F*cking Angry, Tom Vamos & The Vents, Luvdump, Snakes Among Us, 06.04.2023 in Liverpool, Outpost - Bericht von maks
F*cking Angry (& Manchester Punk Festival 2023 Warmlaufen/Intro), 06.04.2023 in Liverpool
Das MANCHESTER PUNK FESTIVAL steht an. Erstmalig für mich. Und 1 Tag davor auch noch dieser Gig in LIVERPOOL. Die Vorfreude wird durch gesundheitliche Familienstrapazen (Katze) jedoch im Vorfeld stark getrübt. Ich hatte die Fahrt schon gedanklich abgehakt, da stabilisierte sich die Lage unserer Mitbewohnerin etwas überraschend doch noch. Leider war sie aber nicht die einzige mit Handicap, so dass die Gesamtlage zwar zuließ, den Trip auf mich zu nehmen, aber leider alleine. So sehr ich mich zunächst auch weigerte, so sehr ließ ich mich vom guten Zureden der beiden beeinflussen. Was zum einen sehr schön ist, zum anderen aber auch – so unwichtig das in dem ganzen Kontext auch gerade ist – leichte Panik in mir auslöste, da ich alleine in England ziemlich aufgeschmissen wäre. Mein Englisch war immer Fünf Minus, trotz Abschreiben vom Klassenprimus. Eine Verständigung auf Englisch ist für mich per se unmöglich, da ich vor allem keinen einzigen Satz verstehe. Meine schlechten Ohren kommen den nicht vorhandenen Englischkenntnissen da auch nicht gerade zu gute. Au man ey. Ich war noch NIE alleine in UK und jetzt „muss ich“. Ich bin doch noch viel zu jung für sowas!
Ich lade noch schnell eine Translator-App mit Sprachfunktion herunter, um mich etwas zu beruhigen. Und bevor ich mich versehe, stehe ich auch schon ganz alleine mitten im Düsseldorfer Flughafen und sitze Stunden später in einem Flugzeug. Mamaaa!!!!!
In Manchester angekommen, werfe ich meinen Kram zunächst einmal in die Abstellkammer meiner Unterkunft gegenüber der Manchester´s Gay Village, denn in Liverpool ist das leider nicht so früh möglich. Hier werde ich allerdings erst ab Morgen hausen. Sämtliche Bezugsmenschen werden auch erst morgen hier einfallen und irgendwo anders Unterschlupf in Anspruch nehmen.
Da ich aber diese Überraschungsmomente liebe, geht es (fast) direkt weiter nach Liverpool, ohne den dort auftretenden F*CKING ANGRY und Tom VAMOS (dazu gleich mehr) zuvor von meiner Anwesenheit zu berichten. Gnihihihihi.
Aus weiteren gepäcktechnischen Gründen, dessen Erläuterung hier den Rahmen sprengen würde, bleibe ich noch ein paar Stunden in Manchester, bevor es dann mit dem Zug weiter nach Liverpool geht. Also beackere ich schon mal ein weiteres meiner Problemfelder: Die Orientierungslosigkeit. Mit diversen Zetteln unterm Arm drehe ich diverse Runden durch Manchester, um mir halbwegs zu merken, wo sich die einzelnen Venues des Manchester Punk Festivals befinden und wie ich mich zwischen diesen am geschicktesten hin und her bewege. Hier zur linken, über eine Wendeltreppe erreichbar (next Problemfeld: Höhenangst), die wohl schönste Location des MPF: ZOMBIE SHACK. Hier werden am Freitag unter anderem F*CKING ANGRY auflaufen.
Auch schön: THE BREAD SHED, in dem die Bühne für unter anderem SNUFF, der absoluten Überband, steht.
Dieses wunderschöne Pub steht inmitten hochmoderner Glaskästen höherer Bauweise, was zumindest real einen ebenso verrückten wie coolen Eindruck hinterlässt. So ein bisschen wir ein gallisches Dorf oder wie das AJZ BAHNDAMM, nach dem Schnellstraßenbau ringsherum. Hier findet zwar kein Gig statt, aber rechts daneben sehen wir das UNION, welches irgendwie zur Uni gehört und wo es ab Morgen nicht nur die Bändchen gibt, sondern auch in einer 800er Halle die etwas fetteres Gigs laufen werden. Beispielsweise WONK UNIT am Sonntag.
