie ursprünglich gemeinsam mit Sabrina von Lügen aufgenommen haben. Auch sonst gibt es einiges neues Material - das Album soll, so die Presswerke-Göttin will, im Dezember kommen.
Schlossi: Drücken wir mal die Däumchen, dass bis dahin genug Granulat zusammengekratzt werden konnte! Vorab-Single gibt es hier.
Alle Einnahmen, die bei Bandcamp generiert werden, spenden BLACK SQUARE an antifaschistische Gruppen, gute Sache, wie ich finde.
Fö: Anschließend DUESENJAEGER! Die haben gestern in ihrer Homebase Osnabrück gespielt und müssen ihr dort gespieltes 80-Minuten-Set mal eben um die Hälfte kürzen. Krass! Aber geht klar, wenn man so viele Hits hat.
snitch:  Laut einem Mitglied fand der Auftritt beim Hafenfest auch noch bestuhlt statt. Wurgs. Na, dann aber lieber mit weniger Leuten, auf die Hälfte gekappt und dafür im Wildgehege. Wie es sich für Stehenbleiber gehört.
Schlossi: Das 80 Minuten Set hätte ich auch gut gefunden, weiß allerdings nicht, ob ich, nach den ganzen bestuhlten Konzerten in der letzten Zeit, überhaupt noch so lange am Stück stehen kann, haha. Nichtsdestowenigertrotz fehlen mir doch ein paar von den vielen Hits, "Schlachthaus" hätte ich gern noch gehört. Oder "Funke". Oder...ach, egal, Hauptsache tanzen.
Fö: Der Auftritt macht Spaß, bietet einige Gelegenheiten zum fleißigen Fingerpointen, hier und dort werden auch ganze Arme ausgebreitet. Der Platz vor der Bühne füllt sich weiter. Wer will, kann weiterhin Abstand halten, wer nicht, kann den Moshpit in Beschlag nehmen. Ich wähle den Mittelweg und trau mich noch nicht so wirklich in die Massen. Deswegen verzeiht, wenn ich für die Fotos nicht extra vor die Bühne gelatscht bin.
snitch:  "So viele, so eng zusammen - und das soll die Gesellschaft sein." Äh, ja. Bei solch einem Rahmenprogramm kann mal wohl mal eben das ganze derzeitige Elend verdrängen. Irgendwie fast eine Zeitreise in vergangene, unbeschwertere Tage. Kein Soundtrack würde dazu wohl besser passen als die bittersweeten Battle-Hymnen von Torben & Co.. "Punk tut auch dem Spießer gut!"- hoffentlich hat man es bin in die Kuseler Talebene vernommen. Zwinkerzwinker.
Fö: Anschließend gehen wir kurz zum Auto. Es hat etwas aufgefrischt, und bevor ich mir was weghole, leihe ich mir lieber nen Pulli von Kiki. Einen Mantar-Pulli übrigens, auf den ich später noch lobenderweise angesprochen werde. Ebenso wie Peggy auf den DRI-Pulli, den Kiki ihr überlassen hat. Ich glaube, der kleine Metal-Kiki war noch nie so stolz auf seinen Klamottenschrank! Außerdem seht ihr hier die erleuchtete Burg.
Fö: Ich dachte eigentlich, anschließend wären Amen 81 dran, aber als wir zurückkehren, hören wir bereits die Soundcheck-Tönchen von HYSTERESE. Auch gut! Ebenfalls eine sehr gute Band, also positionieren wir uns artig wieder vor der Bühne.
snitch: Es kommt, wie es kommen musste: die sind, wie nicht anders zu erwarten, mit den mächtigen Duesis die musikalischen Gewinner des heutigen Abends. Und das, obwohl sich mit Sicherheit noch nicht alle Zugeneigten mit den doch gravierenden Änderungen vertraut gemacht haben. Zur Erinnerung: die kurzen, knackigen Punkrock- Brecher mit dem typischen Twin-Gesang samt den gegenläufigen Melodien sind bis auf ganz wenige Momente Vergangenheit, und so weht auf der aktuellen Scheiblette ein anderer Wind - nämlich einer, der eine ordentliche Prise Christian Death, Siouxie & The Banshees oder frühe Sisters mit sich trägt. Und das kommt auch keineswegs schräg (oder gar "schrill"). Im Gegenteil, gerade live knallen "Burning",  "Lock & Key"
und Co. ohne Ende und man ist fast versucht, die alten Hits vom Schlage "K141" oder gar "Asperger Youth" zu vergessen. Aber nur fast.
