Die Toten Hosen, Beatsteaks, Bar Stool Preachers, 27.08.2022 in Bremen, Bürgerweide - Bericht von Peter
Die Toten Hosen, 27.08.2022 in Bremen
Nach einigen Verzögerungen rollt unsere Reisegruppe am späten Vormittag Richtung Bremen. Zur Stärkung wurden thematisch passend Brötchen mit sowohl als auch veganem und tierischem Schinken und Ei eingepackt. Dazu passt natürlich wie besungen, Bommerlunder! Meine erste und wahrscheinlich auch letzte Begegnung mit diesem fürchterlichen Gesöff. Trotz der Albernheit, die sich danach im Bulli breitgemacht hat, muss ich doch anerkennen, 11 Uhr morgens ist (mittlerweile) keine gute Zeit für Schnaps und schon gar nicht für Bommerlunder. Empfehlenswert dagegen das vegane Ei, bestehend aus Kichererbsen-Pulver.
Nach gefühlt drei Stunden Stau sind wir endlich im exquisiten Ortsteil Übersee-Stadt im Stadtviertel Walle angekommen. Der wohl unpunkigste Ort in Bremen, dafür mit einer grandiosen Aussicht auf die Weser. Die nächsten Stunden lassen wir es uns hier gut gehen, bestellen Pizza, trinken immer mehr Bommerlunder und Bier, diskutieren und reden natürlich eine Menge an Quatsch. Irgendwann ging es dann mit dem Taxi zur Bürgerweide.
Hier angekommen sticht sofort die beeindruckende Bühne ins Auge, knallbunt und mit zahlreichen Albumdesigns der vergangenen Jahre verziert. Das Gelände hat sich schon sichtbar gefüllt. 35000 Leute sollen heute anwesend und das Konzert somit ausverkauft sein. Natürlich sind sie alle da, neben vielen alten und einigen neuen Fans natürlich auch die ganzen Menschen, die sich von Kopf bis Fuß in den neuesten DTH-Merch eingewickelt haben und von denen einige wohl nur darauf warten, dass endlich "Tage wie diese" gespielt wird, dieser schöne Song, der ja auch auf Annettes und Joachims Hochzeit und auf Opa Hans seiner Beerdigung lief (Namen, von der Redaktion ausgedacht). Dazu kommen noch eine Menge aufgedrehter Kids, die entweder mit ihren Eltern und/oder Großeltern angereist sind oder mit den MitschülerInnen und besten FreundInnen gekommen sind und nun alles akribisch mit ihren Smartphones festhalten und dabei alles furchtbar "nice" finden. Aber wie bereits Eingangs erwähnt, ich habe mich damit abgefunden, dass die toten Hosen nicht mehr mir "gehören" und dass ich sie mir daher nun mit all diesen Menschen teilen muss. Das ist nun mal bei einer Band in dieser Größenordnung so. Das wird sich auch bei den hier auf Bierschinken viel gefeierten Ärzten nicht wesentlich unterscheiden, auch wenn da der Schunkelfaktor deutlich niedriger liegen wird.
Erst muss noch ein kurzer Abstecher zum Bahnhof eingelegt werden, einer braucht noch Bargeld und alle anderen bezahlbare Getränke (Preis für ein 0,4 l Bier auf dem Gelände liegt bei 5 Euro plus 2,50 Becherpfand). Der HBF platzt beinah aus allen Nähten. Neben den Hosen spielt noch PETER MAFFAY ebenfalls auf der Bürgerweide und der CSD ist auch noch heute. Danach nehmen wir im Schatten des Schlachthofs, in dem die Toten Hosen vor fast 40 Jahren ihren ersten Auftritt hatten, an einem Skatepark Platz. Von hier aus lauschen wir den Klängen der BAR STOOL PREACHER, die ich eigentlich auch gerne visuell wahrgenommen hätte. Leider wurde ich überstimmt und der Großteil der Reisegruppe zieht den Schatten und die Sitzplätze der Live Musik vor. Ich freue mich, zumindest einige gute Songs vom klasse Album "Grazie Governo" wieder zu erkennen und wippe zufrieden mit dem Fuß. Mehr ist leider noch nicht drin.
Zu den BEATSTEAKS gesellen wir uns dann aufs Gelände, Krassi muss erst noch seinen Rucksack, in dem er unsere ganzen Jacken und Pullover herum schleppt, in einem Gepäckschrank deponieren. Dies treibt ihm die Zornesröte ins Gesicht, da irgendwer aus unserer Gruppe ihm zugesichert habe, er könne die Tasche mit aufs Gelände nehmen. Wir anderen können uns schlagartig an nichts erinnern. Endlich vor der Bühne bzw. im hinteren Drittel des Publikums, angekommen, fangen dann auch schon die BEATSTEAKS an. Ich glaub, sie sind auch direkt mit "Hello Joe" oder "Hand in Hand" angefangen. Natürlich machen sie ihrem Ruf als hervorragende Live-Band wieder alle Ehre.
