Epilog: Nach dem Konzert schlendere ich gelassen durch die laue Sommernacht zum Auto zurück. Ich lass mich quasi in der Menschenmenge hinaus treiben. Gucke mir die Leute an und schnappe dabei Gesprächsfetzen auf. Über die Well-Brüder als musikalische Unterstützung der Streikenden bei, ich glaube, Nokia. Sehe von den Hosen begeisterte Omas, einen Camper mit absurd großem Wohnmobil inklusive Speedboot-Yacht auf dem Anhänger, aus denen "Tage wie diese" schallt und doch noch eine Nietenlederjacke. Dieser Abend erfordert wirklich Ambiguritätstoleranz und dürfte für so manchen unser Leser einem total Höllentrip gleichen. Ich fühle mich grad bestens unterhalten. Die Rückfahrt verläuft problemlos, obwohl ich in den zahlreichen S-Kurven, mit dem einen funktionierenden Scheinwerfer kaum Sicht habe. Zuhause lasse ich den Abend auf der Terrasse Revue passieren und bin etwas stolz, meinem Kopfkino am Abend nicht die Überhand gewinnen lassen zu haben. Rückblickend und mit ein wenig mehr Kenntnis über das Schaffenswerk der Bajuvaren sind viele Nummern nicht neu gewesen, was sie dadurch aber nicht schlechter macht. Einige sind zum Beispiel auf der Platte "Die Well-Brüder & Gerhard Polt - 40 Jahre!" zu finden. Auf der ich vor allem den Milchpreis-Rap "40 Cent" und die Polt-Nummern "Kormoran", "Bildung" und "Da Depp" empfehlen kann. Trotzdem wurde hier wieder mal treffend bewiesen, das zusammen passt was man eigentlich für sehr unpassend halten würde. Gerade wegen seiner Besonderheit, der Einzigartigkeit, ein Konzert, das mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Alles in allem, hatte ich einen sehr schönen Abend, auch wenn ich nicht alles wahnsinnig lustig fand, habe den Widrigkeiten getrotzt, habe in vielerlei Hinsicht einen Blick über den Tellerand gewagt, dabei meinen Horizont erweitert und Zeit damit verbracht, mal nur was für mich zu machen. Und auf einmal weiß ich wieder ganz genau, warum ich mir all den Stress antue.