Fö: Erster Auftritt für die neue Bassistin Jana. Also auch erster Auftritt mit dem aktuellen Album, oder? Ich find die Platte ja richtig gut und eine schöne Weiterentwicklung zu einem, sagen wir, etwas morbideren Sound, aber beim heutigen Set habe ich das Gefühl, dass sich doch eher auf die fetteren, treibenden Songs konzentriert wird, ein paar neue Stücke kommen in einem Block zwischendurch.
snitch: So ganz hat man die ollen Kamellen dann aber doch nicht vergessen. Daher wird kurz versucht, Moritz zu bestechen, dass "Asperger Youth" doch noch schnell in die Setlist aufgenommen wird. Was selbstredend scheitert. Verständlich, bevor die Nummer noch zu ihrem "Filmriss" mutiert. Aber immerhin ist mit "Meltdown" noch ein aktueller Song am Start, der die Trademarks aus alten Tagen nochmal halbwegs vereint. Kommt ein wenig rüber wie ein stilgerechter Abschied eben davon.
Fö: Hysterese liefern ein unfassbares Brett! Auch wenn mir der Sound zumindest anfangs noch etwas zu breiig war, aber was uns da an Druck entgegen geschleudert wird - alle Achtung! So spontan fällt mir keine vergleichbare Band ein. Alles richtig gut auf dem Punkt, da stimmt einfach alles. Und diese Melodien ey!
Fö: Anschließend dann doch AMEN 81. Ein Glück, ich hatte schon die Befürchtung, die Absagen-Serie der Band würde sich auch heute fortsetzen. Hab sie tatsächlich noch nie live gesehen. Bin offen gestanden auch nicht so vertraut mit dem Material der Band, finde aber die aktuelle Platte "Attack of the chemtrails" ziemlich geil.
Schlossi: Nannte mal die "Le Grand tour de passe-passe" mein eigen. Allerdings konnte ich die nicht hören, weil die Snare so genervt hat, deshalb hab ich sie weiter verschenkt. Ziehe es vor, mir die Band gemeinsam mit Coco, Hermie und einem Gin-Ginger Ale, auf der Burgmauer sitzend von etwas weiter hinten anzuschauen. Übrigens immer noch kein Gespenst.
Fö: Brachialer Deutschpunk bis Hardcore. Beeindruckend finde ich, dass tatsächlich alle drei Protagonisten auf der Bühne mal ins Mikro röhren und allesamt schön ätzende Organe haben. Respekt!
Fö: Apropos ätzend. Diese ganze Pyroscheiße hat mir schon bei den vorherigen Bands den Spaß geraubt, wird hier aber ins Extreme getrieben. Das stinkt, blendet, ist unter Umständen gefährlich - und sollte nicht in die Hände von Besoffenen gepackt werden. Nach der zwanzigsten Fackel habe ich keinen Bock mehr, ziehe mich zurück und gönne mir stattdessen lieber einen leckeren Wrap.
Fö: Mit ordentlich Abstand komme ich auch den Menschen nicht zu nahe. Denke ich so, als in einer Wasserpfütze 3 Meter vor mir wilder Pogo ausbricht und die Schlammspritzer nicht nur meine Hose und Kikis Mantar-Pulli treffen, sondern auch mein Gesicht, meine Hände, meinen Wrap. Scheiß Punker! Aber ich bin eh satt, der restliche Wrap ist für die Ratten. Wir sind ja die Wohlstandsgesellschaft, hier darf auch mal Essen weggeschmissen werden.
Fö: Zu einer weiteren Pyro-Fackel wird kurz Veranstalter Basti auf die Bühne gerufen, der zufälligerweise genau JETZT Geburtstag hat und leicht beschämt guckt (glaube ich zumindest, konnte ich wegen der Pyrokacke nicht sehen), als ein lautes Geburtstagsständchen angestimmt wird.
Fö: Geht weiter mit MÜLHEIM ASOZIAL! Die sind eigentlich nur Ersatz für Lena Stoehrfaktor. Gleichzeitig sind Mülheim Asozial nach meiner Erinnerung auch die einzige Band, die ein wenig Sprechgesang in ihr Set eingearbeitet hat. Hut ab!
snitch: Sind damit jetzt die Intros zu "Pommes Rot-Weiss" und "Vier Romantische Typen" gemeint, oder diese komische Pseudo-Hip- Hop-Nummer? Anyway, nachdem diesmal der Verbrecher dieser Zeilen während einer kurzen 'Auszeit' aus der Karre gezerrt wurde, zwecks weiterer Teilnahme (Rache ist süß!), darf man  feststellen, dass MA zu früheren Zeiten auch schonmal holpriger zu begutachten waren. Es fetzt ordentlich und das werte Klangbild sitzt jedenfalls auch hier wie die Frise bei Drei-Wetter-Taft. Da nachts bekanntlich so einiges grau (bzw. blau) ist, nimmt der Pit so langsam Ausmaße wie in
Prä-Dingens-Zeiten an.