Zwischendurch hilft Sänger Armin einem jungen Hosen Fan noch beim Stagediving, was irgendwie ziemlich süß ist. Das Turbostaat /Fu Manchu Cover "Frieda und die Bomben" gibt's auch zu hören. Dann kurz vor Schluss, ich meine, es war bei der entspannten Reggae-Nummer "Automatic" von der "Boombox", begehen Vladi und ich den größten Fehler des Abends: Wir gehen noch mal pissen und Bier holen! Leider kommen wir erst kurz vor Beginn der toten Hosen wieder und haben trotz aller Absprachen und Orientierungshilfen alle anderen verloren. Da es sich vor der Bühne mittlerweile so dermaßen gefüllt hat, ist an vielen Stellen kein Durchkommen mehr. Dies wird zudem erschwert, weil man von einigen BesucherInnen angepöbelt wird und/oder diese sich extra breitmachen und niemanden durchlassen. Alles lamentieren unsererseits, dass wir nur unsere FreundInnen suchen, vom Klo und der Theke kommen und gleich wieder weg sind, hilft nichts. Ganz im Gegenteil, es wird mit "Pech", "Wo wollt ihr denn hin?", "Geht zurück nach hinten!", "Stellt euch hinten an!", "Wir waren zuerst da!" gekontert. Manche Leute sind so empört über uns, dass ihnen beinah die Spucke wegbleibt. O-Ton: "Ey, was schiebt ihr euch hier durch, hier stehen meine Frau und meine Kinder". Schnell begreifen wir, dass es wenig Sinn macht, unter diesen Umständen nach den anderen zu suchen. Da helfen selbst Wegbeschreibungen via SMS nichts.
Die Hosen beginnen mit dem 3 Akkorde für ein Halleluja Intro im Western-Style. Die Video-Leinwände machen auf der Bühne ganz schön was her, muss man ihnen lassen. Wie viel Strom das wohl verbraucht? Aber man muss ihnen auch zu Gute halten, dass sie neben den ganzen Projekten, die sie sowieso schon unterstützen (Pro Asyl, Oxfam, Atmosfair, Seawatch, Kein Bock auf Nazis etc.) bei ihrem Konzert auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Teil des "Labor Tempelhof" waren. Genauso wie bei dem Konzert von die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld soll daran gearbeitet werden, auch im Konzertbereich Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit zu erreichen. Hierzu wird von der Versorgung mit 100 % Ökostrom, der Einsparung riesiger Wassermengen, der Verarbeitung von Fäkalien zu Humus und Urin zu Dünger, dem größeren Angebot an vegetarischen und veganen Lebensmitteln und Barrierefreiheit alles bedacht. Nach dem Intro geht es mit "Alle sagen das", der letzten Single und einem der neuen Songs auf der "40 Jahre Best-Of", weiter. Ich mag den Song, gerade weil er mal wieder mehr Dampf macht. Bevor sie diesen Dampf mit "Altes Fieber" wieder etwas ablassen, gibt es davor noch "Auswärtsspiel", der ja auch gut knallt. Bei "Madelaine (aus Lüdenscheid)" gibt es erst mal ein paar sympathische Verspieler und Texthänger und der Song muss abgebrochen und neu begonnen werden.
Danach darf gegrölt werden. Mit "Bonnie & Clyde" und "Liebeslied" kommen zwei meiner Favoriten, vielen im Publikum geht es damit wohl ähnlich. Danach dann den neuen Song "112", bei dem sich Campino in eine von der Feuerwehr spendierten Jacke hüllt. Bei "Laune der Natur" muss ich etwas die Zähne zusammen beißen, der ist mir zu belanglos. "Niemals einer Meinung", "Weil du nur einmal lebst" und "Halbstark" besänftigen mich dann aber wieder, gerade "Halbstark", den sie seit der Magical Mystery Tour vor 10 Jahren wieder spielen, wird von mir und Vladi unendlich abgefeiert. Dann kurzer Gänsehautmoment bei "Helden und Diebe", ein Song, der so selbstreferenziell ist, dass er bei einer Jubiläums Tour nicht fehlen darf. Bei "Bayern", dem schunkeligen "Wannsee", bei dem Campino eine Bruchlandung vor der Bühne hinlegt, und "Unter den Wolken" kann ich mich schlecht konzentrieren, da ich eigentlich nur Ausschau nach Stolly und den anderen halte. Kurz darauf kommt die erlösende Nachricht von ihr, "lass in 5 Minuten an den Klos am Eingang treffen". Also machen wir uns bei "Willkommen in Deutschland" auf nach hinten zu den Klos. Bei "Pushed again" werden dann ein Haufen Pyros gezündet und die halbe Bürgerweide erstrahlt im roten Licht. "Steh auf...", "Alles aus Liebe", "Wünsch Dir was" und "Hier kommt Alex" schauen wir uns dann von weiter hinten an. Hier vor "Pizza Mario" lässt es sich durch den ganzen gebotenen Platz auch viel besser tanzen. Und mitsingen bzw. rumgrölen geht auch hier wunderbar.