Und hier sehen Sie besagtes UNION nochmal von wat näher dran.
Auch kein Venue, muss ich aber trotzdem hier reinpatschen, weil eins meiner Lieblinxbilder auf dieser Tour: Eine alte Brauerei. Ein Träumchen.
Hier hätten wir dann noch den GORILLA, der Konzerteingang war allerdings um die Ecke unter einer Brücke. Daher ist das Foto hier zwar wertlos, dient aber der Vollständigkeit.
Das YES, der kleinste Veranstaltungsraum. verbirgt sich im 1.OG. Für Singer/Songwriter:innen und kleinere (Akustik-)Kombos, wie die großartigen BOOM BOOM RACOON.
Es gibt dann noch die SANDBAR für Lyrik-Auftritte, das REBELLION, wo erst zu später Stunde was ging (zur sogenannten Pommeszeit, also ohne mich) und ich glaub noch irgendwas, wo ich aber auch nicht war. Stattdessen noch ein anderes Foto an dieser Stelle und dann geht´s - nach fast 19km Rumgelatsche (ohne Scheiß!) - und Gepäckweggepacke ab nach LIVERPOOL.
Auffallend: Die extrem zahlreichen Irish Pubs. In LIVERPOOL leben tatsächlich viele Menschen irischer Herkunft. Und auch VAMOS bestanden seiner Zeit aus Menschen aus Irland und Liverpool. Wie ich später erfahre, sind das alles "Fake Irish Pubs". Wenn ich das richtig verstanden habe, weil die Ausdembodenstampfer:innen mit Irland zu großen Teilen gar nix am Hut haben. Generell wird hier viel auf Entertainment gesetzt: Karaoke-Bars, aus denen schon Mittags qualvolle Laute durch die Straßen dröhnen und ähnlich schlimme Läden.
Zur Linken die Lokalität für das heutige Abendprogramm: Das OUTPOST. Laut Szenekennern eins von zwei Läden in Liverpool, die man als DIY bezeichnen kann. Allerdings ist die Aufkleberkultur in UK noch immer arg zurück hinkend, was ich aber an dem Abend noch eindrucksvoll ändern werde: (Ollie von Vamos & The Vents am Ende des Gigs: "Maks, your stickers are really everywhere." - "Yes, Ollie, for example behind you." - das war in dem Moment witzig, weil Ollie den Sticker an genau dieser Stelle noch gar nicht gesehen hatte. Und wie ich das so schreibe muss ich zugeben, dass es auch wirklich nur witzig ist, wenn man dabei war. Pech gehabt.)
Nicht nur F*CKING ANGRY sind außer sich vor Freude, mich zu sehen. Auch Tom (Fronttom von der nicht mehr so existenten Band VAMOS, später Vamos and the Vents oder auch nur Tom Vamos und irgendwer oder ohne irgendwer), der bei meiner Ankunft vor dem Laden steht. Wir haben uns gefühlt seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen (eigentlich sind es ziemlich genau 6 Jahre) und ich bin nicht sicher, ob er mich überhaupt noch erkennt. Ich rufe: „Holla, Tom!“, but Tom looks like a car. Ich konzentriere mich volle Möhre und sage zu ihm: „Shall I help you on the jump?“ Doch bevor ich Tom an die bei uns einst herausgebrachte Split-10‘‘ mit THE KLEINS (hrrhrr) und VAMOS und unsere coole Zeit zusammen in Galway erinnern kann, muss es bei ihm geklingelt haben. Ungefähr so: „Ah, the guy with the without English. How could I forget? Ding Dong! Hey maks! What are you doing here?“ Schon wieder so eine Hürde, aber dank meiner Translation-App schnacken wir fast eine Minute, als hätten wir uns nie aus den realen Augen verloren. Good buddies never lost out of the eyes.