Fö: Klar, hier tobt wieder alles! Wusstet ihr, dass das Album "Familie & Beruf" tatsächlich schon 8 Jahre auf dem Buckel hat? Unfassbar. Legendär. Ich hoffe mal, dass sie sich nicht weiter drauf ausruhen. Ein neuer Schlagzeuger ist zumindest ein Indiz dafür, dass es noch lange nicht vorbei ist.
Fö: Gespielt werden aber auch einige Non-Album-Tracks. Wie das großartige "Bundesgartenschau" oder der neueste Song "Tatort Porz". Zu diesem wird auch kurz erklärt, worum es da eigentlich geht: Der Kölner CDU-Politiker Hajo Bähner hat Ende 2019 einen Jugendlichen erst rassistisch beleidigt und dann angeschossen. Und wurde immer noch nicht zur Verantwortung gezogen! Mehr Infos findet ihr unter https://tatort-porz.org
Schlossi: Ich verquatsche mich derweil am Cocktailstand und nehme die restliche musikalische Abendgestaltung nur noch als Hintergrunduntermalung wahr. Aber war bestimmt gut. Was ich leider vergesse, ist mein Vorhaben, in die Telegram-Gruppe zu lallen, schade eigentlich...
Fö: Mülheim Asozial ansonsten gut und unterhaltsam wie immer, aber leider etwas kurz. Hatte mich grad auf die Band eingegrooved, da wird auch schon der letzte Song angekündigt sowie die Tatsache, dass sie keine Zugabe spielen, weil sie darauf keinen Bock haben. Ersteres find ich blöd, zweiteres super. Zwickmühle.
Fö: Der nächste und letzte Act des Abends: HC BAXXTER! Passt auch echt gut als Abschlussact, weil, naja, das haut einfach nochmal alle aus den Latschen. HC Baxxter gibt zu, dass Mülheim Asozial ihr Set extra gekürzt hätten damit er länger spielen kann, was er schade findet und ich auch. Aber da ich ihm auch bei anderen Aussagen zustimme, ist das in Ordnung.
Fö: Zu hören gibt es Baller-Techno-Beats, darüber werden schön politische Texte gebrüllt und der Protagonist wirbelt wie ein Wahnsinniger über die Bühne. Ansagen haben ebenfalls Hand und Fuß und machen auch vor dir und mir nicht Halt. Super! Bin ja bei diesem ganzen Trash-Abgefeiere eher skeptisch, aber wenn das dermaßen mit politischer Message verquickt wird wie bei HC Baxxter, kann man ja nur zustimmend komplett austicken.
snitch: Es gibt Dinge, die keine noch so treffende textliche Message ausbügeln kann - und nervtötender Kirmestechno samt Malle-Flair gehört definitiv dazu. Au revoir, Burg - 
Bonsoir, Womoplatz.
Fö: Muss auch zugeben, dass ich mir das live sehr gerne gebe, mir das von Platte aber einfach zu anstrengend ist. Da fehlt dann einfach was. Zum Glück sind andere da anderer Meinung und so sind tatsächlich außerordentlich viele textsichere Menschen vor der Bühne, die sich die Seelen aus den Leibern brüllen. Großartiges Bild!
Fö: Die Bühne darf gestürmt werden, aber nur von FLINTA*-Personen, denn HC liegt sehr am Herzen, die männlichen Privilegien zu begraben und auch mal anderen Geschlechtern eine Bühne zu geben. Noch ein Punkt, der ihn sympathisch macht, hat er doch zuvor noch erzählt, wie er selbst sich seiner Privilegien erst nach und nach bewusst wurde.
Fö: Der nächste Morgen! Wir genießen nochmal die ganze Kulisse mit Ausblick auf umliegende Täler und besichtigen die Burg, dazu fehlte uns am Vortag einfach die Zeit. Als Frühaufsteher*innen haben wir beinahe die ganze Burg für uns selbst. Stark! Wie später zu erfahren ist, wurden die dort übernachtenden Bands und Punker*innen um 9:30 aus der in der Burganlage befindlichen Jugendherberge getrieben. Ja Leute, Checkout-Time gilt auch für Betrunkene! Ordnung muss sein!
Fö: Wohl denen, die im Zelt schlafen und einen ruhigen Platz ergattern konnten. Wie einfach mitten auf der Burg. Voll schön!
snitch: Geht noch eine Liga besser: in der Karre auf dem etwas abgelegeneren Parkplatz 2, oberhalb der Zeltwiese. Wenig los, angenehme Nachbarschaft. Voll entspannt! 
Schlossi: Mir reicht's, ich geh schaukeln. Dafür, dass ich die Nacht in einem Zelt verbringen musste, sehe ich allerdings erstaunlich fröhlich aus.
Fö: Mal ehrlich, was ein geiles Festival, was ne geile Kulisse! Da ungefähr mittig, das dunkle Ding am Ende der unten Burg, das ist übrigens die Bühne. Malerisch oder?

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