Damit wären wir dann auch schon beim ersten Zugabenblock von drei. Dieser startet mit der schönen Schnulze "Alles passiert" und dem Ärzte-Cover "Schrei nach Liebe". Ich find es gut, dass sie den Song immer mal wieder covern, hätte mir heute aber gerne auch noch einen weiteren Hosen Song gegeben. Bei "Zehn kleine Jägermeister" müssen wir dann leider das Gelände verlassen, Stolly zittern schon die Knie und daher ist schnellstens ein Sitzplatz für sie von Nöten. Wir begeben uns wieder zum Skatepark. Von hier aus ist die Musik noch gut zu hören und ein Blick auf die Video-Leinwände ist auch drin. Es folgen noch "Schönen Gruß...", "Tage wie diese", das großartige "Verschwende deine Zeit", "Freunde" und das obligatorische "You'll Never Walk Alone". Im Zugabenblock Nummer 3 gibt es dann final noch "Nichts bleibt für die Ewigkeit", bei dem ich gerne noch mal richtig ausgerastet wäre, was mir hier hinten aber zu unangenehm ist und "Eisgekühlter Bommerlunder". Der Tag hört somit also auf, wie er angefangen hat.
An sich habe ich wenig zu meckern, eine Spielzeit von fast 2,5 Stunden ist schon recht ordentlich und es waren einige meiner Lieblingslieder dabei. Gefehlt haben mir am Ende dann trotzdem einige, gefreut hätte ich mich über "Alles wird gut". Das "1000 Gute Gründe", "All die ganzen Jahre" und "Opel-Gang" fehlen, schmerzt wirklich sehr. Eigentlich fast ein Skandal. Ein oder zwei Songs von der "Opel Gang" und "Unter falscher Flagge" wären sicherlich auch noch richtig geil gewesen. Zum Beispiel "Liebesspieler" und "Wir sind bereit". Na ja, bei einem so riesigen Schaffenswerk wie dem der Toten Hosen war ja klar das nicht alles, was ich mir gewünscht habe, gespielt wird.
Nachdem Konzert dauert es noch ca. 30 Minuten, bis wir ein Taxi bekommen, das unsere stark angeschlagene Truppe dann wieder zum Basiscamp bringt. Dort dauert es nicht lange, bis wir alle zufrieden, erschöpft und zum Teil so betrunken, dass man fast von Zombie-Modus sprechen könnte, auf unsere Matten fallen und einpennen.
Am nächsten Morgen bin ich komplett neben der Spur, mein emotionales, psychisches und physisches Befinden gleicht einem Trümmerfeld, auf dem nur noch Schutt und Asche zu finden ist. Ein wenig wiederhergestellt werde ich dann durch das geile Frühstück von Ginger, der schon Brötchen geholt und Kaffee aufgesetzt hat. Shout out dafür und natürlich auch für die Übernachtungsmöglichkeit. Zudem geht noch ein Dank an Krassi raus, der das Vehikel gestellt und gefahren hat.
Ich für meinen Teil hätte direkt Bock, am nächsten Wochenende, in voller Erwartung auf alle Songs, die ich heute nicht gehört habe, aufs nächste DTH-Konzert zu fahren. Da dies aber nicht passieren wird, hoffe ich inständig, dass dies nicht die letzte Tour der Düsseldorfer gewesen ist.
Nachdem Konzert dauert es noch ca. 30 Minuten, bis wir ein Taxi bekommen, das unsere stark angeschlagene Truppe dann wieder zum Basiscamp bringt. Dort dauert es nicht lange, bis wir alle zufrieden, erschöpft und zum Teil so betrunken, dass man fast von Zombie-Modus sprechen könnte, auf unsere Matten fallen und einpennen.
Am nächsten Morgen bin ich komplett neben der Spur, mein emotionales, psychisches und physisches Befinden gleicht einem Trümmerfeld, auf dem nur noch Schutt und Asche zu finden ist. Ein wenig wiederhergestellt werde ich dann durch das geile Frühstück von Ginger, der schon Brötchen geholt und Kaffee aufgesetzt hat. Shout out dafür und natürlich auch für die Übernachtungsmöglichkeit. Zudem geht noch ein Dank an Krassi raus, der das Vehikel gestellt und gefahren hat.
Ich für meinen Teil hätte direkt Bock, am nächsten Wochenende, in voller Erwartung auf alle Songs, die ich heute nicht gehört habe, aufs nächste DTH-Konzert zu fahren. Da dies aber nicht passieren wird, hoffe ich inständig, dass dies nicht die letzte Tour der Düsseldorfer gewesen ist.