Kommen wir besser zum musikalischen, denn schließlich ist das hier Musikfachpresse und nicht das HansaZeneca. SNAKES AMONG US eröffnen den denkwürdigen Abend vor ca. 60 Leuten, womit der Konzertraum sehr gut gefüllt ist. North West-UK Hardcoregeballer. Halt für Leute, die Hardcoregeballer mögen.
Es folgen VAMOS & THE VENTS. Zur Rechten sehen Sie Tom Vamos, der einst mit seinem Bruder Vinny Vamos (der inzwischen in Island lebt) die Band VAMOS gründete. Am Schlagwerk damals Andre D., der seine Wurzeln tatsächlich im Ruhrgebiet hat, damals aber in Irland wohnte, und an dessen Stelle später Tony Vermin trat, der wohl schon in allen punkrockaffinen Liverpooler Bands das Trömmelchen bedient hat (z.B. THE VERMIN SUICIDES, PETE BENTHAM AND THE DINNER LADYS, THE DEAD CLASS, etc.). Apropos THE DEAD CLASS: Zur Linken Villy Raze, seiner Zeit Sänger und Gitarrist von THE DEAD CLASS, die mitunter an die DEAD KENNEDYS erinnerten. Villy macht inzwischen mit dem hier hinter dem Schlagzeug hängenden Olli Fontaine die zweiköpfige Band "DEAD RAZE", die auch irgendwann nach Teutschland kommen, bzw. es sogar schon waren.
Jetzt machen sie aber erstmal VAMOS-Sound, was eher in Richtung klassischen 77er Punk geht. Ach schön, wie früher, nur anders.
LUVDUMP sorgen dann wieder für vergleichsweise etwas krachigere Abwechslung. Waren auch schon mal mit F*CKING ANGRY irgendwo zusammen, bzw. hintereinander auf der Bühne, weiß aber nicht mehr wo. Geboten wir ein Mix aus HC, Punk, Skacore, Dub und bla. Wird jetzt nicht unbedingt in meine Top-Irgendwas aufsteigen, kann ich mir aber gut geben.
Solange sich alle an diesen freundlichen Hinweis an der Konzertraumtür halten, ist eh alle easy popisy.
And then.... F*CKING ANGRY!
Und ich steh da mit Dauergrinsen und Gänsehaut. Alleine aus UK habe ich schon ein halbes Dutzend Leute getroffen, die ich ewig nicht gesehen und irgendwann mal in mein Herz geschlossen habe. Die stehen jetzt hier vor der Bühne, wo alle total abgehen. Und auf dieser Bühne stehen F*CKING ANGRY. Ich liebe diese Band. Was habe ich das damals gefeiert, als die mir die Zusage gegeben haben, ihr erstes Album auf RILREC zu veröffentlichen. Das war damals für mich sowas wie der Anfang in die "richtige" Richtung, nachdem ich mit der einen oder anderen VÖ in der Vergangenheit schon nicht mehr so Happy war.
Neben mir steht Mary von TURBO BOOKING, die tatsächlich nur für heute gekommen ist und das MANCHESTER PUNK FESTIVAL gar nicht besucht. Als ich uns da beide so grinsend über beide Ohren wahrnehme, krieg ich tatsächlich einen Lachflash, weil ich mich bei einem kurzen, ganz sicher nicht ernst gemeinten Gedanken "wir stehen da und grinsen blöd, wie stolze Eltern" erwische. However: Das ist hier großartig. Mitten in Nord-England, in Liverpool. F*cking Angry! Vor einer feiernden Bande, die vermutlich nur der Auftakt für das ist, was morgen noch folgen wird.
NATÜRLICH (!) halte ich (ausnahmsweise mal) bis zum Ende durch, lege mich aber nun auch nicht wirklich viel später als ner halben Stunde after Curfew-Zeit nach zahlreichen Abschieds-Hugs in die Heia und bin am näxten Morgen fit genug, um ein letztes Liverpool-Foto zu schießen.
Und jetzt geht die Party erstmal richtig los. Also geh ich jetzt mal von aus. Also so für meine Verhältnisse Party halt. Turbo Fuß Wipping and so on. Äh, ja. Gute Nacht!
Cool words Maks...Great to see you.
Did you like the album? It will be released 15 th July. Maybe you would like to write a review? That would be cool..
Hope your good...Tom
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