Wayfarer, Havukruunu, 21.04.2023 in Oberhausen, Helvete - Bericht von Matt Greasejar
Wayfarer, 21.04.2023 in Oberhausen
Aber immerhin habe ich mich früh genug auf den Weg gemacht und wurde auch nicht über Gebühr vom ÖPNV gefickt, so dass ich pünktlich zum ersten Song vor der Bühne stehe.
Wayfarer kommen aus Denver/Colorado und wurden offenbar nicht (nur) mit Metal, sondern auch durch die dortige Americana- und Alternative-Country-Szene mit Bands wie 16 Horsepower, Woven Hand oder Slim Cessna's Auto Club sozialisiert.
Ergebnis dieser Einflüsse ist eine sehr amerikanische Herangehensweise an das Thema Black Metal. Wo europäische Bands sich von heidnischen Ritualen oder mittelalterlichen Kerkern inspirieren lassen, weht bei Wayfarer der staubige Wind des wilden Westens.
Die Enricio-Morricone-Vibes schaffen, zusammen mit klassischen BM-Riffs, eine ganz eigene Düsterkeit. Kann man schwer beschreiben, muss man hören.
Plattendeals hatten Wayfarer übrigens trotzdem immer auf Metal-Labels. Erst bei der Underground-Klitsche Prosthetic, dann bei den Kanadiern von Profound Lore, wo sie Labelmates so illusterer Bands wie Bell Witch, Full Of Hell, Pallbearer und Spectral Wound waren. Inzwischen hat Century Media die zwei letzten Alben in Europa lizenziert, was den Jungs demnächst hoffentlich öfter den Weg auf hiesige Bühnen ebnet.
Der Auftritt hat nämlich meine nach dem Genuss der Platten sehr hohen Erwartungen mehr als erfüllt. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass auch der frühe Slot gepasst hat, denn das konnte man sich auch am frühen Abend nüchtern geben...
...was wiederum für Huvukruunu nur bedingt galt. Die Finnen fabrizieren auf Konserve doch eher generischem Pagan-Black Metal. Wälder, Winter, Kälte, Einsamkeit, you know the drill. Live allerdings...
...gab es zumindest heute, am letzten Tag der Tour, den die Jungs offenbar sehr feuchtfröhlich gefeiert hatten, eine typisch finnische Abdreher-Show. Stellt euch einfach vor, eine Band wie Eläkeläiset oder Klamydia würde Black Metal spielen.
Das ganze Pagan-Gedöns nehmen die vier offenbar genau so ernst, wie man das sollte - also gar nicht. Und das Patronen-Stirnband des Bassers ist auf jeden Fall Bühnenoutfit des Jahres und setzt hoffentlich einen Trend!
Beide Bands stürmten dann auch zwischendurch die Bühne der jeweils anderen Kapelle (habe leider nicht rechtzeitig abgedrückt) und hatten auch sonst sichtlich Spaß in den Backen.
Mit einem brachialen Celtic-Frost-Cover endete das Konzert recht früh am Abend. Ich könnte ich also dank Auto-MFG (danke Mosch) früh, trocken, ohne Öffi-Stress und nur moderat angeschickert zuhause sein und endlich mal den Tatort von letzter Woche aus der Mediathek nachholen. Ich könnte aber auch gen AZ weiter ziehen, um noch was von Ch'ahom mitzukriegen. Was es wohl geworden ist?