Ch'ahom, 21.04.2023 in Mülheim/Ruhr

Scheiß Konzertüberversorgung im Ruhrpott: Zeitgleich zum Bierschinken-Fest gibt es nicht nur ein sondern gleich zwei sehr sehenswerte Metal-Konzerte. Die Country-BM-Avantgardisten von Wayfarer zocken in der Helvete, und Ch'ahom, eine neue Black/Death-Band aus dem Essen/Mülheimer Kriegszittern-Umfeld, im AZ Mülheim. Ja gut, FZW muss heute mal über die Klinge springen, wer weiß, wann die Amis mal wieder im Lande sind. Und nachdem sowohl die als auch ihre finnischen Tourkollegen von Havukruunu relativ früh am Abend durch sind, könnte ich dank Auto-MFG (danke Mosch) früh, trocken, ohne Öffi-Stress und nur moderat angeschickert zuhause sein. Ich könnte aber auch durch strömenden Regen zum Bahnhof dackeln, mich von einer im Schneckentempo dem Fahrplan hinterher zuckelnden S3 voller nerviger Jugendlicher nach Mülheim bringen lassen und mir dabei schäbbiges Budenbier in den Hals kippen, um vielleicht noch was vom Konzert im AZ mitzukriegen. Also, wat fragste, Zweifickendehunde?

Eröffnet wurde der Abend von Eyemaster. Brachialer Death Metal der schwedischen Schule aus Essen, u.A. mit der von Imha Tarikat und Hexer bekannten schönsten Vokuhila des Ruhrgebiets am Schlagzeug. Konnten bei früheren Shows selbst fachfremde Bierschinken-Schreiber überzeugen und waren auch heute bestimmt wieder super. Aber zu früh für mich.

Der Name Eyemaster könnte übrigens sowohl von einem Entombed-Song als auch von einem an den HM2 angelehnten und entsprechend gut für den typischen Schweden-Sound geeigneten Gitarrenverzerrer inspiriert sein. Passen würde beides. Was gar nicht dazu passt, ist dieses Bild. da sind nämlich schon Ch'ahom drauf. Aber ich wollte halt noch ein bisschen klugscheißen.

Sänger, Gitarrist und wohl auch treibende kreative Kraft bei Ch'ahom ist der Gitarrist der Mülheimer Crust-Todesmetaller "Kriegszittern". Außerdem ist seit 2017 der Drummer von Pale Spektre und Sadistic Goatmessiah dabei. Insgesamt gibt es die Band tatsächlich schon seit 2016, und sie hat bereits fünf Demos (und ein Compilation-Tape, auf dem die remasterten Songs der ersten vier drauf sind) veröffentlicht.

Musikalisch geht es bei Ch'ahom in eine ähnliche Richtung wie Kriegszittern. Aber wo die, wie die großen Vorbilder von Bolt Thrower, auch mal eine crustig-doomige Dampfwalze ausrollen, treten Ch'ahom das Gaspedal weiter durch und bellen eine punkig-schwarzmetallische Variation dieses Sounds raus.

Die Texte und das Artwork orientieren sich an der okkulten Seite der präkolumbianischen Kultur Südamerikas - hier speziell der Maya. Das hielt ich für einzigartig, als ich es das erste Mal bei Saqra's Cult aus Belgien gesehen und gehört hatte, dann entdeckte ich Invunche aus den Niederlanden (spielen übrigens Anfang Juni im AZ) und jetzt Ch'ahom - ist das ein neuer Trend? Wenn ja: Warum nicht. Besser als der immer gleiche Wotans-Quatsch.

Das AZ ist gut gefüllt, das Publikum hat offensichtlich Spaß, und zwischendurch kommt auch mal ein Pit zustande.

Ach, doch, hat sich gelohnt, noch den Abstecher ins AZ zu machen. Und das sage ich, obwohl Bahn und DVG auf dem Heinweg mal wieder alles gegeben haben.

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